Pasing:Aus für Pasinger Multiplex-Kino

Pasing: Kulturelle Ödnis könnte auf dem ehemaligen Stückgutgelände auch nach der Bebauung herrschen - die Kino-Pläne haben sich zerschlagen.

Kulturelle Ödnis könnte auf dem ehemaligen Stückgutgelände auch nach der Bebauung herrschen - die Kino-Pläne haben sich zerschlagen.

(Foto: Catherina Hess)

Im Bieterverfahren kann sich Investor Jakob Willibald gegen die Konkurrenz nicht durchsetzen. Stattdessen entstehen auf dem ehemaligen Stückgutgelände nun Wohnungen, Hotel-Appartments und Einzelhandel

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Theoretisch könnte auf dem Grundstück an der Landsberger Straße vis-à-vis der Pasing Arcaden auch eine Sternwarte gebaut werden, kalauerte im Dezember 2013 Christian Müller (SPD). Der damalige Chef des Bezirksausschusses wollte beruhigend auf jene Bürgerinitiativen im Stadtviertel einwirken, die zum Protest rüsteten gegen ein geplantes Multiplex-Kino mit 1700 Plätzen auf dem ehemaligen Stückgutgelände. Zu viel Verkehr würde ein solcher Filmpalast bringen. Müllers Hinweis erwies sich als prophetisch: Ein Riesenkino für den Münchner Westen wird es in Pasing nun nicht geben, freilich auch keine Sternwarte, sondern weitere Wohnungen, Hotel-Appartments und Einzelhandel. Die Stadt hatte die mehr als 8500 Quadratmeter Grund europaweit ausgeschrieben, der Kino-Investor Jakob Willibald war im Bieterverfahren unterlegen. Mit einem Angebot im "sehr weit zweistelligen Millionen-Bereich" habe sich sein Unternehmen nicht gegen die Konkurrenten durchsetzen können, sagt Willibald, Geschäftsführer Real Asset Projektentwicklung Immobilienmanagement GmbH. Der Pasinger Geschäftsmann bedauert das umso mehr, weil der Standort für ein Multiplex in Pasing aus seiner Sicht ideal gewesen sei. Zudem würden in der Planung des Projekts vier Jahre Arbeit stecken, Kosten in Höhe von circa 500 000 Euro seien aufgelaufen. Das Ausschreibeverfahren habe sich sehr in die Länge gezogen. "Vielleicht hätten wir vor zwei Jahren noch eine Chance gehabt", sagt er, doch mittlerweile sei das Preisniveau exorbitant gestiegen.

Willibalds Firma hatte 2012 bei der Stadt den Antrag auf Bauvorbescheid für ein Großkino mit zwölf Sälen und 1800 Plätzen gestellt, den Antrag dann 2013 zurückgenommen, überarbeitet und in einer etwas abgespeckten Version mit 1700 Plätzen eingereicht. Auch in dieser Dimension wäre dieses Kino noch das zweitgrößte im Stadtgebiet gewesen. Der Mathäser am Hauptbahnhof verfügt über mehr als 4200 Plätze in seinen 14 Sälen, das Cinemaxx am Isartor über sieben Säle mit circa 1500 Sesseln.

Das geplante Multiplex war in Pasing nicht unumstritten. Die einen begrüßten das Projekt, weil seit mehr als 30 Jahren ein Kino im Stadtviertel fehlt. Die anderen fürchteten die Sogwirkung eines Riesenkinos und den damit verbundenen Verkehr. Ob diese Befürchtungen aus der Welt sind, wenn auf dem Südteil des ehemaligen Stückgutgeländes weitere Wohnungen, Hotel-Appartments und Einzelhandel entsteht, bezweifelt Romanus Scholz (Grüne), der aktuelle Vorsitzende des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing. Vor etwa drei Wochen hat er von Fraktionskollegen im Stadtrat vom Aus für das Multiplex erfahren. In nicht öffentlicher Sitzung sei dort das Ergebnis der Ausschreibung vorgestellt worden. "Es hat wohl an die zehn Bieter gegeben, sie haben den Höchstbietenden genommen", sagt Scholz, der über Details des Deals nicht reden kann. Auch die Stadt hält sich bedeckt. Der Kaufvertrag für das sogenannte Kino-Grundstück sei noch nicht abgeschlossen, weshalb man keine Stellung geben können, heißt es aus dem Kommunalreferat.

Scholz sieht die Chancen schwinden, dass sich der Pasinger Kino-Wunsch in absehbarer Zeit erfüllen lässt. Allenfalls lasse sich in das Kulturzentrum, das für den abgerissenen Kopfbau kommen soll, ein kleiner Filmsaal integrieren. Investor Jakob Willibald glaubt weiterhin an den Bedarf für ein Großkino im Münchner Westen.

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