Olympia: Wie verhalten sich Münchner Athleten?:Die Stimmung ist dahin

Münchner Athleten sind ob der Boykott-Debatte verunsichert - klare Positionen beziehen wenige.

Christina Warta

Demonstrationen in Athen, erloschene Fackeln in Paris - die Olympischen Spiele in Peking haben noch nicht begonnen und sorgen doch täglich für negative Schlagzeilen. Münchens Olympioniken reagieren verunsichert. Die meisten Athleten wollen sich lieber nicht äußern, andere befürworten den Boykott der Eröffnungsfeier.

Olympia: Wie verhalten sich Münchner Athleten?: Protest gegen Olympia am Münchner Marienplatz.

Protest gegen Olympia am Münchner Marienplatz.

(Foto: Foto: dpa)

Die Münchner Seglerin Stefanie Rothweiler ist hin- und hergerissen: "Die Bilder vom Fackellauf in Paris haben mich erschüttert, das ist schon sehr traurig." Für die zweimalige Europameisterin in der 470er-Klasse stehen die Olympischen Spiele immer noch für Völkerverständigung und ein friedliches Treffen der Weltjugend. "Jetzt wird Olympia als politisches Mittel benutzt. Dabei müsste man Politik und Sport voneinander trennen", sagt sie.

Doch ihr ist auch klar, dass das nach dem Eingreifen Chinas in Tibet und den weltweiten Protesten kaum mehr möglich ist. Deshalb befürwortet sie einen Boykott der Eröffnungsfeier. "Man muss den Chinesen zeigen, dass man es missbilligt, was in Tibet passiert", sagt sie. "Wenn bei der Eröffnungsfeier nur die Schildermädchen durch das Stadion laufen und sonst niemand, das wäre schon ein Zeichen."

Denn bei ihren bisherigen Regatten in China sei eines deutlich geworden: "Den Chinesen ist es sehr wichtig, sich selbst darzustellen."

Im Münchner Olympiastützpunkt, wo die bayerischen Athleten betreut werden, gibt man den Sportlern keine Empfehlung, wie sie sich in China verhalten sollen. "Wir bereiten die Sportler auf ihre Wettkämpfe vor", erklärt der stellvertretende Stützpunktleiter Klaus Sarsky.

Für die unmittelbare Fahrt nach China dagegen sei der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zuständig, von den Mitarbeitern des Stützpunktes reise niemand nach Peking. "Was aber nicht heißt, dass wir uns nicht unsere Gedanken machen. Aber Sport und Politik sollten voneinander getrennt werden", so Sarsky.

Die Stimmung ist dahin

"Dass in China Menschenrechte missachtet werden, ist Konsens. Aber darüber muss sich im Grunde jeder Gedanken machen, der ein billiges T-Shirt aus China im Schrank hat." Sarsky findet es richtig, dass der DOSB keinen Boykott der Spiele plane. "Es ist Aufgabe der Wirtschaft und der Politik, zu Veränderungen in China beizutragen", sagt er.

Das sehen viele Sportler genauso. Die mehrmalige Weltmeisterin im Sportschießen, Sonja Pfeilschifter, möchte sich nicht zu dem Thema äußern. Sie war am Dienstag gerade im Begriff, zu einem Weltcup nach Peking zu fliegen. "Wir Sportler können da nichts ausrichten", ist ihr zu den Missständen in China zu entlocken. "Ansonsten will ich nichts zu dem Thema sagen. Es ist Aufgabe der Politik, diese Probleme zu regeln."

Ähnlich sieht das auch Tim Lobinger, seit Jahren einer der besten Stabhochspringer der Welt. Der 35-Jährige arbeitet gerade im Trainingslager in Südafrika an seiner Form für Olympia.

Nach seiner Meinung zu den aktuellen Ereignissen befragt, sagt der Münchner indes: "Dazu will ich nichts mehr sagen." Immer wieder sei er zuletzt auf den politischen Aspekt der Sommerspiele in Peking angesprochen worden. "Man muss nun einfach abwarten, was bis zum Beginn der Spiele noch passiert. Dann erst kann man entscheiden, was man tut und sagt", erklärt er.

Bei Stefanie Rothweiler jedenfalls hat sich die Vorfreude auf den sportlichen Höhepunkt im August schon verflüchtigt. "Meine Stimmung ist ziemlich gedämpft", sagt sie. Neben den politischen Ereignissen liege es auch daran, dass die Sportler, die sich für die Spiele in Peking qualifiziert haben, "in der Öffentlichkeit jetzt als Buhmänner dastehen", sagt sie. Gerecht findet sie das nicht. Ihrer Ansicht nach hätte man die Spiele 2001 gar nicht an China vergeben sollen.

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