Open-Air-Konzerte in und um München:So klingt der Sommer

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Für die Organisatoren sind Freiluftfestivals immer ein Risiko, für Besucher eine Mischung aus Party, Kurzurlaub und zurückeroberter Jugend. Ein Überblick.

Von Michael Zirnstein, Christina Hertel und Rita Argauer

Open Airs sind für die Besucher mehr als eine Aneinanderreihung von Konzerten: Party, Kurzurlaub, Rock-Rausch, ein Stück zurückeroberte Jugend - Freiheit, zumindest eine gefühlte. Für die Veranstalter bedeuten die Festivals aber viel Arbeit und Risiko. Wetterkapriolen, Mehrausgaben für Sicherheitskräfte und Sanitäter, rechtliche Unsicherheiten mit ehrenamtlichen Helfern und nicht zuletzt der Kampf um Besucher und Bands durch immer mehr Festivals fordern ihren Tribut.

Selbst eine so traditionsreiche Sause wie den "Chiemsee Summer" hat es erwischt. Nach einem sturmbedingten Abbruch vergangenes Jahr pausiert das Festival in Übersee heuer zum ersten Mal seit 1995. Das Elektro- und Pop-Spektakel "Utopia Island" an einem Baggersee bei Moosburg kämpft außer mit den Folgen eines Unwetters auch mit den Behörden um den Ausbau des Geländes - und kommt wohl erst 2019 zurück. Ebenso wie "Magic Lake" am Ammersee, dessen Premiere 2017 bezaubernd war, nur leider schlecht besucht.

Kultur
:Das Musik-Festival Rockavaria kehrt zurück

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Und die Fans vom "Prima Leben und Stereo" warten immer noch auf die Fertigstellung der Freisinger Umgehungsstraße, ehe sie wieder am Vöttinger Weiher feiern können. Bayern also eine Open-Air-Wüste? Mitnichten, viele Veranstalter lassen sich den Spaß nicht verderben.

Härtere Töne

Das "Rockavaria" hat seine Besinnungspause schon hinter sich. An der Aufgabe, 20 Jahre nach Wegzug des "Rock im Park" wieder ein großes Open Air in München zu etablieren, hatte sich die DEAG als Veranstalterin zunächst verhoben. "Zu komplex und kompliziert" sei der Olympiapark zu bespielen gewesen, kommentiert Geschäftsführer Christian Diekmann die ersten beiden Runden des Festivals für die härteren Töne.

2018 kehrt Rockavaria zurück: konzentrierter und mitten in der Stadt. Auf zwei Bühnen am Königsplatz und im Park hinter der Glyptothek spielen am 9. und 10. Juni täglich zehn Bands. Headliner sind die Heavy-Metal-Großverdiener Iron Maiden am Samstag und die deutschen Pop-Punks Die Toten Hosen, die sich am Sonntag die große Bühne und erhoffte 20 000 Besucher mit der amerikanischen Nu-Metal-Combo Limp Bizkit teilen. Mit den Emil Bulls rocken auch Szene-Helden aus München mit.

Für jeden etwas

Das "Sinnflut Festival" in Erding, schreiben die Veranstalter, sei etwas für Familien, Singles, Verliebte, Verheiratete, Hipster und Trachtler, Opas und Omas, Rocker und Rapper, Einheimische und Zuagroaste, für Riot-Girls und Rastamänner - kurz gesagt: für alle. Und wer einen Blick in das Programm wirft, merkt: Die Veranstalter könnten recht haben. Es gibt Kunstaktionen, Tanz, Theater, Buden und Biergartenflair. Weil das Fest diesen Sommer sein 25-jähriges Bestehen feiert, dauert es extra lange.

Elf Tage, von 26. Juli bis 5. August, stehen hauptsächlich Musiker aus der Region auf den verschiedenen Bühnen - zum Beispiel Wally und Amy Warning. Wally Warning ist auf den Niederländischen Antillen geboren und in München zu Hause. Seine Musik ist eine Mischung aus Reggae und Latin, in Erding tritt er mit seiner Tochter Amy auf. Für Star-Wars-Fans ein besonderes Highlight: Sie können der Jedi-Akademie Cham dabei zusehen, wie man mit Lichtschwertern kämpft.

Sattelt die Einhörner

Star des Puls-Open-Airs im vergangenen Jahr war eine Ananas. Das freche Früchtchen bekam ein eigenes Instagram-Konto, auf dem es bald mit Festivalgästen, Polizisten und auf der Bühne mit den (richtigen) Stars posierte. Festivals sind eben immer auch eine prima Gelegenheit für die Besucher, ihre Kreativität auszuleben und ihren eigenen Übermut zu feiern - für die Hörer des jungen Programms des Bayerischen Rundfunks scheint das besonders zu gelten.

"Noch mehr Ausrasten" verspricht das Puls-Open-Air für 2018, wieder auf dem Ritterturnier-Gelände von Schloss Kaltenberg: "Sattelt die Einhörner!" Die Teilnehmer feiern aber nicht nur sich selbst und ihren Übermut, sondern auch 60 Bands und DJs auf fünf Bühnen: Indie-Rock von den Chemnitzern Kraftklub und den Liverpoolern The Wombats gibt es ebenso wie deutschen Hip-Hop von Rin oder der Antilopen Gang und Sender-Lieblingen wie dem Schweizer Songwriter-Raubein Faber und den Münchner Pop-Hoffnung Cosby.

Unter freiem Himmel: Besucher des legendären Puch-Open-Air genießen die Beats auf einem Bauernhof in Jetzendorf. (Foto: Niels P. Joergensen)

Raus aus dem Hörsaal

Auch diesen Sommer zeigen Münchner Studenten, dass sie nicht nur feiern können, sondern auch organisieren. Zwischen Mai und Juni veranstalten sie drei Festivals: das "Garnix" auf dem TU-Campus in Garching (11. bis 16. Juni), das "Tunix" am Königsplatz (25. bis 29. Juni) und das Stustaculum in der Studentenstadt. Letzteres findet dieses Jahr bereits zum 30. Mal statt und zwar von Mittwoch, 30. Mai, bis Samstag, 2. Juni. Die Veranstalter nennen es das "größte von Studierenden organisierte Musik- und Kulturfestival Deutschlands". Tatsächlich spielen nicht nur Bands und DJs, es gibt auch Improvisationstheater, Kabarett, Akrobatik, ein Kicker- und ein Fußballturnier. Auch in diesem Jahr wird an besonders begabte Comedians, Poetry-Slamer und Kabarettisten die "Goldene Weißwurst" verliehen. Nähere Informationen zum Programm gibt es unter www.stustaculum.de.

Klassische Klänge

Konzertsäle haben so gut wie nie Fenster. Das ist für die, die dort spielen oder zuhören gerade im Sommer schade, denn da sperrt man die spät untergehende Sonne nur ungern aus. Für die Anwohner ist das vermutlich trotzdem wohltuend. Denn die schönste Musik nervt, wenn man sie zwangsweise und ständig hören muss. Orchesterklänge im Freien gibt es aber dennoch im Sommer, etwa bei Klassik am Odeonsplatz, das in diesem Jahr am 13. und 14. Juli stattfindet. Auch abseits des für die gut 7000 Zuschauer pro Konzert abgesperrten Bereichs kann man dann das Symphonieorchester des BR mit Diana Damrau oder die Münchner Philharmoniker mit David Garrett hören.

Bei den zwei "Oper für Alle"-Veranstaltungen braucht man sowieso kein Ticket, denn die sind für alle gratis: Wagners "Parsifal", per Live-Stream aus dem Nationaltheater auf den Max-Joseph-Platz übertragen, am 8. Juli und das Festspielkonzert, live auf dem Max-Joseph-Platz, am 21. Juli. Die besten Karten - falls es doch mal regnet - hat man bei den zahlreichen Konzerten im Brunnenhof der Residenz, die dort von Ende Juni bis Ende August stattfinden. Die Ausweichorte, der Herkulessaal oder die Allerheiligen-Hofkirche, stehen immer bereit. Dort gibt es dann halt keine Fenster.

© SZ vom 14.05.2018 / zir, chrh, arga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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