Pasing:Durchschweben bis Laim

Bundesgartenschau in München im Endspurt

Gondel-Perspektive: Geht es nach der SPD in Pasing und Germering, könnten Pendler, wie hier 2005 in der Seilbahn über dem Gelände der Bundesgartenschau in der Messestadt Riem, in luftiger Höhe zur Arbeit fahren.

(Foto: Frank Leonhardt/ dpa)

Auch Pasings SPD hat die Seilbahn entdeckt. Die Trasse von Germering könnte das neue Quartier an der Paul-Gerhardt-Allee an die Stadt anbinden. Eine Luftnummer, finden CSU, Grüne und FDP

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Zusammen mit 34 anderen Passagieren in der Kabine gelassen über allem dahinschweben. Über den täglichen Staus auf der Bodensee- und Landsberger Straße, über den notorischen Störungen der S-Bahn, den Baustellen auf der Tramtrasse. Und das von Germering bis Laim und zurück. Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing hat sich vom luftigen Antrag der Genossen im Germeringer Stadtrat beflügeln lassen: Eine Seilbahn, Start etwa im Germeringer Stadtteil Harthaus, mit Stopps in Freiham, Westkreuz und Pasing, könnte noch bis zum Laimer S-Bahnhof verlängert werden und auf ihrem Weg dorthin auch im riesigen Pasinger Neubauquartier an der Paul-Gerhardt-Allee Fahrgäste zusteigen lassen.

"Kompletter Unfug", wetterte Andreas Bergmann von den Grünen. "Wir wollen nicht über den Gleisen fahren, sondern auf den Gleisen!" Weil man sich als Grüner alternativen, innovativen Verkehrslösungen nicht verschließen kann, hängten sich Bergmann und seine Fraktion bei der CSU an: An der Machbarkeitsstudie für die Seilbahntrasse, wie sie die Germeringer Sozialdemokraten beantragt haben, könne sich die Landeshauptstadt ja beteiligen. Allerdings nur bis zum Pasinger Bahnhof. Die Verlängerung darüber hinaus bis Laim mit Halt im Paul-Gerhardt-Quartier aber halten die Christsozialen für kontraproduktiv. Denn dort, an der Berduxstraße, wünsche man sich eine S-Bahn-Anbindung für die knapp 6000 Bewohner des neuen Quartiers. Seilbahn- und S-Bahn-Stopp, mit beidem werde man bei den Zuständigen wohl kaum durchkommen.

Sven Wackermann, CSU, äußerte zudem auch grundsätzliche Zweifel an den Seilbahn-Plänen. Diese würde sich, so will Wackermann erfahren haben, maximal mit 28 Stundenkilometer dahinbewegen, die S-Bahn bringe es immerhin schon mal auf 80 Stundenkilometer. "Im morgendlichen Berufsverkehr wird sich jeder, der es eilig hat, lieber in die volle S-Bahn zwängen", glaubt der CSU-Stadtrat. Die Germeringer Sozialdemokraten beschreiben die Seilbahn in ihrem Antrag allerdings keinesfalls als gemächliches Gefährt. Nach ihren Berechnungen könnte sie die etwa 6,4 Kilometer lange Strecke zum Pasinger Bahnhof in sportlichen 13 Minuten bewältigen. Bei zwei Stopps in Freiham und am Westkreuz betrage die Fahrzeit bis Pasing etwa 16 Minuten.

Die SPD-Sprecherin, Stadträtin Constanze Söllner-Schaar, wollte die Idee vom Seilbahn-Halt an der Berduxstraße nicht kampflos aufgeben und startete, wenn auch am Ende vergeblich, durch zu einer Attacke in Richtung CSU. Die solle ihren Verkehrsministern in Land und Bund doch bitteschön endlich einmal Beine machen, was den S-Bahnhalt für das neue Pasinger Quartier angeht. "Wenn diese zwei Kollegen nicht länger Zeit und Geld mit der Pkw-Maut vergeuden würden, wäre ich ihnen sehr dankbar", sagte Söllner-Schaar. Letztlich könnten die Machbarkeitsstudien parallel laufen, für den Seilbahn- und den S-Bahnhalt. Das wollte wiederum die CSU-Fraktion nicht so stehen lassen, sie ist schließlich gerade dabei, ihrem Parteikollegen Hans Reichhart, Bayerns Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Beine zu machen mit der Unterschriften-Initiative "S-Bahnhaltestelle Berduxstraße sofort realisieren".

Auf der Internetseite des Ortsverbands könnten sich die Bürger den offenen Brief an Reichhart herunterladen und versenden. Winfried Kaum, Vorsitzender der CSU-Pasing, sagte im Gremium: "Wir kämpfen für den Berdux-Halt und werden unseren Minister nicht schonen."

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