Pasing:Die Überfahrer

Pasing: Der Marienplatz ist ebenfalls ein Problembereich: Das blaue Schild weist den Bereich als Gehweg aus. Aber für Fußgänger kann es gefährlich werden, wenn sie dort unterwegs sind.

Der Marienplatz ist ebenfalls ein Problembereich: Das blaue Schild weist den Bereich als Gehweg aus. Aber für Fußgänger kann es gefährlich werden, wenn sie dort unterwegs sind.

(Foto: Catherina Hess)

Das Verkehrskonzept für Pasings Zentrum schert auch Jahre nach seiner Einführung viele Autofahrer nicht. Lokalpolitiker fordern deshalb, dass die Einhaltung der Regeln stärker kontrolliert wird

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Das Verkehrskonzept im Pasinger Zentrum scheint auch Jahre nach seiner Einführung ein Akzeptanzproblem zu haben. Ob es sich bei diesen Anpassungsschwierigkeiten von Autofahrern, Radlern und Fußgängern um schlichte Unaufmerksamkeit, Ignoranz oder um eine spezielle Form von bürgerlicher Renitenz handelt, ist kaum zu ermitteln und hilft womöglich auch nicht weiter. Der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing jedenfalls will nicht gerade die pädagogische Karte ausspielen, beispielsweise durch mühselige Informationskampagnen. Es soll weh tun: Das Gremium will Geld auf Vorschlag der CSU-Fraktion ausgeben und - aus seinem eigenen Bürger-Budget-Topf - die kommunale Verkehrsüberwachung für verstärkte Kontrollen anheuern. Zeitlich befristet, denn ein Betrag von 5000 Euro ist endlich. Wer also die Gewohnheit hat, auf die Überfahrverbote am Pasinger Marienplatz und am Bahnhofsplatz zu pfeifen, mag sich das demnächst doch etwas genauer überlegen.

Schauplatz Bahnhofsplatz, dort gibt es den sogenannten Stöpsel: Wer mit dem Pkw oder sonst wie motorisiert aus der Bäckerstraße auf den Bahnhofsplatz zusteuert, steht dort dann meistens an der Ampel parallel zur wartenden Tram. Bei Grün sollte der Verkehrsteilnehmer, sofern er keinen MVG-Bus fährt oder über einen Taxischein verfügt und in einem solchen am Steuer sitzt, in jedem Fall an den Tramschienen orientieren. Denn die Passage geradeaus über die Ampel nach Westen in die Kaflerstraße ist für ihn tabu. Eben dies wird dem Überfahrer die kommunale Verkehrsüberwachung, sollte sie ihn dabei ertappen, erläutern oder per Post zusammen mit einem Bescheid mitteilen.

Der Einsatz der kommunalen Verkehrsüberwachung soll in Absprache mit der Pasinger Polizeiinspektion erfolgen, die - noch - ihre Wache an der Institutstraße hat. Und so eigentlich den zweiten Schauplatz notorischer Verkehrsübertretungen quasi aus den vielen Fenstern des ehemaligen Instituts der Englischen Fräulein bestens im Blick haben könnte: den Pasinger Marienplatz. Doch wer je auf einer Bürgerversammlung in Pasing und Obermenzing dem Inspektionschef Peter Löffelmann aufmerksam zugehört hat, weiß wie extrem dünn die Personaldecke seiner Wache ist und wie viele Überstunden die Beamten vor sich herschieben. Verstärkte Kontrollen im Pasinger Zentrum sind deshalb für die Inspektion nicht zu leisten - auch das wird von Löffelmann in seinem Polizeibericht stets betont.

Der Marienplatz mit seiner Madonnensäule, den roten Baumtrögen und der Stadtmöblierung ist nur ansatzweise verkehrsberuhigt. Immerhin wird der heute nicht mehr wie eine Verkehrsinsel komplett umfahren, sondern liegt quasi im Zwickel von Planegger-, Landsberger - und Bodenseestraße. Verkehrsteilnehmer aus Richtung Planegger Straße können nur nach Westen in die Bodenseestraße weiter, so gilt es auch in der Gegenrichtung. Nach Osten über die abgesenkten Verkehrsflächen in die Landsberger Straße - so bedeutet es an sich ein ziemlich aussagekräftiges Schild - dürfen nur Linienbusse, Taxen und Fahrräder. Ebenfalls auf dem Schild zu sehen ist der "blaue Lolli", eine Mutter mit Kind an der Hand auf blauem Grund, das die Zone als Gehweg ausweist. Gerade sie sind gefährdet, wenn sich in der an sich verkehrsberuhigten Geschäftszone zwischen Bahnhofsplatz, Gleichmannstraße, Marienplatz und Landsberger Straße außer Bussen und Taxen auch noch Pkw und sonstige Fahrzeuge tummeln.

Gegen den CSU-Vorschlag im Gremium stimmte nur die SPD-Fraktion, die sich lange dagegen gewehrt hatte, dass der "Stöpsel" am Bahnhofsplatz zur Überfahrt für die Taxler freigegeben wurde. Heute fühlt sich die Fraktion in ihrer Prognose bestätigt, dass die Taxifahrer auch andere Verkehrsteilnehmer zur Überfahrt animieren könnten. Genau so sei es gekommen, nun Geld für Kontrollen zu fordern, so Sprecherin Constanze Söllner-Schaar, sei "eher peinlich". Von den Grünen kam hingegen Zustimmung, wenn auch aus einer eher fatalistischen Haltung heraus, wie Ingrid Standl es formulierte. "Ok, bevor überhaupt nichts passiert. Aber die Autos fahren dort so oder so."

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