Olympiapark:Grüne Lösung

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Stadtbaurätin Elisabeth Merk legt für die Nutzung des ensemblegeschützten Busbahnhofs am Olympiapark drei Varianten vor. Sie spricht sich gegen ein Hotelprojekt ebenso aus wie gegen studentisches Wohnen.

Von Nicole Graner, Olympiapark

Kein würdiges "Entree" für den Olympiapark, ein "Schandfleck" für das denkmalgeschützte Ensemble des Olympiaparks - immer wieder steht der Bereich um den ehemaligen Busbahnhof am Olympiapark im Fokus unterschiedlicher Planungsideen. Seit der Verlängerung der U-Bahn-Linie U 3 zum Olympia-Einkaufszentrum hat der Busbahnhof seine Bestimmung verloren. Die Substanz des Bauwerks kam in die Jahre. Zwar wurden die Dachbereiche über den beiden U-Bahn-Ausgängen saniert, aber provisorische Sicherheitsmaßnahmen wie Bauzäune sind seitdem das gewohnte, wenig ästhetische Bild. Im Planungsausschuss der Stadt München stand nun am Mittwoch der Busbahnhof auf der Tagesordnung, der sich mit Nutzungskonzepten in fünf Varianten für das Areal am Olympiapark beschäftigen sollte. Auf Wunsch der SPD-Fraktion wurde die Beschlussfassung auf die Sitzung im November vertagt.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk empfiehlt in ihrer Beschlussvorlage, auf die Planungsvarianten drei und fünf zu verzichten. Das wäre: der Bau eines Hotels, für das es bereits einen Entwurf gibt und viele Gegner, oder ein siebengeschossiges Gebäude für studentisches Wohnen, das die Stadtwerke München als Planungsidee eingebracht hatten. Die Empfehlung des Referats basiert auf den Ergebnissen eines Runden Tisches zum ehemaligen Busbahnhof, der unter der Federführung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung im Januar mit Vertretern der Stadtratsfraktionen, des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, der Stadtwerke, der Olympiapark München GmbH, der BMW Group, der Einwohner-Interessengemeinschaft Olympisches Dorf (EIG) und der Olympiadorf-Betrieb Beteiligungs GmbH getagt hatte. Konsens in der Diskussion bestand darin, dass beide Vorschläge eine städtebauliche "Neusetzung" am Haupteingang zum Olympiapark wären. Gerade ein Hotel würde, so heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse des Runden Tisches, öffentliche Flächen zugunsten kommerzieller Interessen "opfern". Auch ein Studentenwohnheim sei ein Einschnitt ins denkmalgeschützte Ensemble. Beide Planungen entsprechen damit, wie auch die EIG immer wieder betont hat, nicht der Vorgabe, den Park zu schützen und von Bebauung abzusehen.

Noch im Rennen sind, geht es nach der Empfehlung der Experten, der so genannte "Grüne Auftakt", das "Visitor Center" und die "Mobilitätsstation". Den Eingangsbereich in den Park um eine weitere Grünfläche von 6000 Quadratmetern zu erweitern, sahen die Teilnehmer des Runden Tisches als "Ansatz einer denkmalgerechten, die Bedeutung des Ortes angemessenen Neugestaltung des Parkeingangs". Die Idee, unter Nutzung der ensemblegeschützten, überdachten Bauwerke, Ausstellungsflächen für eine Ausstellung zur Historie des Olympiaparks, einen "Pfad der Erinnerung" als Hinführung zur künftigen Gedenkstätte für die Opfer des Olympia-Attentats 1972 im Lindenhain anzubieten, geht auf einen intensiv ausgearbeiteten Vorschlag der EIG zurück. Die Mehrheit am Runden Tisch sah in dieser Variante einen guten Lösungsansatz, da er zweierlei anbiete: den Erhalt der historischen Überdachung und die Flexibilität der Nutzung. Die Idee, am ehemaligen Busbahnhof eine Mobilitätsstation einzurichten, hatte BMW eingebracht. Eine Ladestation für Elektrofahrzeuge, fünf Bus-Stellplätze, eine Fahrradverleihstation - diese Funktion wären kurzfristig realisierbar und eine schnelle Verbesserung des "Schandflecks".

SPD-Stadtratsmitglied Christian Amlong beantragte trotz der gut präsentierten Beschlussvorlage eine detaillierte Zusammenfassung der Pros und Contras aller Varianten und eine Vertagung. "Wir wollen die Veränderung des Busbahnhofes keinesfalls auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben", erklärte Amlong. Eine neue Vertiefung der drei Varianten brächte das Ganze nicht weiter. Seine Fraktion wolle endlich eine konkrete Entscheidung fällen. Eine Vertagung brächte allen Fraktionen noch einmal Zeit, klare Entscheidungen zu treffen. Amlong verriet auch seine ganz persönliche Präferenz: "Ich halte viel vom Projekt Studentenwohnen." Damit erhalte der Park eine soziale Aufwertung. Natürlich müsste das Gebäude dann grün aufgewertet werden.

Folgt der Stadtrat aber der Empfehlung der Experten, und entscheidet sich gegen große Bebauungspläne mit Hotel und Studentenwohnheim, wäre das wegweisend - es würde den Olympiapark als beliebten Naherholungsort schützen und das historische Ensemble bewahren.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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