Pasing:Deckel drauf

U-Bahn-Baustelle in München Moosach, 2010

Wie einst am Moosacher St-Martins-Platz werden auch die Bahnhöfe Am Knie und Pasing im Rohbau aussehen. Sie entstehen unter einem Deckel.

(Foto: SZ-Archiv/Stephan Rumpf)

Während der Arbeiten zur Verlängerung der U 5 von 2021 an müssen sich die Anwohner auf massiven Baulärm einstellen. Parallel dazu wird es auch im Straßenverkehr zu gravierenden Behinderungen kommen, betroffen ist auch die Trambahn

Von Andreas Schubert, Pasing

Gemütlich wird es für die Anwohner nicht werden, wenn von 2021 an die U 5 verlängert wird - auch wenn die Stadt versucht, die Belastung durch Lärm und Schmutz möglichst gering zu halten. Das räumt Frank Frischeisen ein, der leitende Baudirektor für das Projekt. Am Donnerstag hat er im Pasinger Max-Planck-Gymnasium die Pläne für die Bauabschnitte 78 und 79 vorgestellt. Ersterer erstreckt sich zwischen Fischer-von-Erlach- und Josef-Felder-Straße. Abschnitt 79 verläuft entlang der Josef-Felder-Straße bis zur Kreuzung Pippinger Straße. Stationen entstehen Am Knie und am Bahnhof Pasing.

Rund 100 Anwohner sowie einige Stadträte und Bezirksausschuss-Mitglieder hörten sich die Details an. Und die haben es zum Teil in sich: So können die Bahnhöfe Am Knie und Pasing nicht bergmännisch gebaut werden, weil sie zu nah an der Oberfläche sind. Deshalb hat das Baureferat die sogenannte Deckelbauweise gewählt. Die läuft so: Zunächst werden Bohrpfahlwände und Stützen erstellt, dann ein Deckel aus Beton auf die Baugrube gesetzt, der Bahnhof wird dann unter diesem Deckel gebaut. Das Problem dabei: Das Erstellen der Bohrpfähle verursacht ziemlichen Lärm, weshalb die Stadt betroffenen Anwohnern Schallschutzfenster bezahlt.

Unannehmlichkeiten wird natürlich auch die Verkehrsführung während der Bauzeit verursachen: So werden in der ersten Bauphase des Abschnitts 78 zunächst die Tram und die Autofahrspuren auf die Ostseite der Straße Am Knie verlegt, das Baufeld eingerichtet, Kanäle und Leitungen verlegt und der Deckel für die Westseite des Bahnhofs erstellt. Das dauert 19 Monate. Dann wird die Tram wieder auf die Westseite, also auf den Deckel, verlegt und der Deckel auf der Ostseite gebaut. Das dauert 16 Monate. Weitere 20 Monate gehen für Aushub des Bahnhofs und der Wiederherstellung der Tramoberleitung drauf. Die gute Nachricht dabei: Der Tram- und Busverkehr wird während der gesamten Bauzeit fließen, die Zufahrten zu den Grundstücken bleiben erhalten.

Ein Detail der Bauplanung stieß auf Kritik: Der Aufzug des Bahnhofs Am Knie entsteht an der dem Westen zugeneigten Seite, damit er an die vorgesehene Fußgängerbrücke über die Bahngleise zum Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee angeschlossen ist. Dass es nur einen Aufzug im Bahnhof geben werde, fand nicht nur der BA-Vorsitzende Romanus Scholz (Grüne) bedauernswert, da Menschen mit Behinderungen mit einem Aufzug an der Ostseite auch besser das Westbad erreichen würden.

Dort soll es nur eine Rolltreppe geben. Die U-Bahn-Station am Pasinger Bahnhof wird an der Josef-Felder-Straße, also der Nordumgehung gebaut. Er entsteht ebenfalls in einer halbseitigen Deckelbauweise, sodass die Umgehung nicht für den Verkehr komplett gesperrt werden muss. Allerdings wird es pro Fahrtrichtung nur je eine Spur geben. Die Bauweise verläuft wie Am Knie. Zunächst wird der Verkehr auf die Nordseite der Straße verlegt, dann, wenn der Deckel nach eineinhalb Jahren fertig ist, werden die Spuren auf die andere Straßenseite verlegt und die andere Deckelhälfte gebaut. Das dauert ebenfalls anderthalb Jahre. In den nächsten dreieinhalb Jahren wird die Station gebaut. Sie bekommt unter anderem einen Zugang zur Unterführung am Pasinger Bahnhof.

Der Bau der Streckentunnel erfolgt in beiden Abschnitten bergmännisch, also ohne Einfluss auf den Verkehr auf der Oberfläche. Im Gegensatz dazu wird der Planungsabschnitt 77 an der Gotthardstraße in Laim wegen der geringeren Tiefe des Tunnels und der Beschaffenheit des Erdreichs in Deckelbauweise erstellt - mit deutlich größeren Folgen für Anwohner. Die Pasinger kommen also vergleichsweise gut weg. Das Baureferat verspricht nur "minimale Eingriffe" in Privatgrundstücke, da die Bauwerke fast komplett im Straßenbereich liegen oder unterirdisch verlaufen, wobei sie allerdings einige Privatgrundstücke unterqueren. Eingriffe wird es aber in manche Vorgärten geben. Die Stadt will auf die Eigentümer zugehen und über Entschädigungen verhandeln, sowie Häuser noch vor Baubeginn begutachten, falls während des Baus Schäden entstehen. Rund 180 Bäume werden dem Bau in den beiden Abschnitten zum Opfer fallen und später wieder aufgeforstet. Nach sechs bis sieben Jahren Bauzeit solle es "wieder so schön wie vorher" werden, wie Frischeisen sagte. Das kommentierten manche im Saal mit ironischem Gelächter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: