Was läuft im Musiktheater?Die Stunde der Einspringer an der Bayerischen Staatsoper

Lesezeit: 2 Min.

Eine neue Marschallin: Diana Damrau, hier in Richard Strauss „Capriccio“, singt nun anstelle von Marlis Petersen im „Rosenkavalier“ an der Bayerischen Staatsoper.
Eine neue Marschallin: Diana Damrau, hier in Richard Strauss „Capriccio“, singt nun anstelle von Marlis Petersen im „Rosenkavalier“ an der Bayerischen Staatsoper. (Foto: Wilfried Hösl)

Für Asmik Grigorian und Marlis Petersen übernehmen Camilla Nylund und Diana Damrau. Auch der „Fliegende Holländer“ ging über Bord. Dafür wird am Gärtnerplatz süffiger „Waldmeister“ serviert.

Von Jutta Czeguhn

Das „Johohoe!“ dieser Senta hätte man gerne gehört. Asmik Grigorian war für die Partie in Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ an der Bayerischen Staatsoper angekündigt (25., 28. und 31. März). Doch irgendwie hatte man das Unglück bereits kommen sehen, nachdem die litauische Ausnahme-Sopranistin ihr für den 18. März geplantes Konzert in der New Yorker Carnegie Hall abgesagt hatte. Aus „persönlichen Gründen“, wie es hießt. Nun also auch der Rückzug von ihrem München-Debüt als Senta. Und ihr Holländer Gerald Finley ist nun auch über Bord gegangen. Die gute Nachricht: Camilla Nylund wird für Grigorian einspringen, und Nicholas Brownlee, der Super-Wotan aus dem „Rheingold“, hisst für Finley die Segel. Und noch ein Trost: Wenn alles gut geht, kann das Münchner Publikum Asmik Grigorian im Juli wieder in Antonín Dvořáks „Rusalka“ erleben.

Ins tschechische Opernrepertoire und die schöne Melodik dieser Sprache ist man im Nationaltheater ja bestens eingehört. Gerade lief Leoš Janáčeks „Das Schlaue Füchslein“ im Spielplan, und am Montag, 17. März, hat Krzysztof Warlikowskis Inszenierung von Janáčeks düsterem Werk „Káťa Kabanová“ Premiere:  Eine Frau in der Ehehölle, mit einer wahren Teufelin als Schwiegermutter, ihr Ausbruch aus dem Gefängnis bigotter gesellschaftlicher Konventionen wird in den Abgrund führen.

Corinne Winters als unglückliche Káťa Kabanová an der Bayerischen Staatsoper.
Corinne Winters als unglückliche Káťa Kabanová an der Bayerischen Staatsoper. (Foto: Geoffroy Schied)

Regisseur Warlikowski, der mit seinen vielen Produktionen am Münchner Opernhaus mittlerweile so etwas wie Wurzeln geschlagen hat, kommt zu einer beklemmenden Erkenntnis: „Wo können wir heute eine Welt finden, in der Religion einen ähnlich verheerenden Einfluss hat auf das Leben eines Einzelnen wie im Russland des 19. Jahrhunderts? Paradoxerweise, überraschenderweise beinahe überall!“ Die anspruchsvolle Partie der Káťa singt Corinne Winters, das Schwieger-Monster ist sehr gut aufgehoben bei der großen Violeta Urmana.

Ihr Rollendebüt als welterfahrene, melancholische Feldmarschallin hat Diana Damrau im Januar in Berlin gegeben, was das Hauptstadt-Publikum sehr beglückte. Und die Münchner auch, denn da sie nun diese Glanzpartie reifer Soprane bestens drauf hat, kann sie am 23. März für Marlis Petersen in Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ einspringen. Allerdings nur an diesem Abend, in den weiteren Vorstellungen am 26. und 29. März singt Jacquelyn Wagner die Marschallin. Am Pult von Barrie Koskys Inszenierung steht an allen drei Abenden Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski. Und wieder sollte man sich vornehmem, Hugo von Hofmannsthals Libretto vorher zu studieren, dieses doppelbödige Meisterwerk nicht nur der Opern-Literatur.

Seinen 200. Geburtstag hat Johann Strauss (1825-1899) eigentlich erst im Oktober, am Gärtnerplatz darf aber schon im Frühjahr gefeiert werden.
Seinen 200. Geburtstag hat Johann Strauss (1825-1899) eigentlich erst im Oktober, am Gärtnerplatz darf aber schon im Frühjahr gefeiert werden. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Strauss auch am Gärtnerplatztheater, allerdings der Johann. Und so weht nach München ein fröhliches Lüftlein herüber aus der Donaustadt, wo sie in diesem Jahr den 200. Geburtstag des Komponisten unter dem Motto „Wien in Strauss und Braus“ feiern. Da wollte sich der Österreicher Intendant Josef E. Köpplinger wohl nicht lumpen lassen, denn er inszeniert die Operette „Der Waldmeister“ gleich selbst. Eine Farce, so süffig, wie die berühmte grüne Bowle, mit viel irrsinnigen Irrungen und Wirrungen, die man sogleich wieder vergisst. Die Premiere in München ist am 10. April (einen Appetizer gibt’s wie immer beim Premierenfieber am 23. März). Ende April dürfen sich dann die Wiener über diese Produktion freuen. Köpplingers Strauss-Version kommt auch dort auf die Bühne.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Musical
:Publikum bejubelt „Ein Käfig voller Narren“

Queeres Musical in Zeiten schwindender Toleranz:  Josef Köpplinger inszeniert „La Cage aux Folles“ am Gärtnerplatztheater.

SZ PlusVon Klaus Kalchschmid

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: