In der Bayerischen Staatsoper gibt es die schöne Rheingold Bar, wo sie in den Pausen hinströmen, dann ist da im Nationaltheater noch das Restaurant Ludwig Zwei, wo auch warme Speisen serviert werden. Rheingold, Ludwig II, nicht nur gastrotechnisch, sondern auch operngeschichtlich geht das gut zusammen. Es war der bayerische König, der seinem hochverehrten Komponisten-Günstling Richard Wagner die Uraufführung der Oper „Das Rheingold“ am 22. September 1869 in München – per Befehl – abnötigte. Wagner wollte eigentlich damit warten und erst noch die letzten Teile der „Ring“-Tetralogie vollenden, weshalb er, ziemlich stinkig auf seinen königlichen Gönner, der Vorstellung auch demonstrativ fern blieb. Was nicht einiger Komik entbehrt. Zumal es über die Reaktionen des Premierenpublikums eine gewisse Mythenbildung gibt. Eine eifrige Claque soll für Jubel gesorgt haben.
Claque, jene bezahlten, zum Tumult neigenden Applaudeure, gibt es in der Bayerischen Staatsoper schon lange nicht mehr. Und bei einem Regisseur wie Tobias Kratzer wird derlei Trickserei auch gar nicht nötig sein. Seine „Passagierin“ in der vergangenen Spielzeit war ein bewegendes Opernerlebnis, der Bayreuther „Tannhäuser“ ist ein umjubelter Hit auf dem Grünen Hügel. Und kein irrer Kini, sondern Staatsintendant Serge Dorny hat ihm die Premiere von Wagners „Rheingold“ am Sonntag, 27. Oktober, 18 Uhr, angeschafft. Über die Jahre wird Kratzer den Ring in München dann zu Ende schmieden.
Mythen haben also Hochkonjunktur auf den Bühnen der Musiktheater im Oktober, auch Verschwörungsmythen. Selbst wenn man sich angesichts des ungeheuren Schwachsinns, den einer wie Donald Trump so in die Welt bläst, ernstlich fragen muss, wie die Kunst da noch gegenhalten kann. Doch, sie kann. Er kann: Der Münchner Komponist Moritz Eggert. Am Staatstheater Augsburg bringen sie am Samstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, die deutsche Erstaufführung seiner – ja, was ist das – Oper, Operette „Die letzte Verschwörung“. Am Wiener Volkstheater, wo man das Werk zum ersten Mal erleben konnte, wurde das Publikum, so hört man, schwindelig gespielt. Eggert ist hier auch sein eigener Librettist, die Story, so weit nacherzählbar: Friedrich Quant, Moderator der TV-Show „immer wieder mittwochs“, gerät in einen Strudel an wirren, schrillen Verschwörungsmythen.
Kein Mythos, sondern eine von Klischees triefende Fremdbezeichnung ist der Begriff „Zigeuner“. Die Sinti und Roma haben sich selbst niemals so genannt. In Georges Bizets Oper „Carmen“ kann einem, wenn man es ganz blöd erwischt, viel albernes, vorgestriges Olé, Röcke- und Fächer-Gewedel und Torero-Gehabe unterkommen, der ganze exotische Folklore-Mist halt. Jetzt steht eine Carmen-Premiere am Gärtnerplatztheater an (18. Oktober, 19 Uhr). Regisseur Herbert Föttinger plant, das Ganze tiefenpsychologisch anzugehen. Na, dann.
Und noch ein Mythos, diesmal als konzertantes Opernerlebnis im Prinzregententheater am Sonntag, 13. Oktober, 19 Uhr: In „Le Villi“, seinem ersten Bühnenwerk, stützt sich Giacomo Puccini auf die uralten Sagen über die „Vilja“: junge Frauen, die an gebrochenem Herzen starben. Schauspieler Udo Wachtveitl wird im ersten Teil des Abends viel über Puccini und sein Werk (samt Ausschnitten) erzählen, im zweiten Teil gibt es dann diese selten gespielte Oper, mit einer allerdings sehr bekannten, wundervollen Tenorarie: „Torna ai felici dì“.