In Puccinis Oper „Tosca“ ist es unter anderem ein leer gegessener Essenskorb, der am Ende alle ins Verderben reißt. Über seinen Inhalt verrät das Libretto nicht viel, Delikatessen und eine Flasche Wein sind es wohl, die sich Cavaradossis Freund Angelotti, früherer Konsul der zerfallenen Römischen Republik, nach seiner Flucht aus der Engelsburg hungrig einverleibt. Das leere Körberl lässt er in der Kapelle der Familie Attavanti zurück, Geheimpolizeichef Scarpia muss dann nur noch eins und eins zusammenzählen, und der Maler Cavaradossi wandert als Fluchthelfer und Staatsfeind in den Kerker.
Der Picknick-Korb
Die Besucherinnen und Besucher der Oper für alle am 27. Juli brauchen keine Repressalien zu befürchten, wenn sie auf dem Max-Joseph-Platz ihre Picknick-Körbe auspacken. Allerdings: Wein-, Bier-, Champagner-Flaschen sowie Gläser aller Art sollten sie besser zu Hause lassen, die sind verboten. Jetzt kann man sich natürlich die Folge der „Sendung mit der Maus“ ansehen mit der großartigen Anleitung, wie man Flaschen aus Zuckerglas herstellt, die ja oft auf Theater- und Opernbühnen zum Einsatz kommen. Einfacher ist es allerdings, zur Theke des Caterers zu gehen. Oder sich sein Lieblingsgetränk in PET-Flaschen umzufüllen. Wer sich für ein wirkliches Zero-Waste-Picknick entscheidet: Thermosflaschen halten Getränke dauerhaft schön gekühlt, man bringt Tassen, Stoffservietten und Geschirrtücher und Snack-Boxen mit. Zudem recycelbares Holz-Besteck, denn „Tosca“-Kenner wissen: Das Hantieren mit echten Messern kann böse ausgehen.
Nun zu den Delikatessen im Korb: Vielleicht sollte man an diesem Abend, der sich auf der Bühne – auch wenn man’s nur erahnen kann – in Rom zuträgt, die italienische Küche wählen: Panini, Focaccia, Ciabatta, oder Baguette (Napoleon kommt ja in der Oper schließlich auch irgendwie vor), dazu Oliven, Prosciutto, Salami und in jedem Fall Pastasalat. Lässt sich alles schön kombinieren mit Brezn, Obazdem und Radi.
Plätze reservieren
Die Sache mit dem Handtuch-Auslegen, um sich am Pool oder am Strand in Italien die beste Liege zu reservieren, dieses Markieren ist auch bei Oper für alle Usus. Immerhin strömt eine Masse Leute auf den Platz, 2023 waren es 10000, die „Aida“ sehen wollten. Da ist klar, wer deutlich vor Beginn (19 Uhr) kommt, hat den besten Blick auf die 51 Quadratmeter große Videowand, die an der Residenz-Seite aufgebaut ist. Allerdings: Liegen oder Campingstühle braucht man erst gar nicht zum Max-Joseph-Platz schleppen – verboten! Das gilt auch für Luftmatratzen. Dass man auf den hügeligen Isarkieseln im Rondell zu Füßen des Herrscher-Monuments bequem sitzt, ist ein Gerücht. Die Münchner aber wissen sich zu helfen, mit dem, was erlaubt ist: Mit Wolldecken, Iso- und Yogamatten oder den Sitzkissen vom Sponsor BMW, Hauptsache die Unterlage ist nicht dicker als acht Zentimeter. So lässt es sich aushalten, Puccini ist nicht Wagner, „Tosca“ dauert „nur“ knapp drei Stunden. Aus Sicherheitsgründen ist es übrigens untersagt, sich auf die Stufen vor der Oper zu setzen, die Fluchtwege müssen freigehalten werden.
Bei Wind und Wetter
In einem Sommer, in dem das tägliche Gewitter fast schon zur Routine geworden ist, und unlängst sogar die Klassik vom Odeonsplatz fegte, ist auch bei Oper für alle der Blick auf die Wetter-App oder einfach nur in den Himmel angeraten. Nach Stand Freitag aber sagen die Meteorologen den perfekten Sommerabend voraus. Sollte es anders kommen: Fernes Donnergrollen wie die Kanonenschüsse von der Engelsburg in „Tosca“ wären noch okay. Und die Videowand hat mittlerweile ein integriertes „Windbracing“-System, das auch noch einer Windgeschwindigkeit von bis zu 20 Metern pro Sekunde standhält. Heikel wird es bei Blitzen. Weshalb das Organisationsteam den Platz womöglich räumen lassen würde, wenn Gefahr für die Besucherinnen und Besucher bestünde. Die berühmten Bindfäden aber hat es auch in den vergangenen beinahe 30 Jahren Oper für alle schon etliche Male geregnet. Da hat sich dann gezeigt, wer ein wahrer Opernfan ist, beziehungsweise Festivalerfahrung hat.
Auf nach Oberammergau
Beim nächsten Oper für alle braucht man sich über Wetterwidrigkeiten keinen Kopf machen. Es findet am 20. September, 19 Uhr, im Festspielhaus Oberammergau statt. Nach Ansbach und Rosenheim ist das der dritte Außenposten, den die Bayerische Staatsoper für den Auftakt zum Unicredit-Septemberfest ansteuert. Die Sponsoren BMW und HypoVereinsbank machen es möglich, dass das Publikum auch hier freien Eintritt hat, allerdings muss man sich Karten besorgen (www.staatsoper.de). Das Konzert ist toll besetzt: Ivan Repušić dirigiert, es singen der polnische Startenor Piotr Beczała und die Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina, die 2023 an der Seite von Jonas Kaufmann am Royal Opera House im „Werther“ glänzte. Das Programm der drei verheißt große Opern-Kulinarik: das Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“, „Vesti la giubba“, die Arie des Canio aus Leoncavallos „Pagliacci“, die Gralserzählung aus Wagners „Lohengrin“, „O don fatale“, die Arie der Eboli aus „Don Carlo“ und Cavaradossis große Eingangs-Arie „Recondita armonia“ aus „Tosca“.
Oper für alle mit Puccinis „Tosca“, Samstag, 27. Juli, Beginn 19 Uhr, Max-Joseph-Platz, München, empfohlen ab 16 Jahren, Infos unter www.staatsoper.de, Live-Übertragung auf Staatsopern-TV