Das Liebenswerte am Tollwood, das sind nicht die großen Namen auf der Bühne. Es sind die kleinen, verspielten Dinge des Festivals. Dinge, die kein Mensch braucht, eine Kralle zum Kopfkraulen zum Beispiel. Ein Leben lang gut ohne ausgekommen, aber hui, fühlt sich schon lustig an, oder? So schlendert der Besucher an Ständen voller wundersamer Gegenstände vorbei, die ungewohnt riechen, sich seltsam anfühlen oder lustig aussehen. Oft genug wandert etwas davon in die Tasche, etwas Ungewohntes, Faszinierendes, von dem man nie gedacht hätte, dass man es gerne besitzen würde. So etwas kann zum neuen Lieblingsstück werden, oder bis zum nächsten großen Ausmisten im Regal Staub anziehen. Meistens weiß man das nicht vorher.
Seit über einem Vierteljahrhundert behauptet sich das Festival, geboren aus dem Tod einer alternativen Kleinkunstwirtschaft. Gegen Dauerregen, gegen den Vorwurf der Kommerzialisierung, gegen Fußballweltmeisterschaften, gegen viele Trends. Zum Beispiel gegen den aktuellen des Minimalismus und der Shared Economy. Möglichst wenige Dinge besitzen und lieber mit anderen zu teilen - eine hippieske Idee, die das hippieske Tollwood mit seinem Sammelsurium an Wunderlichkeiten aber konterkariert. Ob es ihm schadet? Wohl kaum. Oder hat es jemals jemandem geschadet, sich an einem vergoldeten Blattskelett zu erfreuen? Daran zu glauben, ein hübscher Traumfänger möge einem guten Schlaf den Weg bereiten? Einen Armreifen, gebogen aus einer antiken Gabel zu tragen? Eher nicht. Es sei dem Tollwood-Besucher auch in diesem Jahr vergönnt, sich an solch kleinen Dingen zu erfreuen.