Olympiapark:Viel Lärm um laute Glocken

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Das Carillon wurde 1972 anlässlich der Olympischen Spiele errichtet. (Foto: Rumpf)

Der Bezirksausschuss fordert erneut die Rückkehr des seit 2007 schweigenden Carillons in den Olympiapark

Von Nicole Graner, Olympiapark

Man könnte sogar im Frühling weihnachtlich werden und jene Zeilen eines Liedes zitieren, das den Wohlklang von Glocken in den Mittelpunkt rückt. Doch das würde suggerieren, dass die "süßen Glocken" tatsächlich auch erklingen. Im Falle des Glockenspiels, das viele Jahre lang am Coubertinplatz im Olympiapark ertönte und 1972 anlässlich der Olympischen Spiele errichtet worden war, ist das nicht so: Keine einzige Glocke erklingt. Und das seit 2007. Die Glocken des Carillons schlummern in einem Werkstattgebäude der SWM Services GmbH und warten auf bessere Tage.

In einer Bürgerversammlung 2013 war die erneute Installation und Inbetriebnahme gefordert worden. Anlass für den Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart (BA), den Wunsch eingehend zu prüfen. Der Beschluss war eindeutig: Das Glockenspiel sollte wieder in Betrieb genommen werden. Nur nicht am Coubertinplatz. Denn da sei es zu laut. "Zu olympischen Zeiten gab es kein Restaurant, keinen Biergarten", erklärt der Geschäftsführer der Olympiapark München GmbH, Arno Hartung, "und das Carillon ist ordentlich laut". Also ging es um die Standortsuche. BA und Olympiapark GmbH sehen den richtigen Platz südwestlich vom Coubertinplatz in Richtung Stadion. Doch diesen lehnen das Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalschutzbehörde nun zum wiederholten Male ab - mit der Begründung, dass man nicht nachvollziehen könne, "dass das Glockenspiel bei aktivem Biergartenbetrieb bis in die Neunzigerjahre auf dem Coubertinplatz bezüglich der Lautstärke offensichtlich tolerabel war und heute auf Ablehnung stößt". "Naja", sagt Hartung, "da muss man nur mal drunter gesessen haben. Dann weiß man, dass das an der Stelle so dicht am Biergarten nicht geht." Ein besonderer Ortstermin sollte dann im September 2014 Klarheit bringen. Mit großem Aufwand wurden mit einem Kran Lautsprecher auf acht Meter Höhe gezogen, aus denen dann Carillonmusik ertönte. BA-Mitglieder, Vertreter der Olympiapark GmbH, die Presse waren vertreten, nur die Denkmalschutzbehörden nicht. "Das", sagt Hartung, "war mehr als ärgerlich".

Auch Susanne Schneider-Geyer (SPD) ist das ewige Hin und Her leid. Sie forderte in der jüngsten Bezirksausschuss-Sitzung, endlich das Carillon in Betrieb zu nehmen. Erich Tomsche (CSU) monierte, dass es schon seltsam sei, dass sich die Denkmalschützer in ihrer Begründung auf die Lautstärke bezögen, wo sie doch beim Klang-Ortstermin gar nicht anwesend waren. "Den BA-Beschluss dann mit einer Überheblichkeit abzulehnen - da gehört schon eine Portion Frechheit dazu." SPD und CSU sprachen sich noch einmal dafür aus, dass Carillon "endlich" am neuen Standort südwestlich des Coubertinplatzes aufzustellen. "Es gehört", so Tomsche, "zum Olympiapark-Ensemble dazu". Für den einen oder anderen Olympiadorf-Bewohner allerdings auch an der alten Stelle, wo es immer stand. "Wozu der Auf- und Widerstand wegen einer Stunde Glockenspiel pro Woche?", fragt sich Monika Mühlenbeck- Krausen von der Einwohner-Interessengemeinschaft Olympiadorf (EIG). Der Vorschlag der ÖDP, das Carillon als "fliegenden Bau" mobil zu machen, um die Standort-Diskussion zu erleichtern, wurde im Gremium als "nicht machbar" abgelehnt, da es viel zu schwer sei.

Der Pressesprecher der Unteren Denkmalschutzbehörde, Thorsten Vogel, bekräftigte noch einmal, dass sich die Behörden für eine Inbetriebnahme des Glockenspiels aussprechen - aber am Originalstandort. "Das ist eine Entscheidung aus der Theorie heraus", sagt Hartung. Aber diese müsse ja nicht das absolute Credo sein. Er bietet dem BA an, das Thema noch einmal anzugehen und eine konzertierte Aktion zu starten - "um die Behörden doch noch zu überzeugen", sagt der Chef des Olympiaparks.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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