Schmuck:Von der Werkbank auf die Bühne

Bayerische Staatsoper

Beim Arienabend des Opernstudios tritt Yajie Zhang mit einem Schmuckobjekt der Akademie für Gestaltung und Design auf.

(Foto: Wilfried Hösl)

Mit dem Projekt "Hand & Stimmwerk" tritt die Akademie für Gestaltung und Design zur ihrem 35-jährigen Bestehen ins Scheinwerfer-Licht des Cuvilliés-Theaters.

Von Ira Mazzoni, München

Auf der einen Seite die Handwerker: Schreiner, Schnitzer, Metallbauer und eine Kostümschneiderin, die sich gerade in München für die Akademie für Gestaltung und Design der Handwerkskammer eingeschrieben haben. Ihnen allen genügt das erlernte Handwerk nicht, sie wollen sich mit dem Fokus auf das Entwerfen weiterentwickeln. 1200 Stunden - ein ganzes Jahr lang - werden sie dazu Gelegenheit bekommen.

Auf der anderen Seite international ausgebildete Sängerinnen und Sänger, die an der Bayerischen Staatsoper durch das Opernstudio innerhalb von zwei Jahren an den Opern-Weltbetrieb herangeführt und betreut werden, unter anderem in einer Meisterklasse Schauspiel. Es war die Idee von Opernsängerin und Schauspielerin Nicola Beller Carbone ihre diesjährigen Meisterschüler nicht einfach in Frack und Abendkleid auf die Bühne der konzertanten Abschluss-Aufführung zu schicken, sondern ihnen Hilfen für die Rollengestaltung an die Hand zu geben: Schmuck! So ergab sich die Verbindung zur Akademie für Gestaltung und Design, die seit 2005 von der Goldschmiedin und Schmuckdesignerin Barbara Schmidt geleitet wird.

Mit dem Crossover-Projekt "Hand & Stimmwerk" betritt die Akademie für Gestaltung und Design zu ihrem 35-jährigen Bestehen bewusst die Bretter, die die Welt bedeuten. Der Schmuck, den die schöne Helene im gleichnamigen Stück oder Basilio im Barbier von Sevilla tragen werden, entwickelten die Handwerker in den ersten acht Tagen ihrer gestalterischen Fortbildung. Sie beschäftigten sich mit den Libretti, hörten in die Musik hinein und lernten Grundlegendes über Verbindungen, die in allen Gewerken und in allen Materialien eine Rolle spielen. Davon inspiriert und darauf aufbauend entwickelten sie ihre Module und Stecksysteme und ließen sie vom Lasercutter schneiden.

Schmuck sendet intime wie offensive Botschaften

Schmuck unterstreicht den Körper, stärkt die Haltung, gibt Macht, verleiht Zauber, schützt und verletzt, schmeichelt, sendet intime wie offensive Botschaften. Seit 75 000 Jahren schmückt sich der Mensch aus unterschiedlichsten Beweggründen. Die jungen Handwerker und Handwerkerinnen waren das erste Mal in ihrem Leben mit diesem Menschheitsthema direkt konfrontiert. Was sie daraus im Hinblick auf die Opernbühne gemacht haben, ist phänomenal. Nun wird es spannend sein, zu sehen, wie etwa die Schöne Helena mit ihrem verführerischen Hals-Arm-Hand-und-Fingerschmuck agieren wird. Wie Oreste mit dem blutig-roten Korallen-Collier erscheint oder wie Paris mit seinem durch goldene Klammern gerafften, bodenlangen Schulterüberwurf agieren wird. Die Proben haben begonnen, und zur Aufführung werden alle Handwerker selbst geschmückt erscheinen - mit Stolz auf ihr Schlüsselerlebnis auf dem Weg zu eigenen Entwürfen in ihren jeweiligen Gewerken.

Arienabend des Opernstudios, Sa. 27. Nov., 19.30 Uhr, Cuvilliés-Theater

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