Parteinachwuchs:"Mit dem Gedanken, in die SPD einzutreten, habe ich schon lange gespielt"

Alle politischen Parteien in München verzeichnen zahlreiche Eintritte - auch Kontroversen in der Bundespolitik schaden offenbar nicht.

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Fünf Beispiele: Lucas Kripp, 30, Grüne

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Quelle: Robert Haas

"Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mich in einer Partei zu engagieren. Aber ich hatte ein bisschen Angst, dass ich zu wenig Expertise habe - man könnte auch sagen: Ich habe mich nicht getraut. Meinen Mitgliedsantrag habe ich übrigens am 24. September eingereicht, also am Tag der Bundestagswahl. Ich war schon immer Grünen-Wähler und lege viel Wert auf Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit. Dazu kommt, dass die Grünen für mich die einzigen sind, die alle wichtigen Themen gut abdecken. Und die Grünen sind gerade super aufgestellt, sie haben richtig Aufwind. Ich wohne und arbeite in München und da sind natürlich Mobilität und Verkehr ein wichtiges Thema. Ich arbeite auch in einem Unternehmen, in dem wir für Elektroautos die Möglichkeit des induktiven Ladens entwickeln, also das Laden ohne Steckdose. Also ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es hier in München den Start zu einer grünen Revolution geben kann."

Protokolle: Thomas Anlauf

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Mursal Noorzai, 26, CSU

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Quelle: Robert Haas

"Es ist sehr wichtig, dass jemand wie ich, die nicht aus Deutschland stammt, sich engagiert. Ich bin nur ein kleiner Teil von diesem Land, aber es ist wichtig, dass Themen wie Bildung und Ausbildung und hier in München auch der Verkehr diskutiert werden und dass etwas gemacht wird. Schauen Sie, ich lebe in Solln und arbeite als Beraterin bei Intel in Feldkirchen. Und jeden Winter haben wir Probleme mit der S-Bahn. Wenn es schneit, brauche ich oft zwei bis drei Stunden in die Arbeit, das ist jedes Jahr das Gleiche. Aber wir sind doch in München und nicht in Afghanistan oder Pakistan - hier kann man doch etwas ändern! In Deutschland ist vieles ein bisschen langsam, und es fehlt an Flexibilität. Bei der CSU habe ich aber das Gefühl, dass sie eine sehr strukturierte Strategie für das Land hat."

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Carina Schwarz, 27, SPD

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Quelle: Robert Haas

"Ich bin im vergangenen Jahr genau einen Tag nach der Bundestagswahl SPD-Mitglied geworden, ich war aber kein Martin-Schulz-Fan. Mit dem Gedanken, in die SPD einzutreten, habe ich schon lange gespielt, mein Vater war schon bei der SPD. Aber ich war damals angehende Juristin und war mir nicht sicher, ob es da so schlau ist, in einer Partei zu sein. Aber ich habe auch in Frankreich gelebt und dort gesehen, wie es mit der Sozialdemokratie bergab geht - und irgendwann war es Zeit für mich, ein Zeichen zu setzen für die Sozialdemokratie. Ich wohne erst seit dem Sommer 2016 in München, ich bin in Kaiserslautern geboren und habe viele Jahre in Hamburg gelebt. Ich bin also nirgends in Deutschland fest verwurzelt. Allerdings habe ich Glück gehabt, ich habe in Haidhausen-Ost einen sehr netten SPD-Ortsverein. In München sehe ich natürlich auch die Wohnungsthematik, aber ich glaube, das ist letztlich nicht ein reines München-Problem."

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Maximilian Pschiebel, 21, FDP

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Quelle: Robert Haas

"Ich bin jetzt seit einem halben Jahr bei den Jungen Liberalen und habe gerade den Mitgliedsantrag bei der FDP eingeschickt. Ich würde mich eigentlich als Vollparlamentarier ohne Abgeordnetenstatus bezeichnen, ich freue mich, politisch zu streiten. Ich studiere ja im sechsten Semester Jura. Die FDP steht für mich für Weltoffenheit und gegen Abschottung, die FDP ist auch die einzige Partei, die im Bundestagswahlkampf für die Digitalisierung geworben hat. Viele Menschen von gerade gegründeten Start-up-Firmen setzen Hoffnung in die FDP und kommen zu ihr. Persönlich interessiere ich mich eher für Themen auf Landes-, Bundes- oder globaler Ebene. In München könnte ich mir vielleicht vorstellen, für den Bau der dritten Startbahn am Flughafen einzutreten. Mal sehen, ob die FDP wieder in den Landtag einzieht: Die Hoffnung ist zumindest groß."

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Thordis von Maltitz, 32, Linke

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Quelle: Robert Haas

"Seit Juni 2017 bin ich Mitglied bei der Linken, dabei war die Bundestagswahl nur ein Anlass unter vielen einzutreten. Die Linke kommt meinem Menschenbild am nächsten: Jeder Mensch soll in Würde leben und sein Leben nach seinen individuellen Vorstellungen gestalten können. Das erfordert natürlich nicht zuletzt eine materielle Absicherung. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander. Ich bin Ärztin in München. In der Klinik erzählen mir Rentner, dass sie ihr Leben nicht mehr finanzieren können; im Niedriglohnsektor Beschäftigte berichten, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Familie über den Monat bringen sollen; Hartz-IV-Empfänger erzählen von Demütigungen, um minimale staatliche Unterstützung zu erhalten; und Flüchtlinge von der Situation in ihren Herkunftsländern und davon, welche Ressentiments sie hier erleben. Diese Gegebenheiten sind für mich nicht hinnehmbar. Es ist Aufgabe einer linken Politik, sie zu thematisieren und dagegen zu kämpfen."

© SZ vom 13. März 2018/vewo
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