50 Jahre Olympia in München:Er hatte den Urlaub unterbrochen, um die Geiseln zu befreien

50 Jahre Olympia in München: Eine Lichtinstallation an der Fassade des Polizeipräsidiums zeigt im Februar ein Foto des ermordeten Polizisten Anton Fliegerbauer. Er war eines von zwölf Opfern des Olympia-Attentats 1972.

Eine Lichtinstallation an der Fassade des Polizeipräsidiums zeigt im Februar ein Foto des ermordeten Polizisten Anton Fliegerbauer. Er war eines von zwölf Opfern des Olympia-Attentats 1972.

(Foto: Robert Haas)

Jeden Monat wird einem Ermordeten des Olympia-Attentats von 1972 gedacht. Im Februar steht das einzige deutsche Opfer im Mittelpunkt: der Polizist Anton Fliegerbauer.

Von Joachim Mölter und Anita Naujokat

Er hatte eigens seinen Urlaub unterbrochen und sich freiwillig für den Einsatz zur Geiselbefreiung gemeldet. Weil er als schießfertig gegolten habe. Am 5. September vor 50 Jahren starb der Polizeiobermeister Anton Fliegerbauer auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck, als ihn ein tödliches Geschoss der palästinensischen Terroristen "Schwarzer September" traf.

Seit Mittwochabend erinnert das Münchner Polizeipräsidium in einer Projektion an der grünen Gebäudefassade im Rondell vor dem Haupteingang an der Ettstraße an den getöteten Kollegen. Es zeigt sein Porträt - im Wechsel mit den Namen aller zwölf, die beim Anschlag bei den Olympischen Spielen 1972 ums Leben kamen. Ein ernst blickender junger Mann, der nur 32 Jahre alt wurde.

"Der Terrorakt gehört zur Geschichte der Landeshauptstadt München, aber auch der Polizei", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Eröffnung im Beisein von Carmela Shamir, Generalkonsulin des Staates Israel, dem Direktor des Jüdischen Museums München, Bernhard Purin, und Polizeipräsident Thomas Hampel. Damals habe man noch keine Erfahrung mit Terroranschlägen gehabt, räumte Herrmann ein. Doch daraus habe man Lehren gezogen und Spezialeinheiten aufgebaut.

Man werde sich gegen jedwedes Unrecht wie Antisemitismus und Rassismus wenden. "Dafür hat auch Anton Fliegerbauer gekämpft." Das Leid der Angehörigen sei indes nicht zu ermessen. "Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren und seinen Tod nicht vergessen."

Die Lichtinstallation ist Teil eines Erinnerungsprojekts, das wiederum zum Jubiläumsprogramm der Olympischen Spiele von 1972 gehört. Unter dem Motto "Zwölf Monate - Zwölf Namen" soll ganzjährig der zwölf Opfer des Olympia-Attentats vom 5. und 6. September 1972 gedacht werden. In jedem Monat wird einer der ermordeten Männer in den Mittelpunkt gerückt. Mit Fliegerbauer starben elf Sportler, Trainer und Funktionäre der Olympia-Mannschaft aus Israel.

Konzipiert wurde das Projekt federführend vom Jüdischen Museum in Zusammenarbeit mit dem hiesigen NS-Dokumentationszentrum sowie Israels Generalkonsulat. Im Januar war am Amerikahaus an den in den USA geborenen Gewichtheber David Berger erinnert worden.

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