Olympiadorf:Museum oder Seniorenheim

Stadt und Lokalpolitiker haben unterschiedliche Pläne für den alten Busbahnhof am Eingang zum Olympiapark

Von Nicole Graner, Olympiadorf

Das Kapitel zum alten Busbahnhof ist noch nicht geschlossen. Nicht für den Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart. Auch wenn die Stadt bereits deutlich signalisiert, auf dem Grund des denkmalgeschützten Busbahnhofes am Eingang zum Olympiapark ein Museum errichten zu wollen, das an die Olympischen Spiele von 1972 erinnert, fordern die Lokalpolitiker weiterhin, an dieser Stelle lieber ein Seniorenwohnheim zu bauen.

Der BA will, dass es endlich und vor allem schnell ein Seniorenwohnheim mit Pflege im elften Stadtbezirk gibt. Deshalb hatten die Lokalpolitiker die Stadt aufgefordert, sich intensiver mit dem Standort Busbahnhof zu beschäftigen und ihn nochmals vertiefender zu untersuchen. Das Fazit der Stellungnahme befriedigt das Gremium allerdings nicht - vor allem nicht die CSU, die den Standort am Busbahnhof vorgeschlagen hatte. "Eine Überbauung des Tunnelbauwerks sei höchst problematisch, da für das Bauwerk die Statik nicht mehr vorhanden sei", so heißt es unter anderem im Schreiben an den BA. Auch sei der Platz letztlich zu klein und limitiere die Möglichkeiten für eine vollstationäre Pflegeeinrichtung. Und: Der Standort am ehemaligen Busbahnhof sei "nicht geeignet". Er könne den Anforderungen an eine Pflegeeinrichtung nicht gerecht werden.

Kritik am Standort wird auch bei Bürgern laut. So plädierte ein Anwohner der Straßbergerstraße in der jüngsten BA-Sitzung für einen Platz westlich des Leonardo-Hotels an der Moosacher Straße. Am alten Busbahnhof seien viel zu wenige Parkplätze vorhanden, der Blick auf die befahrene Lerchenauer Straße für Senioren nicht schön. Auch berühre der U-Bahn-Anschluss nur Teile des Stadtbezirks. Eine Verkehrsanbindung durch die Buslinie 50 sei besser als die der Linie 180. Außerdem könnte man an diesem Standort "eine Kooperation" zwischen den benachbarten Stadtvierteln Moosach und Lerchenau schaffen.

Die Einwohner-Interessen-Gemeinschaft des Olympiadorfes (EIG) lehnt generell die weitere Bebauung des Olympiaparks ab, damit also auch den Bau eines Seniorenwohnheims am alten Busbahnhof. Außerdem heißt es im Statement der EIG von diesem August, dass das "erste Seniorenwohn- und Pflegeheim des Bezirkes Milbertshofen-Am Hart für Besucher aus dem Stadtbezirk 11 gut erreichbar" und zentral im Stadtbezirk eingerichtet werden solle. Nicht am "geografisch entlegensten Zipfel". Auch die EIG kritisiert die Lage an der Lerchenauer Straße wegen der begrenzten Ausblicke. Monika Mühlenbeck-Krausen (EIG) meinte, dass der Olympiapark - falls er einmal in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen werden würde - mit dem Museum einen würdigen "Eingang" bekäme. "Da kommen Besucher aus aller Welt."

Die Frage des Standorts ist die alles entscheidende. Im dicht besiedelten Milbertshofen ist es eine große Herausforderung, überhaupt einen geeigneten Platz für ein Gebäude zu finden. Zwar schlägt die Stadt in ihrer Stellungnahme drei neue Standorte vor: eine Fläche der GWG am Harthof, ein Grundstück der Stadt an der Knorrstraße 146 a und ein Grundstück an der Lerchenauer Straße am Oberwiesenfeld, das sich im Privateigentum der Firma Knorr-Bremse befindet. "Alibi-Grundstücke" seien das, erklärte Erich Tomsche (CSU). Keines dieser Areale sei für ein Seniorenwohnheim geeignet. Solange nichts besseres vorgeschlagen werden, bleibe die CSU beim Standort am alten Busbahnhof. Die ganze Stellungnahme suggeriere sowieso, glaubt Claus Wunderlich (FDP), überhaupt kein Pflegeheim an dieser Stelle zu wollen. Die Standorte passten nicht. Auf dem GWG-Areal könne man frühestens in 30 Jahren mit dem Bau beginnen - und wem könne man auf einem Privatgrund vorschreiben, was zu bauen sei? Die Variante Knorrstraße sei noch am interessantesten, weil dort ein städtisches Grundstück zur Verfügung stehe, auf dem man zügig bauen könnte. Auch das im Bezirksausschuss von einem Bürger vorgeschlagene Grundstück an der Moosacher Straße scheide aus, so die SPD: Es werde gerade überplant.

Alle sind sich einig, auch die Stadt, dass ein sehr dringender Bedarf an Pflegeplätzen im Stadtbezirk besteht. Doch ohne eine bebaubare Fläche bietet sich keine denkbare Alternative zum Busbahnhof. Die Bayernpartei im Stadtrat fordert nun die Stadt München auf, ein passendes Grundstück im Stadtbezirk zu suchen, auf dem ein Seniorenwohnheim realisiert werden kann. Denn das Gelände des ehemaligen Busbahnhofs am Olympiazentrum bleibe einem Olympiamuseum vorbehalten. Begründung: Die Planungen dazu seien schon relativ weit fortgeschritten, und der Standort finde breite Zustimmung.

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