Süddeutsche Zeitung

Olympiapark:Raus aus der Steinzeit

Lesezeit: 3 min

Die Skateranlage "Stonepark" am Brundageplatz wird saniert und auf den neusten Stand gebracht. An der Planung wirken die Skater selbst mit - doch alle ihre Wünsche wird die Stadt wohl nicht erfüllen können

Von Jana Heigl, Olympiapark

Wer nicht aufpasst, der kann den Skatepark am Brundageplatz im Olympiapark leicht verfehlen. Wie zur Tarnung fügen sich die verwitterten Steinplatten in die Landschaft des Parks ein. "Früher war hier die Hölle los", sagt Sebastian Sandl, ein junger Skater, der mit dem "Stonepark", wie viele die Skate-Anlage wegen ihrer Steinplatten nennen, aufgewachsen ist. "Es waren immer Leute hier. Jetzt gehst du vorbei, und es ist keiner mehr da."

Das will die Stadt München zusammen mit dem Verein Skateboarding München jetzt ändern. "Stonepark hat ja auch ein bisschen etwas mit Steinzeit zu tun", sagt Susanne Gast vom städtischen Baureferat. Die Anlage zählt zu den ältesten ihrer Art in München. Einige in der Münchner Skaterszene haben dort diesen akrobatischen Sport gelernt. Doch die Anlage ist völlig veraltet, auf "Dinosaurier-Niveau", wie manche Skater sagen.

Der Bauausschuss des Stadtrates hat nun einen Beschluss zur Sanierung von sieben Skateanlagen in München verabschiedet - der Stonepark am Brundageplatz zählt auch dazu. Insgesamt stellt die Stadt 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei wird versucht, das Geld gleichmäßig auf die Parks aufzuteilen. Die Behörde ist deshalb vorsichtig bei teuren Wünschen der Skater. "Was hier reingepumpt wird an Geld, das geht woanders verloren", sagt Anja Pohlers vom Baureferat.

Manche Skater können durchaus nostalgisch werden, wenn es um den Stonepark geht. Die Anlage ist für viele eine Herzensangelegenheit. "Das ist ein sehr ikonischer Park, in dem auch tatsächlich Münchner Profis groß geworden sind", sagt Conny Mierbach, ebenfalls ein Skater. "Der hat schon Generationen geprägt."

Bei der Vorstellung des Plans, den die Skater in einem Workshop im Mai mit der Stadt und dem Planungsbüro Landskate erarbeitet haben, kommen mehr als ein Dutzend Skater auf den Platz. Jan Weber-Ebnet vom Verein Urbanes Wohnen moderiert die Veranstaltung und sprüht die Umrisse der zukünftigen Hindernisse, "Obstacles" wie sie in der Szene genannt werden, in Farbe auf den Boden. Der neue Park soll kantig herausstechen aus der Landschaft des Olympiaparks.

Und er soll größer werden. Der Skatepark wächst um knapp 200 Quadratmeter, von 450 auf 640 Quadratmeter Fläche. "Ich finde es echt super", sagt Veith Kilberth von Landskate. Auf der kleinen Fläche wäre es eine Herausforderung gewesen, die Ideen der Skater zu realisieren.

Kilberth und sein Kollege Tobias Zwickler gehen mit den Skatern von Hindernis zu Hindernis und helfen ihnen zu verstehen, wie der neue Park aussehen soll. Dann werden die Abstände zwischen den Hindernissen diskutiert, auch der Radius des "Vulcanos", eine Art kleiner Vulkan aus Beton, der gleich am Eingang zum Platz entstehen soll. Er wird der erste seiner Art in München sein. Es zeigt sich: mit Steinzeit und Dinosaurier-Niveau hat der neue Stonepark dann nichts mehr zu tun.

Geduldig hören sich Kilberth und Zwickler die Änderungsvorschläge der Skater an. Vieles modifizieren sie am Plan, zum Beispiel die Höhe des Vulcanos, aber sie sagen auch, wenn Wünschen Grenzen gesetzt sind.

Zum Beispiel beim Thema Trinkwasserspender. Das hatten sich die Teilnehmer des Workshops ausdrücklich gewünscht. Doch nach den Worten von Susanne Gast vom Baureferat ist das nicht möglich. Wegen der hohen Hygienestandards sei die Instandhaltung des Trinkwasserbrunnens zu teuer. Momentan läuft ein Modellversuch eines solchen öffentlichen Brunnens am Rindermarkt, bei dem die genauen Kosten der Wartung ermittelt werden sollen.

Beim Thema Beleuchtung kommt die Stadt den Skatern aber entgegen. Schon jetzt werden im Stonepark Leerrohre für eine mögliche Beleuchtung eingebaut, damit später eventuell nachgerüstet werden kann.

Ob die Lichtanlage auch tatsächlich aufgerüstet wird, das entscheidet sich beim Pilotprojekt im Skate-Park "Im Gefilde" im Stadtteil Waldperlach, bei dem sich zeigen soll, ob und in welchem Umfang es eine nächtliche Beleuchtung braucht. "Das wird noch einmal eine Challenge, weil das nicht der frequentierteste Park der Berufstätigen ist", sagt Daniel Haas vom Skateboarding München. Und eben jene seien es, die auch bei schlechtem Wetter abends nach der Arbeit noch fahren möchten. Wenn das Projekt gut verläuft, dann gibt es auch dort für die Skater eine Chance auf nächtliche Beleuchtung.

Über die Planungen zum Brundageplatz stimmt der Bezirksausschuss dem Vernehmen nach voraussichtlich nach der Sommerpause ab. Dann startet im Herbst 2017 die Planung und im Winter wird ausgeschrieben. Der neue Skate-Platz soll dann spätestens im Herbst 2018 fertig sein. Die Skater freuen sich schon.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3590067
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.07.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.