Süddeutsche Zeitung

Pars Pro Toto:Ein Pelz für alle Felle

Autor Uwe Timm, gerade 75 geworden, hat ursprünglich einen soliden Beruf gelernt: Er ist Kürschner

Von Antje Weber

Erzähler unserer Zeit - ein Abend für und mit Uwe Timm zum 75. Geburtstag. Lesung aus dem Essayband "Montaignes Turm" und Gespräch mit Wolfgang Balk (dtv).

Donnerstag, 23. April, 20 Uhr, Literaturhaus, Salvatorplatz 1, ☎ 29 19 34 27

Foto: Kurt Schraudenbach

Der Pelz

Felle sortieren, schneiden und zu einem Mantel nähen - das hat in Uwe Timms Familie Tradition. Der Vater, aus dem Krieg heimgekehrt, fand in den Ruinen eine angerostete Pelznähmaschine und hängte einfach ein Schild "Kürschnerei" aus dem Fenster. Das Geschäft florierte - bis die Konkurrenz der billigeren Kaufhäuser übermächtig wurde. Nach dem Tod des Vaters 1958 sanierte Sohn Uwe, ausgebildeter Kürschner, das hochverschuldete Geschäft. Bis er dann doch Abitur machte und studierte.

Das Handwerk

Bis heute interessiert sich Uwe Timm für das Handwerkliche; für ihn ist es "das, was auch den Kürschner, den Pianisten, den Chirurgen zum Künstler werden lassen kann". Wie aber diese Kunst entsteht, die über das nur Solide hinausführt? "Durch Übung, durch Wiederholung, durch Genauigkeit", so Timm, "aber ganz entscheidend dann: durch Abwandlung, Neufindung, Kombinatorik."

Das Buch

In seinem neuen Buch "Montaignes Turm" (Kiepenheuer & Witsch) erzählt Uwe Timm nicht nur einiges über seinen Vater, über das Kürschner- und das Schreibhandwerk. Die Spannbreite in diesem Band, der Essays und Reden aus den vergangenen Jahren zusammenfasst, ist weitaus größer: Sie reicht von den Grimmschen Märchen bis zum Flüchtlingslager Darfur im Tschad.

Der Anlass

Viele Motive und Figuren, die auch im Essayband auftauchen, mäandern immer wieder durch die Romane von Uwe Timm. Der in München und Berlin lebende Schriftsteller, der bereits auf ein großes Werk zurückblicken kann, ist vor wenigen Wochen 75 Jahre alt geworden. Für so unterschiedliche Bücher wie "Morenga", "Rennschwein Rudi Rüssel", "Die Entdeckung der Currywurst" oder "Am Beispiel meines Bruders" ist Timm bekannt und vielfach ausgezeichnet worden.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2015
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