Süddeutsche Zeitung

Olympische Winterspiele 2018:Schnee von morgen

München hat sich als deutscher Bewerber für die Olympischen Winterspiele 2018 durchgesetzt: Am Samstag will der Deutsche Olympische Sportbund den Antrag billigen. Doch bis München sich tatsächlich offiziell beim IOC bewerben kann, gibt es noch einiges zu klären.

Thomas Hahn

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust muss am Samstag ganz stark sein. Denn dann findet in der Hamburger Handelskammer die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) statt, bei welcher das nationale Sport-Parlament Münchens Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 billigen wird.

In den eigenen Stadtgrenzen muss von Beust also erleben, wie der Kollege Christian Ude aus dem Süden jenen Auftrag erhält, auf den seine Stadt mit ihrem Konzept für Sommerspiele vor kurzem noch selbst spekulierte. Vergangene Woche machte von Beust seinen Sinneswandel öffentlich und erklärte jede Hamburger Olympia-Ambition vor 2030 für "unrealistisch": Die Hansestadt werde von nun an Münchens Vorstoß "im Sinne Deutschlands" unterstützen.

Verbittert sei er keineswegs, sagte von Beust. "Aber es stimmt mich sehr traurig, dass wir unser anerkanntes Konzept von Olympischen Spielen am Wasser nicht umsetzen können."

Neuer Kurs

DOSB-Präsident Thomas Bach hat von Beust den neuen Kurs abgerungen, allerdings nicht nur im nationalen Interesse: Bach dementiert zwar stets seine Karriereziele im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), doch offensichtlich will er dort 2013 vom Vizepräsidenten zum Nachfolger von Präsident Jacques Rogge aufsteigen.

Dabei kann er keine aufwendige Olympia-Bewerbung nach 2011 brauchen, weil er sonst zwei Wahlkämpfe führen müsste: für den deutschen Sport und für sich. So erklärt sich, dass Bach Münchens Bewerbung auf 2018 beschränkt sehen will, obwohl selbst seriöse Bewerber selten im ersten Anlauf erfolgreich sind. 2011 entscheidet das IOC über den Olympia-Ort 2018.

Ohnehin darf man die Abstimmung am Samstag nicht missverstehen: Das Votum für München schließt einen Rückzieher - etwa bei Finanzierungsproblemen - nicht aus. Erst im Herbst 2009, wenn München seine Bewerbungsunterlagen beim IOC einreicht, erlangt der Traum von den zweiten Spielen in München nach 1972 offiziellen Rang. Und bis dahin ist noch einiges zu klären.

Die Münchner sind davon überzeugt, aus den früh gescheiterten Bewerbungen Berlins (für 2000) und Leipzigs (für 2012) gelernt zu haben. Allerdings müssen sie der Olympia-Gemeinde erst noch erklären, wie sich das Konzept kompakter Spiele mit der Tatsache verträgt, dass neben der Achse München/Garmisch-Partenkirchen das entlegene Königssee als Bob- und Rodelstandort dienen soll.

Die Finanzierung ist noch nicht gesichert

Auch die Finanzierung des avisierten Bewerbungsbudgets von 30 bis 35 Millionen Euro ist noch nicht gesichert. Außerdem müssen die Münchner dem IOC klarmachen, dass Sotschi, Russlands extravaganter Olympia-Ort 2014, zu Asien gehört und nicht zu Europa: Sonst gibt es ein Problem mit dem Olympia-Turnus, nach dem sich die Kontinente abwechseln sollen; zumal Pyeongchang aus Südkorea nach zwei gescheiterten Bewerbungen eine dritte wagen will.

Ganz abgesehen davon haben auch die Träger der Olympia-Idee selbst ein Problem: Der Deutsche Skiverband (DSV) und sein Präsident Alfons Hörmann haben sich beim Verkauf ihrer Fernsehrechte derart ungeschickt verhalten, dass der DSV einen Millionenverlust verkraften muss und sein Ruf als verlässlicher Partner stark gelitten hat.

Hörmann ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wintersportverbände, sein DSV eine der wichtigsten Stützen der Bewerbung. Das macht die Olympia-Kampagne zumindest nicht vertrauenswürdiger.

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SZ vom 08.12.2007/aho
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