Zweite Stammstrecke:Dobrindt: "Ich kenne kein Limit"

Bundestag - PKW-Maut

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich klar für den Bau einer zweiten Stammstrecke in München ausgesprochen.

(Foto: dpa)
  • Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat sich klar für den Bau einer zweiten Stammstrecke in München ausgesprochen.
  • Der Bund wird sich beteiligen, sollten die Kosten weiter steigen, sagte der CSU-Politiker.
  • Vertreter der Metropolregion sind in Berlin, um Gelder für Schienen, Straßen und Wohnungen zu werben.

Von Heiner Effern

Dass am Ende doch so viel herauskommen sollte, damit hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nicht gerechnet. Denn eigentlich hatte alles eher schlecht angefangen. Die Stadt lud zur Klassenfahrt nach Berlin. Das Ziel: Der Bund soll mehr Geld locker machen für wichtige Verkehrsprojekte in München. Doch lange Zeit war völlig unklar, ob sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) überhaupt mit den aus Bayern Angereisten treffen würde.

Als Oberbürgermeister Reiter am Dienstagmorgen in der unteren Etage des Doppeldeckers seinen Platz einnahm, waren lediglich Stadträte seiner eigenen Fraktion an Bord. Die Kollegen von der CSU, den Grünen, und all der anderen Gruppierungen fehlten. Dabei sollte von dem gemeinsamen Trip ein Signal ausgehen, dass die gesamte Stadt und die Region vom Bund deutlich mehr Geld für Schienen, Straßen und Wohnungen haben wollen. Der OB konnte trotz der dünnen Besetzung der Münchner Politik in der Mehrzahl sprechen, weil die Bürgermeister und Landräte aus dem Umland seiner Einladung besser folgten. Die Reise nach Berlin ist bewusst als Aktion der Metropolregion angelegt, um eine neue Gemeinsamkeit der Landeshauptstadt und ihrer Nachbarn zu demonstrieren. "Wir sind sehr froh darüber. Gerade während einer Busfahrt bleibt auch mal die Zeit, um engere Kontakte zu knüpfen", sagte die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU). So weit, dass Reiter beim Schafkopfen Bauers Geldbeutel schonte, geht die neue Freundschaft aber nicht. "Alle Vorurteile sind genährt", erklärte der OB, als sich sein Münchner Geldschälchen nach anfänglichen Verlusten kräftig füllte.

Dass die anderen Fraktionen aus dem Rathaus im Bus so wenig vertreten waren, trübte die Stimmung Reiters nicht. "Die haben halt großes Vertrauen in die Verlautbarungskraft ihres Bürgermeisters", frotzelte er.

Grüne und FDP wollten gar nicht erst mit in die Hauptstadt

Mangelndes Interesse muss sich die CSU dennoch nicht nachsagen lassen. Für den Parlamentarischen Abend im Haus der deutschen Wirtschaft kündigte die Fraktion gleich neun Stadträte an. Diese würden nach Berlin fliegen, sagte ihre Sprecherin. "Sie haben einen Beruf und können nicht unendlich viel Zeit für ihr Ehrenamt aufwenden." Die Grünen dagegen mochten nicht mit, weil ihnen der Fokus auf Projekte aus dem Raum München zu eng ist und sie die zweite Stammstrecke zu teuer finden. "Wir müssen weg vom Gigantismus, hin zu finanzierbaren Projekten und einem Investitionsschwerpunkt auf die Schiene", erklärte dieser Tage Markus Ganserer, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag. Die Fraktion aus FDP, Hut und Piraten findet die Idee, in der Hauptstadt um mehr Geld für wichtige Projekte zu werben, grundsätzlich gut. Doch angesichts der wenigen kompetenten Ansprechpartner - in Berlin sagte für den Abend lange Zeit kein prominenter Politiker zu - fürchtete Michael Mattar (FDP): "Außer Spesen nichts gewesen. Daran wollen wir uns nicht beteiligen."

Dass von dem Ausflug doch mehr blieb als eine Spesenrechnung, lag daran, dass Bundesverkehrsminister Dobrindt eben doch kam. Und was er sagte, machte OB Reiter "extrem froh". "Ich stehe zu der zweiten Stammstrecke, ohne Wenn und Aber", versprach Dobrindt. Und wenn die Röhre mal wieder teurer werde, werde der Bund eben mehr Geld zuschießen. Die lange Busfahrt hatte sich also gelohnt - nicht nur beim Schafkopfen.

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