Süddeutsche Zeitung

Olympiapark München:Olydisco vor dem Aus

Eine Nachzahlung von mehr als 8000 Euro macht dem Trägerverein der Olydisco schwer zu schaffen. Wenn das Studentenwerk dem "Verein der Studenten im Olympiazentrum" nicht entgegenkommt, muss er sich womöglich auflösen. Das wäre das Ende für die Diskothek.

Von Sebastian Krass

Seit fast 40 Jahren organisiert der "Verein der Studenten im Olympiazentrum" kulturelles Leben und Partys in der Wohnanlage. Nun steht er nach eigenem Bekunden vor dem Aus. Man stecke in einer "existenzbedrohenden" finanziellen Schieflage, sagt die Vereinsvorsitzende Laura Korfmann. Auslöser sind demnach die Folgen der groß angelegten Sanierung des Olympiadorfs, in dem etwa 2000 Studenten leben, und ein aktueller Streit mit dem Studentenwerk München über Miet- und vor allem Nebenkostenzahlungen.

Zwei Jahre seien die vom Verein betriebene Bierstube und die Olydisco wegen der Bauarbeiten geschlossen gewesen, erklärt der Vereinsvorstand. Von diesen Umsätzen aber lebe der Verein im Wesentlichen, deshalb hätten die zwei Jahre an der Substanz gezehrt. Inzwischen sind beide Institutionen wieder eröffnet. Der Verein, der neben den gastronomischen Geschäftsbetrieben mit Arbeitsplätzen für Studenten auch eine Töpferstube und einen Filmclub betreibt und eine "Dorfzeitung" produziert, sei "wieder im Aufwind", sagt Korfmann, vor allem die Bierstube laufe gut.

Nachzahlung in Höhe von 8000 Euro

Doch nun bringen die Nebenkosten den Verein in die Bredouille. Momentan zahlen die Studenten für Bierstube und Disco 1000 Euro pro Monat voraus. Doch das reicht offenbar bei weitem nicht aus. In den ersten drei Monaten im Jahr 2012 war der Verbrauch so hoch, dass eine Nachzahlung von mehr als 8000 Euro fällig ist. Um eine solche Nachzahlung künftig zu vermeiden, regt das Studentenwerk an, die Vorauszahlung auf 3600 Euro zu erhöhen.

Derzeit aber könne man weder die 8000 Euro Nachzahlung auf einen Schlag noch 3600 Euro pro Monat stemmen, sagt Korfmann. Erst recht nicht jetzt, nach eineinhalb Monaten Semesterferien und dementsprechend eher ruhigem Betrieb. Wie man das Problem lösen könne, sei unklar. Zunächst einmal wünsche man Aufklärung, wieso die Nebenkosten derart hoch seien. "Schließlich wurden die Gebäude auch energetisch saniert." Zudem beklagt der Vorstand des Vereins mangelnde Gesprächsbereitschaft des Studentenwerks.

Diesen Vorwurf weist ein Sprecher der Einrichtung entschieden zurück. Es habe Gespräche und Mailverkehr gegeben, überdies seien mehrere Termine von Studenten abgesagt worden. Nun aber sei noch im September ein Gespräch anberaumt. Auch der von Seiten des Vereins angedeutete Kritik, das Studentenwerk verhalte sich als Vermieter unsozial, widerspricht der Sprecher. Nebenkosten für Strom und Wasser fielen nun einmal an, und die müsse man umlegen, "wie in jedem privaten Mietverhältnis auch".

"Wir sind auf der Seite der Studenten"

Der Sprecher vermutet, dass der Verein deshalb in Schieflage geraten sei, weil die Geschäfte doch nicht mehr so gut liefen wie früher, vielleicht auch wegen der größeren Zahl an anderen Freizeitangeboten für Studenten. Laura Korfmann räumt ein, dass die Ende 2012 wieder eröffnete Olydisco noch nicht ganz so laufe wie gewünscht. "So etwas lebt ja von seinem Ruf", sagt sie, der habe während der zweijährigen Schließung natürlich gelitten.

Momentan sieht es nach einer ziemlich verfahrenen Lage aus, zumal dem Verein für das Jahr 2013 eine weitere saftige Nebenkosten-Nachzahlung droht, von der im Moment noch gar nicht die Rede ist. "Wir brauchen eine Lösung so schnell wie möglich. Sonst müssen wir im schlimmsten Fall den Verein auflösen", sagt Korfmann.

Auch der Sprecher des Studentenwerks hält die Lage für kritisch, er sagt aber auch: "Wir sind auf der Seite der Studenten, wenn sie ordentlich wirtschaften. Und wir sind zuversichtlich, dass es zu einer Lösung kommt."

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Quelle:
SZ vom 14.09.2013/tba
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