Opernübertragung:Gernegroß im Breitwandformat

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Im Oktober werden zahlreiche Kinos in München und Bayern zum Opernsaal. Zum Auftakt ist "Boris Godunow" zu sehen, eine Übertragung aus der Metropolitan Opera in New York.

Von Josef Grübl

Die Story hat alles, was eine moderne Fernsehserie von heute braucht: Intrigen, Wahnsinn, Mord, außerdem eine von Hysterie und Paranoia geprägte Grundstimmung. Im Mittelpunkt steht ein Gernegroß geringer Abstammung, der auf seinem Weg zur Macht selbst vor Gewaltverbrechen keinen Halt macht. Das lässt sich süffig und spannend über mehrere Staffeln erzählen, die Sache ist nur: "Boris Godunow" ist (noch) keine Serie, die reale Geschichte des russischen Zaren aus dem 16. Jahrhundert inspirierte aber zahlreiche Künstler. Alexander Puschkin oder Alexei Tolstoi widmeten sich ihm im 19. Jahrhundert literarisch, Sergei Bondartschuk drehte einen Spielfilm über ihn, der es 1986 in den Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes schaffte.

Auch zwei Godunow-Opern gibt es, von Johann Mattheson und Modest Mussorgski, wobei jene des Russen Mussorgski deutlich bekannter ist: Dessen ursprüngliche Version von 1869 (der sogenannte "Ur-Boris") wurde in den letzten Jahren in München, Zürich, Berlin oder London aufgeführt. Jetzt kommt diese Fassung auch an der Metropolitan Opera in New York auf die Bühne, in einer Inszenierung von Stephen Wadsworth, die Titelfigur übernimmt der deutsche Sänger René Pape. Dafür muss man nicht über den Atlantik reisen, denn "Boris Godunow" ist gleichzeitig der Auftakt der Reihe "Met Opera live im Kino". Am Samstag, 9. Oktober werden zahlreiche Kinos in München und Bayern zum Opernsaal, das Publikum schätzt das Flair der weiten Opernwelt, die Bild- und Tonqualität sowie die komfortablen Sitze.

Opern- oder Ballettübertragungen im Kino haben sich längst etabliert, neben den Vorstellungen aus der New Yorker Met sind auch Übertragungen aus dem Royal Opera House in London oder dem Bolschoi-Theater Moskau beliebt. Auf dem Spielplan der Met Opera stehen in den kommenden Wochen "Fire Shut Up In My Bones" von Terence Blanchard (23. Oktober), der amerikanische Jazzmusiker wurde bekannt mit seinen Filmmusiken für Spike Lee. Für die Met ist es die erste Oper eines schwarzen Komponisten in ihrer Aufführungsgeschichte. Im Dezember und Januar stehen Matthew Aucoins "Eurydice", Jules Massenets "Cinderella" oder Verdis "Rigoletto" auf dem Programm. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.

Met Opera live im Kino: Boris Godunow , Sa., 9. Okt., 19 Uhr, beteiligte Kinos: www.metimkino.de

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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