Open Air:In die Weide-Welt hinaus

Maxi Schafroth

Noch ist die elterliche Weide bei Ottobeuren ein bäuerliches Idyll. Bald aber wird Maxi Schafroth dort bis zu 750 Besucher in ihren Autos bespaßen.

(Foto: Vipasana Roy)

Kabarettist Maxi Schafroth bespielt den Grund seiner Eltern im Allgäu.

Von Oliver Hochkeppel

In den vergangenen Tagen war der Kabarettist und Schauspieler, der Ex-Banker und Parade-Allgäuer Maxi Schafroth viel unterwegs. Einmal, weil er gerade einen Kino-Dreh hat ("Generation Beziehungsunfähigkeit" soll der Film heißen), vor allem aber, weil er entlang der Strecke zwischen seiner aktuellen Wohnung in München-Sendling und dem Hof seiner Eltern nahe Ottobeuren plakatieren war, eigenhändig. Er wirbt für die drei Tage "Autokabarett" an diesem Wochenende, die seine unfreiwillige Bühnenabstinenz beenden.

Dabei ist Schafroth vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. "Ich hab' mich viel mit Meteorologie beschäftigt. Vor dreieinhalb Jahren habe ich den Segelschein gemacht, das ist jetzt ein großes Hobby von mir. Sobald es wieder ging, bin ich sofort nach Kroatien gefahren, habe vorher noch bis zu den Ministerien hoch angerufen, ob sie mich auch reinlassen." Ohnehin hat sich seine Karriere mit ausverkauften großen Sälen für seine Kabarettprogramme "Faszination Allgäu" oder "Faszination Bayern" und Kinorollen unter anderem in fast allen Rosenmüller-Filmen so entwickelt, dass er sich jetzt nicht beklagen will. Für seinen Part als Fastenprediger beim Nockherberg-Derbleckn, das dann kurzfristig dem Shutdown zum Opfer fiel, wurde er noch voll bezahlt, "die waren echt fair", sagt er. "Dann habe ich ja noch ,Extra 3' beim NDR, andere Fernseh-Sachen und jetzt den Kinofilm. Aber meine Leute, die hängen total in der Luft. Mein Gitarrist Markus Schalk, mein Chor, meine drei Techniker. Die wollte ich unbedingt wieder an den Start bringen."

Außerdem reizte es ihn, seine alten Qualitäten als Macher und Organisator wiederzuerwecken. Wie damals vor zwölf Jahren, als er als 23-jähriger Bauernsohn, Schauspielschüler und Bankangestellter zusammen mit seinem Freund und Kommilitonen Raphael Dwinger eine komplette Filmproduktion ("Preußens Gloria") fast ohne Budget, aber mit Profi-Crew samt Bavaria-Pyrotechniker und Arri-Technik komplett selbst stemmte. Weil seiner Mischung aus Lausbubencharme, mitreißender Kreativität und Finanzwelt-Bodenhaftung niemand widerstehen konnte. Das hat Schafroth jetzt reaktiviert. "Ich hatte so viele Ideen durch diese Rumsitzerei. Da dachte ich mir, Mensch, meine Eltern haben doch diese ebene Wiese rund um den Hof, dreieinhalb Hektar, da muss man was machen."

So gibt es jetzt also für je 250 Pkw mit bis zu drei Insassen drei Abende lang Auto-Kino ohne Leinwand, dafür mit Schafroth und Co, die "live auf einer robusten Scherenhebebühne ihr Bestes geben." Und mit einem eigens gebastelten Programm: "Wir haben viel Technik, improvisieren, moderieren zum Beispiel auf mobilen Jägerhochständen die Einfahrt der Leute; wir haben ein rumänisches Erntehelferballett, Raphael spielt einen österreichischen Radiomoderator. Unsere Feuerwehr ist dabei, mein Papa ist dabei. Die Situation selbst trägt genug Humor in sich." Auch um alles Drumherum hat sich Schafroth mehr oder weniger selbst gekümmert. Hat die Homepage gebastelt, auf der man übers Autokennzeichen registriert und zugelassen wird. Hat die 650 Meter weit strahlende UKW-Frequenz besorgt, über die Besucher das Ganze im Autoradio hören können. Diverse Genehmigungen besorgt. Und eben auch noch plakatiert.

Maxi Schafroth - Autokabarett, Freitag bis Sonntag, 10. bis 12. Juli, 21 Uhr (Einfahrt ab 20 Uhr), Schafroth-Hof-Wiese zwischen Dennenberg und Eggisried, www.schafrothkonzert.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: