Partnachplatz:Freie Räume

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Mehr Platz für Fußgänger und Freischankflächen, weniger Stellplätze für den motorisierten Individualverkehr: Auch an der Nordseite des Partnachplatzes wird das Konzept greifen, das die Stadt nun nach dem Willen der Bürgerinnen und Bürger verwirklicht. (Foto: Robert Haas)

Rund um den Partnachplatz entsteht eine verkehrsberuhigte Zone, in der Fußgänger, Radler und Autofahrer aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Ziel ist ein urbaner Ort, an dem die Menschen gern verweilen

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Gemeinsam langsamer voran: Nach diesem Motto soll der lange diskutierte Umbau des Partnachplatzes nun in die Gänge kommen. Rund um den Platz, der inzwischen mit einer Hightech-Toilette sowie mit mehreren Sitzbänken aufgewertet wurde, entsteht ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, in dem für Rad- und Autofahrer Tempo 20 gilt. Sie werden sich künftig die Fahrbahn im Mischverkehr teilen müssen, die bisherigen Radwege werden aufgelöst. Den Fußgängern ist der Gehweg vorbehalten, sie müssen aber beim Queren der Fahrbahn vorsichtig sein, sie haben keinen Vorrang. Die Umbauten betreffen im Wesentlichen den Norden und den Westen des Partnachplatzes, an dessen Südseite sich Eingriffe verboten, denn dort führt die Albert-Roßhaupter-Straße entlang, eine wichtige Verkehrsachse.

Von dem Umbau sollen vor allem die Geschäfte und Cafés an der Nordseite des Partnachplatzes profitieren. Da der Radweg entfällt, weil sich die Radler mit den Autofahrern die künftig schmalere Fahrbahn teilen, bleibt nicht nur für die Grünstreifen mehr Platz (sieben statt vier Meter), sondern auch für den Gehweg, der sich von knapp fünf auf mehr als sechs Meter verbreitert. Dies eröffnet auch mehr Räume für Stühle und Tische vor den Läden, diese Freischankflächen könnten zu einer verbesserten Aufenthaltsqualität für die Bürgerinnen und Bürger beitragen.

Sie waren es ja auch, die in der breit angelegten Öffentlichkeitsphase vor dem Umbau in mehreren Workshops das Für und Wider der einzelnen Varianten erörtert hatten. Damals, vor gut zwei Jahren, kristallisierte sich schnell heraus, dass nur eine deutliche Verkehrsberuhigung (bisher war es eine Tempo-30-Zone) dieses Zentrum des Viertels aufwerten könne. Der Bezirksausschuss Sendling-Westpark goss die Wünsche der Bürgerschaft dann in einen Antrag, den das zum Jahresbeginn neu eingerichtete Mobilitätsreferat nun in einer Vorlage für den Stadtrat aufgegriffen hat.

Alles wird anders: Auch die Fußgänger müssen sich auf Veränderungen einstellen, zum Beispiel an der Kreuzung nordwestlich vom Partnachplatz. (Foto: Robert Haas)

In der jüngsten Sitzung des Stadtviertel-Gremiums wurde der von der Verwaltung vorgeschlagene Umbau weitgehend positiv aufgenommen. Für die CSU gab allerdings Fraktionssprecher Alfred Nagel zu bedenken, ob es wirklich richtig sei, die bisherigen Radwege aufzugeben. Seiner Meinung nach wären die Radler lieber auf einer eigenen Spur unterwegs. Sein Antrag, dies nochmals bei einem Ortstermin zu prüfen und die Radwege gegebenenfalls beizubehalten, fiel jedoch durch. Er wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt, acht BA-Mitglieder stimmten dafür, acht dagegen, wobei das Abstimmverhalten quer durch die Fraktionen verlief.

Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) wies zwar auch darauf hin, dass es vor allem an der Westseite des Platzes, also vor dem Rewe-Geschäft, mitunter recht eng zugehe. Allerdings sieht der Umbau vor, dass der Gehweg sich dort um den wegfallenden Radstreifen verbreitert, künftig also einen Querschnitt von 4,5 Metern haben wird. Auch auf der anderen Seite dieser Straße, die als Verlängerung der Partnachstraße bis zur Albert-Roßhaupter-Straße führt und von den Planern unter dem Begriff Partnachplatz geführt wird, entfällt der Radweg, was auch dort Raum für mehr Grün und mehr Radl-Stellplätze schafft.

Die Radler verlieren zwar ihre eigenen Spuren, die übrigens bisher unter dem Regelwert von zwei Metern Breite lagen, profitieren aber insofern, als sie im Norden des Partnachplatzes nun auch in östlicher Richtung unterwegs sein können. Autos dürfen auf der dortigen Zillertalstraße auch weiterhin nur in westlicher Richtung unterwegs sein, Radler allerdings sollen entgegen der Einbahnstraße in östlicher Richtung treten können.

Wie meist im Leben, gilt auch hier: Nichts ist umsonst. "Trotz des hohen Parkdrucks am Partnachplatz und angesichts der geplanten Einführung eines Parkraummanagements im Gebiet" ist es aus Sicht des Mobilitätsreferates in der Abwägung gerechtfertigt, "einzelne Stellplätze dort entfallen zu lassen, wo ein großer Mehrwert für das Nahbereichszentrum entsteht". Durch die Auflösung der Diagonalparkbucht auf der Südseite der Zillertalstraße entfallen zum Beispiel 20 Auto-Parkplätze. An den vorhandenen Fußgängerüberwegen - den Zebrastreifen - wird rund um den Partnachplatz nicht gerüttelt. Gehwegnasen sollen die Sicherheit der Passanten zusätzlich erhöhen.

© SZ vom 26.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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