Olympische Winterspiele 2018:Das grüne Herz der Sportler

Befürworter setzen auf ein "grünes Erbe", Gegner verteilen Vorher-Nachher-Fotos: Sportler und Politiker diskutieren über Münchens Olympia-Bewerbung.

Anna Fischhaber

"Das werden die umweltfreundlichsten Winterspiele der olympischen Geschichte." Das sagt Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes. Der Mann ist Mitglied der Grünen und saß für seine Partei als Minister in der nordrhein-westfälischen Landesregierung.

Olympia 2018, München, Getty

München bewirbt sich für die Olympischen Winterspiele 2018 - doch nicht alle halten das für eine gute Idee.

(Foto: Foto: Getty)

Vesper also hat ein gewisses Renommee. Deshalb kommt seinem Urteil, München habe das beste Konzept für die Olympischen Winterspiele 2018, besondere Bedeutung zu, auch wenn er mittlerweile gewissermaßen Lobbyist ist.

Der Bund Naturschutz aber befürchtet trotz Verspers Beruhigung Schaden für die Natur druch Olympia 2018. Unter dem Motto "Jubel, Trubel, Ernüchterung" diskutiert Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, an diesem Mittwochabend im Münchner Stadtforum mit Gegnern und Befürwortern der gemeinsamen Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt mit Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee.

Im Publikum haben zahlreiche ehemalige Olympioniken Platz genommen. Die Skilegende Rosi Mittermaier (zweimal Gold, einmal Silber) unterstützt die Bewerbung ebenso wie Ruderer Jürgen Schröder, der 1964 Zweiter wurde.

Der Ex-Skirennfahrer Christian Neureuther, Rosis Gatte, freut sich auf die vielen Emotionen und betont, auch Sportler hätten ein "grünes Herz" - und dass in seiner Heimat Garmisch kein einziger Baum weichen müsse. "Verlogen", ruft eine Zuschauerin. Ein aufgebrachter Umweltschützer verteilt Vorher-Nachher-Fotos von Pisten in Garmisch. In der Olympia-Stadt von 1936 ist der Protest groß.

Auf der Bühne in München lässt man sich davon nicht beirren. Begeistert erzählt Sport-Funktionär Vesper vom deutschen Interesse am Wintersport und von den vielen Sportstätten, die es an den Bewerberorten praktischerweise schon gebe. Immer wieder verweist er auf das "grüne Erbe", das die Winterspiele hinterlassen könnten.

So sollen in München 1000 neue Wohnungen entstehen, die als Energiefabriken arbeiten. Vesper geht sogar soweit zu behaupten, Olympia könne als Medium für den Umweltschutz dienen - ähnlich wie die Spiele in Peking eine Debatte über Menschenrechte ausgelöst hatten.

"Garmisch ist nicht geeignet"

Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder von den Grünen wiederum hofft auf Investitionen, wie sie die Sommerspiele 1972 für die Stadt gebracht hatte. Er ist der Meinung, gerade aus ökologischer Sicht dürfe man Olympia nicht ablehnen.

"Ich kenne keinen Ort, wo man sie nachhaltiger machen könnte", sagt Monatzeder. "Wir können uns vor dieser Aufgabe nicht drücken." Allerdings sehen das nicht alle Grünen so: Während die Partei im Stadtrat mehrheitlich für das Projekt stimmte, hat ein Landtagsabgeordneter ein Bündnis gegen die Spiele ins Leben gerufen.

An diesem Mittwoch ist jedoch Christian Hierneis vom Bund Naturschutz der einzige Olympiagegner auf der Bühne - auch wenn er "nicht prinzipiell gegen Olympia" ist, wie er ausführt. Konstruktive Vorschläge für die Bewerbung liefert er nicht.

"Garmisch ist nicht geeignet", sagt Hierneis nur. Und: "Ich wünsche mir, dass sich die Alpen positiv entwickeln." Er hofft vielleicht auf die starke Konkurrenz der anderen Bewerberorte aus Frankreich und Südkorea.

Mehr als 500 Tage dauert es noch, bis das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Zuschlag vergibt. Dessen Entscheidung sei nicht immer rational, warnt Moderator Kilz - und drängt zur geordneten Lobbyarbeit. Vielleicht könnten die Münchner Stadträte herausfinden, was den Herren vom IOC schmeckt: "Wie wäre es mit Butterbrezn?" Damit hat er die Lacher auf seiner Seite.

Skirennläufer Neureuther nimmt es sportlich: "Korea ist stark. Aber je besser der Gegner, desto schöner ist es, wenn man ihn schlägt."

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