Streit um Schulnamen:Pullachs Gymnasium darf sich von Otfried Preußler trennen

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Heißt von März an Staatliches Gymnasium Pullach im Isartal: das Otfried-Preußler-Gymnasium. (Foto: Claus Schunk)

Das Kultusministerium gibt dem Antrag der Schule auf Umbenennung statt. Grund sei eine „zunehmende Entfremdung der Schule von ihrem Namensgeber“.

Das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach wird nach einem monatelangen Vorlauf seinen nicht mehr gewollten Namen los: Die Schule werde auf eigenen Wunsch mit Wirkung vom 1. März Staatliches Gymnasium Pullach im Isartal heißen, teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) habe entschieden, dem Antrag der Schule stattzugeben.

Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach beantragt, den Schulnamen aufzuheben und künftig nur mehr die amtliche Bezeichnung zu führen. Das Gymnasium hat sich seit 2018 intensiv mit seinem Namensgeber Otfried Preußler („Der Räuber Hotzenplotz“, „Krabat“) und insbesondere auch mit dessen Biografie auseinandergesetzt.

Als Ergebnis lasse sich eine zunehmende Entfremdung der Schule von ihrem Namensgeber erkennen, stellt das Ministerium fest. Nach intensiver Prüfung habe das Ministerium die Schule im September um weitere Informationen als Grundlage für eine Entscheidung gebeten. Die schulischen Gremien hätten sich dann erneut für eine Aufhebung des Schulnamens ausgesprochen; die Schule habe im Dezember ihren Antrag erneuert.

Preußlers Familie hatte bereits zuvor entschieden, die 2013 erteilte Nutzungserlaubnis für den Namen des Kinderbuchautors für das Gymnasium zurückzuziehen. „Es wäre keinesfalls im Sinne des Namensgebers, dass eine Schule seinen Namen tragen muss, obwohl sie diesen massiv ablehnt“, teilte Preußlers Tochter und Testamentsvollstreckerin Susanne Preußler-Bitsch im Oktober mit.

Susanne Preußler-Bitsch und ihr Vater, der 2013 verstorbene Kinderbuchautor Otfried Preußler. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Preußler-Bitsch erklärte damals, sie reagiere auch auf einen nach ihrer Ansicht nach unwürdigen, rufschädigenden Umgang des Gymnasiums mit ihrem verstorbenen Vater: „Es geht auch darum, künftig weiteren Schaden von Schule, Autor und Kultusministerium abzuwenden.“

Das Pullacher Gymnasium begründet seine ablehnende Einstellung unter anderem mit Preußlers früherer Zeit als Soldat in der NS-Zeit sowie seinem Frühwerk „Erntelager Geyer“, das er 1940 als 17-Jähriger verfasst hatte. Darin werde das Leben in der Hitlerjugend beschönigt. Auch die in einigen Werken dargestellten Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt oder Hexerei seien fragwürdig, befand die Schulleitung.

Die Werke des 2013 verstorbenen Preußler zählen zu den Klassikern der Kinder- und Jugendbuchliteratur. Mit 17 war Preußler zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim. 1949 folgte Preußler nach seiner Freilassung.

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