Süddeutsche Zeitung

Parisbar in Haidhausen:Diese Bar sollte eine zweite Heimat werden

Das wünscht sich der Betreiber der neuen Parisbar in Haidhausen. Sie ist Nachfolgerin einer Institution: des Provisoriums. Und eigentlich ist alles beim Alten geblieben.

Von Jacqueline Lang

Der Boden klebt, die Möbel sind wild zusammengewürfelt, und auf dem Klo pappen nach wenigen Wochen schon die ersten Sticker an der Wand. Die Parisbar in Haidhausen ist unverkennbar der Nachfolger des Provisoriums an der Lindwurmstraße. Die Bar mag Ort und Name geändert haben, doch ansonsten ist alles beim Alten geblieben.

Das Provisorium an der Lindwurmstraße war - wie der Name schon vermuten lässt - von vornherein nur als Zwischennutzung gedacht. Aus wenigen Monaten wurden jedoch mehrere Jahre, genug Zeit, um aus der Bar für die alternative Szene eine Münchner Institution zu machen. Umso schöner also, dass die Besitzer mit der Parisbar nun offenbar eine dauerhafte Bleibe an der Gravelottestraße gefunden haben. Und der neue Name? Der sei eine Hommage an eine Bar am selben Ort, die in den Achtzigerjahren Kult gewesen sei, sagt Betreiber Wanja Belaga.

Wie schon an der alten Adresse in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, so besteht das Programm auch im neuen Domizil in Haidhausen aus Live-Musik, Ausstellungen, Lesungen und Comedy. Alternativ können sich die Gäste aber auch am Billardtisch oder an einem der Spielautomaten vergnügen. "Menschen sollen hier trinken, miteinander reden, essen und wieder auseinandergehen", so die Vorstellung von Belaga. Er wünscht sich, dass in der Parisbar Menschen aufeinandertreffen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht unterschiedlicher sein könnten und doch am Ende alle einen schönen Abend in der Bar verleben. "Zweite Heimat auf Zeit, das könnte die Parisbar sein", sagt Belaga.

Ein paar Neuerungen gibt es aber dann doch im Vergleich zum Provisorium: So liegt der Fokus in der Parisbar bei den Getränken auf den Weinen, die extra von einem Sommelier ausgewählt worden sind. Eine ganze DIN-A4-Seite ist ihnen auf der Karte gewidmet. Ein 0,1-Liter-Glas roten oder weißen Hauswein bekommt man für 2,50 Euro, ein Glas Grau- oder Spätburgunder liegt bei vier Euro. Wirklich ausgefallene Weine sucht man auf der Karte zwar vergeblich, dafür gibt es eine gute Auswahl an offenen Weinen, an deren Preis-Leistungsverhältnis es nichts auszusetzen gibt.

Selbstverständlich ist auch Bier im Ausschank, Franziskaner Weißbier, Löwenbräu Helles und Kellerbier, sogar direkt vom Fass (je 3,50 Euro). Eine weitere Neuerung auf der Karte sind die Speisen. Noch wird ein wenig herumexperimentiert, Gulaschsuppe und Pasta mit Garnelen stehen deshalb ebenso auf der Speisekarte wie lauwarmer Schokokuchen. Ob es bei dieser Mischung bleibt oder ob sich die Küche noch für eine kulinarische Richtung entscheidet, bleibt abzuwarten.

Sicher ist jetzt schon: Die Küche hat bis spät in die Nacht geöffnet. Statt bei der nahe gelegenen Fastfood-Kette am Ostbahnhof können Nachtschwärmer also in Zukunft in der wesentlich gemütlicheren Parisbar ihren Hunger am Tresen stillen.

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SZ vom 14.09.2018/vewo
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