"Oskar" für gute Lehre:Den Bankencrash simulieren

"Oskar" für gute Lehre: Markus Wessler lehrt Betriebswirtschaft an der Hochschule München.

Markus Wessler lehrt Betriebswirtschaft an der Hochschule München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Markus Wessler sagt: Wenn es Spaß macht, bleibt mehr hängen

Von Jakob Wetzel

Was tun, wenn das Bankensystem zusammenbricht? Für Markus Wessler ist die Antwort einfach: zusehen. Entscheidungen treffen und die Folgen analysieren, das müssen seine Studenten. Mehr noch: Das ganze Experiment müssen sie selbst vorbereiten. Ihr Professor berät sie nur. Und weil diese Arbeit den jungen Leuten so viel Spaß macht, haben sie ihm dafür einen "Oscar" für gute Lehre verliehen.

Wessler ist Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft und Professor für Mathematik und Statistik an der Hochschule München. Dem Klang nach sind das trockene Fächer. Aber gerade deshalb sagt der 47-Jährige von sich, er sei von Anfang an aufgeschlossen gewesen für moderne Lehrformen: "Wenn es den Studenten Spaß macht, bleibt viel mehr hängen." Angefangen habe er mit "classroom experiments". Zum Beispiel zum Gleichgewicht des Marktes: Da teilte er die Studenten in Konsumenten und Produzenten. Die einen hatten einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung, um einzukaufen, die anderen wollten mindestens ihre Kosten decken. Dann müssen sie sich auf einen Preis einigen. Meistens gelinge das. In den vergangenen Jahren hat Wessler dieses Prinzip weiterentwickelt: Nun schlüpfen die Studenten selbst in die Rolle der Moderatoren. In diesem Wintersemester hält er eine Vorlesung zur Entscheidungs- und Spieltheorie. "Bei dem Thema ist klar, dass man keinen Frontalunterricht macht", sagt er.

Im Seminar sitzen 30 BWL-Studenten. Zu Beginn werden sie durchmischt, damit sich alle kennenlernen. Jeweils fünf bilden dann ein Team. Die einen widmen sich dem Verhalten von Anlegern im Banken-Crash, andere lassen ihre Mitstudenten beispielsweise Sport-Manager spielen und um vielversprechende junge Talente wetteifern. Wen sollen sie sofort holen, wen später? Sie müssen sich nicht nur an den eigenen Präferenzen, sondern auch an denen der anderen Mannschaften orientieren.

Ein Satz, den Wessler immer wieder hört, freut ihn besonders. Er lautet: "Ich traue mich hier, auch einmal etwas Falsches zu sagen oder zu machen." Wenn die Atmosphäre so locker und vertrauensvoll sei, hofft der Professor, dann mache auch das Lernen Spaß.

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