Es ist ja eine Tradition geworden, die jüngeren Fans unter den Anhängern des FC Bayern München haben noch nie etwas anderes erlebt: Wenn die Mannschaft auf den Rathausbalkon trat, dann jubelte die Menge zwar, dafür hatte sie sich schließlich versammelt auf dem Marienplatz. Nur wenig später gab es aber immer ein gellendes Pfeifkonzert. Das war der Moment, in dem Christian Ude das Mikrofon in die Hand gedrückt bekam.
Der frühere Oberbürgermeister ist bekennender Sechzger, bei Meisterfeiern des FC Bayern hatte der Sozialdemokrat deshalb nie einen leichten Stand. Er sagte tapfer ein paar Worte, die in allgemeinen Unmutsbekundungen untergingen. Dann trat er wieder in die zweite Reihe, was ihm im Gegensatz zu seinen sonstigen Auftritten ganz recht war. Am kommenden Samstag nun wird alles anders, da empfängt erstmals Dieter Reiter als Oberbürgermeister die Mannschaft zur Meisterfeier. Reiter ist Bayernfan - bleibt abzuwarten, ob nicht doch ein paar Leute aus Gewohnheit pfeifen.
Der Verein stellt so sicher, dass Uli Hoeneß dabei sein kann
Der FC Bayern hat sich entschieden, seine Meisterfeier wie im vergangenen Jahr nach dem letzten Heimspiel auszurichten, obwohl das Pokalfinale gegen Borussia Dortmund eine Woche später noch ansteht. Vielleicht ist das eine ganz gute Idee - falls der DFB-Pokal an den BVB geht, wird in München nach dem Ausscheiden aus der Champions League kaum einem mehr der Sinn nach Party stehen. Vielleicht ist es aber aus Sicht der Verantwortlichen auch deshalb eine ganz gute Idee, weil sie so sicherstellen, dass Uli Hoeneß noch dabei sein kann. Könnte ja sein, dass der das Pokalfinale bereits im Gefängnis schauen muss.
Wie im vergangenen Jahr wird der Verein also schon nachmittags im Stadion mit seinen Fans feiern, der Plan für die Party auf dem Balkon steht noch nicht genau fest. Zur Debatte steht etwa, ob die Spieler wie üblich in Cabrios des Sponsors die Leopoldstraße entlang zum Marienplatz rollen, oder dieses Mal alle gemeinsam in einem offenen Bus fahren. Die exakte Route ist ebenfalls noch nicht festgelegt, sie soll aber eher kurz gehalten werden.
Gegen 21 Uhr wollen die Spieler spätestens auf dem Balkon stehen und die Meisterschale präsentieren, anschließend geht es wohl weiter in einen Club in der Innenstadt. Bleibt die Frage, ob Trainer Pep Guardiola zwischen Spielende und Beginn des Autocorsos seinen Anzug wechseln muss - weil die Spieler ihn im Stadion eben doch mit Weißbier duschen, obwohl er sich das ausdrücklich verbeten hatte.