Münchner Olympiahalle:Groß, größer, Aida

Münchner Olympiahalle: Gruppenbild mit Elefanten-Dame: So sieht die "Aida"-Bühne für die großen Mehrzweckhallen Europas aus, hier bei einem ersten Aufbau mit Testlauf in Hamburg.

Gruppenbild mit Elefanten-Dame: So sieht die "Aida"-Bühne für die großen Mehrzweckhallen Europas aus, hier bei einem ersten Aufbau mit Testlauf in Hamburg.

(Foto: Christoph Eisenmenger)

Nach 18 Jahren soll wieder ein Aida-Großereignis in die Olympiahalle kommen. Mit technischen Tricks, 250 Akteuren, einem Elefanten - und auch einige Münchner dürfen als Gefangene mitmachen.

Von Michael Zirnstein, München

Bei dieser "Aida" gab es sogar schon einen kleinen Skandal. Um ein Riesenviech. Stolz auf ihren großen Star posteten die Veranstalter des neuen Opern-Spektakels ein Bild der Elefantenkuh Ayana im Internet. Und sofort empörten sich Tierschützer: Elefanten für die Show, das sei nun wirklich nicht mehr zeitgemäß! Das finden die "Aida"-Macher auch und klärten auf: Ayana sei eine Puppe, freilich täuschend echt einem afrikanischen Dickwanst nachgebaut, aber sogar einen guten Meter höher als in echt. Der fast fünf Meter hohe Koloss (gebaut in Glücksstadt) mit Prinzessin Amneris auf dem Buckel muss von neun Personen Stapfer für Stapfer vorwärts bewegt werden.

Ein Elefant gehört für viele zu "Aida" wie der Triumphzug. Und mehr muss man auch schon gar nicht wissen zu der Riesensause, zu der der Hamburger Rock-Veranstalter FKP Scorpio zusammen mit seinem Münchner Partner PGM die Massen im Februar 2024 in die Olympiahalle locken will (die "Aida" geht auch auf Tour etwa nach Hamburg, Stuttgart und Berlin, aber auch in andere europäische Metropolen).

"Das Publikum muss sich nicht vorbereiten, muss keinen Opernführer lesen", erklärt der Projekt-Chef Jasper Barendregt, der in den vergangenen Jahren eher Groß-Open-Airs verantwortet hat. Klassik-Tempeln wie der Bayerischen Staatsoper, die aktuell eine Neuinszenierung von "Aida" zeigt, wolle man keine Konkurrenz machen, statt dessen ein "breites Event-Publikum ansprechen". Niemand müsse sich überlegen, was er Feines anziehen wolle, jeder dürfe klatschen, wann ihm danach ist. Die Länge ist auf 120 Minuten plus 30 Minuten Pause (zweimal Netflix-Serienfolgen-Länge) gedeckelt, die Musik daher um etwa 30 Minuten gekürzt (während in der Bayerischen Staatsoper drei Stunden und fünf Minuten abzusitzen sind). "Wir wollen zeigen, das Oper geil ist", sagt Barendregt.

Münchner Olympiahalle: Ein großes Aufgebot an 250 Mitwirkenden soll die Zuschauer mit in Verdis Fantasie-Ägypten nehmen.

Ein großes Aufgebot an 250 Mitwirkenden soll die Zuschauer mit in Verdis Fantasie-Ägypten nehmen.

(Foto: Christoph Eisenmenger)

Der Niederländer war auch vor fast 20 Jahren im Team, als FKP Scorpio schon einmal eine "Aida"-Tour groß in den Sand setzte, also in 20 Zentimeter hoch gestreuten echten Sand, der dann 2006 auch aus der Münchner Olympiahalle kaum mehr herauszukehren war. Das wollte er diesmal nicht. Und auch keine echten Pferde, wie damals. 2023 müsse man eine Aida anders erzählen, wie es ihrem innovativen Schöpfer Giuseppe Verdi gefallen hätte (glaubt Barendregt): als immersives Erlebnis. 20 Liter Parfüm sollen den Duft eines Fantasie-Ägyptens verströmen (Gewürze, Wüste, Meer), der Nil soll die Gäste auf den teuren Plätzen mitten im Geschehen in der Arena (bis 300 Euro) überschwemmen (eine blaue Riesenfahne wie im Fußballstadion), ein LED-Videoband soll auch den Gästen auf den billigen Plätzen (ab 26 Euro) mit Animationsfilmen alles erklären und zeigen, dass alles live gespielt wird.

Die Standards freilich sollen stimmen. Das 60-köpfige "Hanseatische Symphonische Orchester" unter der Leitung von Michael Ellis Ingram wurde eigens gegründet und mit den angeblich besten verfügbaren Musikern vor allem aus Norddeutschland bestückt, ebenso der 40-köpfige Chor. Die Solisten sind nicht die teuersten Opernstars. Aber etwa die Dänin Nina Clausen als Aida, Martin Shalita aus Miami als Radames oder VaShawn Savoy Mcllwain aus Washington als Amonasro haben ihre Rollen schon an großen Häusern gespielt, klingen wuchtig und sehen auch Hollywood-tauglich aus - großer Wert wurde auf Fitness gelegt, denn nicht jeder Sänger könne 60 Meter weite Distanzen ein Solo schmetternd bewältigen. Den Rest erledigt die Technik, so soll Amonasro "eine Magie" umgeben, die das Publikum in einer technisch erzeugten Druckwelle zu spüren bekommt.

Insgesamt sind 250 Mitwirkende beschäftigt, darunter 18 Tänzer. Jeden Abend soll ein lokales Kinderballett eine Choreografie zeigen. Auch 32 äthiopische Kriegsgefangene werden im Herbst unter Münchner Laien gecastet - die günstigste Gelegenheit, ganz nah an die Bühne zu kommen. Im Herbst will das Team auf einer Reklame-Tour in ein Münchner Einkaufszentrum kommen, samt Ayana. Für alle die Gelegenheit, sich zu überzeugen, dass da kein echter Elefant in einem Kostüm steckt.

Aida - das Arena-Opern-Spektakel, 22. Feb. 2024, München, Olympiahalle

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