Das Trikot, das einsam und allein an der noch nicht verputzten Wand hängt, ist fraglos gut in Szene gesetzt. So wie der gesamte Raum wird es durch zwei am Boden stehende, blau strahlende Leuchtwürfel indirekt so beleuchtet, dass die Situation beinahe etwas Andächtiges hat. Lauscht man dazu den Worten von Christian Winkler, der den Raum als "unser Heiligtum" bezeichnet, wird dieser Eindruck sogar noch bestätigt.
Trotz des gedimmten Lichtes ist die Vorfreude in den Augen des Managers des EHC Red Bull München nicht zu übersehen. Die rund 100 Quadratmeter große Spielerkabine des EHC, die hier, im Bauch des SAP Gardens entsteht, hat es in sich - wie der gesamte Bau. Auch Paul Zipser ist sehr zufrieden. Der Spieler des FC Bayern Basketball, dessen zukünftige Kabine nur wenige Meter neben der des EHC platziert ist, hatte die drei Hauptkriterien für eine gute Spielerkabine so beschrieben: "Platz, Platz, Platz." Alle drei werden erfüllt. Zipsers Zitat könnte auch stellvertretend für den gesamten Bau stehen. Alleine der Fitnessraum, den die Spieler des EHC und der Bayern-Basketballer passieren werden, wenn sie sich auf den Weg von ihren Kabinen zum Spielfeld machen werden, misst geschätzte 500 Quadratmeter.

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Seit mehr als zweieinhalb Jahren wird dort, wo einst das Olympia-Radstadion stand, an der neuen Multifunktionshalle namens SAP Garden gebaut. Ursprünglich war die Eröffnung für diesen Herbst geplant gewesen, doch erst die Coronakrise und dann der Ukraine-Krieg sorgten dafür, dass sie mehrmals verschoben wurde. Die Fertigstellung ist nun für Frühjahr 2024 geplant, als realistischer Umzugszeitpunkt haben die Verantwortlichen den Sommer 2024 ausgemacht. Die Playoffs 2024 des FC Bayern dürften wohl noch etwas zu früh kommen.
Eine Baustellentour auf der rund 70000 Quadratmeter großen Bruttogeschossfläche, was der Größe von knapp zehn Fußballfeldern entspricht, verdeutlicht, dass der Rohbau weit fortgeschritten ist. Von der obersten, noch dachfreien Etage ist die charakteristische Zeltdachkonstruktion des nur wenige Hundert Meter entfernten Olympiastadions, wo am Sonntag die European Championships zu Ende gingen, nicht zu übersehen. Einer der großen gelbe Kräne, welche die Baustelle dominieren, scheint mit seinem Ausleger die Antenne des Olympiaturms zu halbieren. Von der höchsten Stelle ist die Steilheit, welche die Arena charakterisiert, nicht zu übersehen - sie soll dafür sorgen, dass die Sicht von allen Sitzplätzen aus sehr gut ist. Die Planer wollen so "perfekte Sichtlinien" bilden.



Durch die Bau- und Rohstoffknappheit sowie Lieferengpässe - alleine die Preise für Betonstahlstäbe waren zu Beginn des Jahres mehr als 50 Prozent höher als noch im Vorjahr - hat sich nicht nur die Bauzeit verzögert, auch die Kosten der Arena sind nach oben geschnellt. Von den rund 100 Millionen Euro, die zu Beginn der Projektphase veranlagt worden sind, sei man mittlerweile "weit weg", ist von Red-Bull-Seite zu vernehmen. Auch deshalb sehe man die Arena nicht als "Renditeobjekt", das Ziel laute vielmehr, über das von der Stadt München auf 50 Jahre überlassene Erbbaurecht langfristig auf Null zu kommen. Helfen soll dabei auch die Ausrichtung von Dritt-Events, für die es jetzt schon - trotz der Konkurrenz mit der Allianz Arena - große Nachfrage gebe.
Christian Winkler, seit 18 Jahren beim EHC, spricht vom Beginn einer "neuen Zeitrechnung" - der EHC werde "von einem Schlauchboot auf ein Kreuzfahrtschiff" wechseln. Paul Zipser kennt aus seiner Zeit in der NBA die großen nordamerikanischen Hallen, aber das werde etwas "ganz Neues", unterstrich er. Und das soll nach Möglichkeiten mit einem großen Knall eröffnet werden. Nach SZ-Informationen gibt es bereits erste Kontakte mit den nordamerikanischen Profiligen NHL und NBA, um beiden Münchner Klubs einen namhaften Eröffnungsgegner zu bescheren. Theoretisch wäre es in der neuen Arena sogar möglich, an einem Tag sowohl ein Eishockey-, als auch ein Basketballspiel auszutragen. Der Umbau vom Eishockey- in den Basketball-Modus soll zu Beginn in acht, dann sogar in sechs Stunden möglich sein, dabei wird die Eisfläche mit einem Multifunktionsboden überdeckt. Im Gegensatz zu anderen Multifunktionshallen müssen die Banden dabei nicht abgebaut werden, entfernt werden nur die Plexiglas-Scheiben, welche die Eisfläche begrenzen.
Beeindruckend ist auch die Stahldachkonstruktion oberhalb der drei Eissportflächen, die hin zum Mittleren Ring, direkt andockend an die Halle, entstehen. Sie sind sowohl für den Trainingsbetrieb als auch für den Breitensport konzipiert. Schlicht alles sei "größer und mächtiger" als zuvor, schwärmt Christian Winkler, das müssten Spieler und Trainer dann erst einmal verarbeiten. Dieser Herausforderung werden sie sich ab 2024 aber sicher gerne stellen.