Parkstadt Bogenhausen:Pflicht zum Denkmalschutz

Bezirksausschuss befürchtet Verstoß gegen Auflagen

Von Ulrike Steinbacher, Parkstadt Bogenhausen

Alte Fotografien aus den Fünfzigerjahren zeigen die Parkstadt Bogenhausen als typisches Neubaugebiet ihrer Zeit: kastenförmige Hochhäuser in unterschiedlichen Formen, leere Grünflächen, kaum Bäume und mittendurch die geschwungene Buschingstraße. Architekt Franz Ruf hatte auf dem ehemaligen Führergelände östlich der Richard-Strauss-Straße 2000 Wohnungen für 6000 Menschen untergebracht, Bayerns erste nach dem Krieg entstandene Großwohnanlage.

Der Standard war für damalige Verhältnisse durchaus gehoben - Zentralheizung, Bäder, Balkone. Auch heute ist die Parkstadt eine recht begehrte Wohnadresse. Längst sind die Grünflächen eingewachsen, längst stehen die Gebäude unter Ensemble-, zum Teil sogar unter Denkmalschutz.

Ensembleschutz gilt auch für das kleine Ladenzentrum an der Buschingstraße. Architekt Franz Ruf hatte in dem ebenerdigen Bau mit dem vorgezogenen, von schmalen Säulen getragenen Dach vier Geschäfte eingeplant: Lebensmittelladen, Bäckerei, Metzgerei und Milchladen. In den Nullerjahren übernahm ein Supermarkt die Zeile. Auch er ist verschwunden, nur die Hinweistafeln mit den Öffnungszeiten sind noch übrig.

Inzwischen ist das Ladenzentrum eine Baustelle. Die Türen sind mit Ketten abgesperrt, davor liegen Paletten mit Zementsäcken, alles umgeben von rot-weißen Absperrbändern. Auf kopierten Zetteln an allen Seiten des Gebäudes weist der Eigentümer so hartnäckig wie vergeblich darauf hin, dass Fahrräder von der Baustelle zu entfernen sind. Was dort allerdings gebaut wird, steht nirgendwo zu lesen.

Die Anwohner "beobachten Seltsames auf dem Gelände", heißt es in einem CSU-Antrag, den der Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) in seiner jüngsten Sitzung befürwortet hat. Unter dem Titel "Einstellung von Umbauten" fordern die Lokalpolitiker, dass die Stadtverwaltung den Bauherrn auf seine Pflichten und die Auflagen des Denkmalschutzes hinweisen soll. Denn es gebe keine Bautafel, die Nachbarn seien bisher nicht informiert worden, offenbar würden Fenster eingebaut, was der Denkmalschutz aber gar nicht erlaube, außerdem sei die Parkplatzfrage ungeklärt - und dies in der notorisch zugeparkten, engen Buschingstraße. Gerüchten zufolge, so schreibt die CSU weiter, solle die ehemalige Ladenzeile in ein Boardinghaus umgewandelt werden.

Dies weist das städtische Planungsreferat zurück. Vielmehr liege ein Bauantrag vom 9. Mai vor, "der eine Nutzungsänderung und Umbau einer Ladengruppe zu Apartments sowie zu einem Bistro umfasst", erklärt dessen Pressesprecher Ingo Trömer. Der Antrag werde geprüft, weitere Aussagen darüber seien derzeit nicht möglich.

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