Wer Sehnsucht nach der Bayerischen Staatsoper und ihrem Personal hat, sollte sich in den kommenden Wochen einen Flieger nach Peking, Shanghai oder Tokio buchen, denn dort tourt das Staatsorchester zu Gastspielen. Es gibt dort Konzerte mit Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski am Pult, konzertante und szenische Opernaufführungen, unter anderem mit Christopher Maltman als „Fliegender Holländer“.
Wenn alle wieder zurück sind, sollte man bei Staatsintendant Serge Dorny mal nachfragen, ob China als Reiseziel denn wirklich hat sein müssen. Angesichts des Militärparaden-Gekuschels jüngst zwischen Kremlchef Putin, Nordkoreas Machthaber Kim und Gastgeber Xi hat das zumindest ein Geschmäckle.
Bis es auch auf der Staatsopernbühne am 31. Oktober mit einem Akademiekonzert unter GMD Jurowski wieder losgeht, haben in Münchner Haus weiterhin die Handwerker das Sagen. Zuvor allerdings werden schon mal diverse Ausweichquartiere bespielt: Mit einer konzertanten „Nozze di Figaro“ am 12. Oktober im Herkulessaal etwa (mit Erwin Schrott als Almaviva und Konstantin Krimmel als Figaro). Ebenfalls nur konzertant ist dort die „Ariadne auf Naxos“ am 15. Oktober, Daniele Rustioni dirigiert. „Oper für alle“ im hochmodernen BMW Park (ehemals Rudi-Sedlmayer-Halle) am 24. Oktober verkürzt dann noch mal das Warten, immerhin singen dort Sopranistin Ailyn Pérez und Tenor Jonathan Tetelman.
Endlich wieder große Oper im Nationaltheater erleben? Das wird dann erst am 6. November möglich sein, mit der Wiederaufnahme von „Cavalleria Rusticana / Pagliacci“ und großen Namen: Elīna Garanča als Santuzza, Vittorio Grigolo als Turiddu und Luca Salsi, der den Alfio singt. Tags zuvor, am 5. November, hat nebenan im Cuvilliés-Theater Hans Werner Henzes Oper „Die englische Katze“ Premiere. Christiane Lutz inszeniert diese Produktion des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper.
Apropos Cuvilliés-Theater: Oper ist dort schon deutlich früher zu sehen: Am 20. September, 19.30 Uhr, präsentiert der Verein Friends of the Arts Verdis „La Traviata“. Die musikalische Leitung hat Ljubka Biagioni zu Guttenberg, die auch inszeniert. Das Ensemble: Ralitsa Bogdanova als Violetta, Mihail Mihaylov als Alfredo und Kiril Manolov als Germont.

Ganz normale, hoffentlich schöne Theaterferien hat das Staatstheater am Gärtnerplatz hinter sich. Los geht der Betrieb dort fürs Publikum am 18. September mit einer Wiederaufnahme vom Mozarts „Zauberflöte“ in der Inszenierung von Staatsintendant Josef E. Köpplinger aus dem Jahr 2023. Man kann sich aber vorstellen, dass schon seit geraumer Zeit in den Proberäumen des Theaters kreativ und intensiv gearbeitet wird. Denn neben den Repertoire-Vorstellungen steht auch schon die erste Premiere der neuen Spielzeit steht an: ein Auftragswerk als Uraufführung am 10. Oktober.
Nach „Liliom“ (2016) und „Schuberts Reise nach Atzenbrugg“ (2021) ist „Der tollste Tag“ nun die dritte Oper, die Johanna Doderer für das Gärtnerplatztheater komponiert hat. Und wieder arbeitet sie mit ihrem österreichischen Landsmann, dem Schriftsteller Peter Turrini als Librettisten zusammen. Sein Theaterstück „Der tollste Tag“ (1972) dient als Vorlage. Und irgendwie muss man sich das Ganze wohl wie durch einen Jahrmarktspiegel verzerrt vorstellen, geht es doch bei Turrinis Stück um eine Abwandlung von Mozarts „Figaro“, der wiederum auf Beaumarchais Schauspiel „La folle journée ou Le mariage de Figaro“ zurückgriff.
Was an diesem tollsten aller Tage nun wirklich geschieht, dazu gibt es am 24. September, 18 Uhr, Informationen aus erster Hand in der Reihe „Premierenfieber“ am Staatstheater. Dramaturg Christoph Wagner-Trenkwitz zupft schon mal den Vorhang ein wenig beiseite, lässt das Kreativteam – Hauschef Köpplinger inszeniert selbst – und Beteiligte der Produktion zu Wort kommen. Eines aber ist seitens des Theaters schon mal durchgedrungen: Es werden hier starke Frauen präsentiert, denen Johanna Doderer „sehr sinnliche und rhythmische Musik mit großen Arien“ auf den Leib geschrieben hat.

