Süddeutsche Zeitung

Olympische Winterspiele 2018:Probleme mit Plan B

Oberammergau schert aus - und erzwingt bei den Münchner Olympiabewerbern den Wechsel der Sportstätten. Die Posse um die Planungspanne birgt erhebliches Problempotenzial.

Der Widerstand in Oberammergau ist zu groß geworden, jetzt zaubern die Münchner Olympiabewerber einen neuen Standort für die Schnee-Wettbewerbe 2018 aus dem Hut: Plan B soll das dem Freistaat gehörende Gut Schwaiganger bei Ohlstadt sein.

Dazu erst die gute Nachricht: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird, falls überhaupt, huldvoll auf die peinliche Planungspanne der Bewerber reagieren. Das ist so vorhersehbar wie Münchens kürzlich erfolgte Nominierung als Kandidatenstadt - und ebenso wenig aussagekräftig. Denn das IOC offenbart, was es wirklich bewegt, stets erst am Wahltag. Und bis da ist es noch ein Jahr hin.

Tatsächlich birgt die Oberland-Posse beträchtliches Problempotential. Das beginnt mit der Standort-Panne an sich: Sind nicht gerade die Deutschen weltberühmt für ihr einmaliges Organisationstalent? Künftig steht sogar in ihrer Bewerbung, dem Mini-Bidbook, etwas drin, das es nicht geben wird: Ein olympischer Schnee-Park in Oberammergau.

Nachbessern verstößt zwar nicht gegen die Regeln. Es wirkt aber recht unprofessionell, und im IOC wird man sich fragen, wie das ausgerechnet den Deutschen passieren kann.

Schlimmer ist, dass die Antwort darauf etwas offenbart, was das Selbstverständnis der IOC-Mitglieder berührt: Mangelnde Spiele-Begeisterung im Volke ist die Todsünde für jeden Bewerber. Manche IOC-Leute, die selbst oft aus Ländern oder Bereichen stammen, wo Parteitags-Voten die Regel sind, nehmen zu knappe Mehrheiten gern persönlich. Dazu passt, dass deutsche Spitzenmanager jüngst in Südafrika ein düsteres Bild der Münchner Chancen zeichneten, etwa bei Afrikas Fußballchef und Topfunktionär Issa Hayatou. Der habe im Winter in Vancouver peinliche und aufdringliche Werber erlebt. Allein das Afrika- und Fußballpaket im IOC zählt um die 25 Voten.

Zu klären sind nun auch Sachfragen: Inwieweit ist Plan B mit den Sportstätten-Anforderungen kompatibel? Experten der Fachverbände dürften das neue Gelände noch gar nicht begutachtet haben; im Ammertal waren sie seinerzeit intensiv zugange. Und dann ist da noch das wohl größte Problem, Garmisch selbst. Auch hier hängt alles an etwa 30 Grundbesitzern, die ihre Verkaufsbereitschaft signalisieren müssen. Die Situation erscheint weit schwieriger, als sie in Oberammergau war: Dort ging es zwar um 180 Grundbesitzer; die hätten aber nur die befristete Nutzung akzeptieren sollen.

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SZ vom 05.07.2010/hai
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