Oliver Pocher im Circus Krone:Große Bühne, kleiner Anspruch

Der Bloßsteller der Nation brüllt, fiept, quietscht und parodiert Promis perfekt. Leider macht er aber auch erbärmlicher Sparwitze.

Thomas Becker

Vor einem Jahr ist Oliver Pocher im öffentlich-rechtlichen Fernsehen angekommen, ein halbes Jahr später im vierten Jahrzehnt seines Lebens. Nach seinem jubelumtosten Auftritt im ausverkauften Circus Krone muss man feststellen: Er ist nicht weiter als vor neun Jahren, als ihn Hans Meiser entdeckte.

Oliver Pocher im Circus Krone: Oliver Pocher gibt gerne den Clown, noch lieber stellt er aber andere vor Publikum zum Deppen.

Oliver Pocher gibt gerne den Clown, noch lieber stellt er aber andere vor Publikum zum Deppen.

(Foto: Foto: ddp)

Oliver Pocher - das ist eine Frage des Anspruchs. Pocher ist nicht dumm, wirklich nicht. Pocher macht dumme Witze, manchmal auch sehr dumme. Viele Menschen können gar nicht über ihn lachen, andere schreien vor Begeisterung, als wäre ihnen der Messias erschienen.

Pocher brüllt, fiept, quietscht oft genauso laut wie die Fans, manchmal sogar noch lauter, weil er ja ein Mikro in der Hand hat. Er lacht viel über seine eigenen Scherze. Spielt den Proll. Liest aus der Bibel. Parodiert beneidenswert perfekt Michael Mittermeier, Mario Barth, Oli Kahn, Lukas Podolski, Duffy Duck und Batman. Singt, naja, gröhlt ein paar Liedchen.

Und natürlich baut auch sein neues Standup-Comedy-Programm "Gefährliches Halbwissen" auf die tragende Säule seiner gesamten Karriere: andere vor Publikum zum Deppen machen. Das kann er gut. So gut wie Stefan Raab, der andere Bloßsteller der Nation.

Liest man Pocher-Artikel der vergangenen Jahre nach ("Herrenreiterhumor", "selbstreferenzieller Müllverwerter", "das laute Kind des Privatfernsehens", "pubertärer Flegel", "durchweg verächtlich und herabsetzend", "dummdreist", "asoziale Arien") ist festzustellen: Stimmt alles noch.

Auch im Alter von 30 Jahren bietet der gelernte Versicherungskaufmann aus Hannover-Altwarmbüchen Abgeschmacktes, Banales und eine Reihe erbärmlicher Sparwitze. Immerhin: Man nimmt nichts mit nach Hause. Nur der Gag mit "Google Höhle", um bin Laden endlich zu orten, ist in Erinnerung geblieben. Der war richtig gut.

Dabei ist Pocher eine 1a-Rampensau. Angeblich hat er sogar Rudi Carrell zum Lachen gebracht. Er hat auch Witz - nur was für einen! Und vielleicht hat er ja irgendwann doch mal was zu sagen. Nächsten April geht's in die Olympiahalle, wegen großer Nachfrage gleich an zwei Abenden. Die Bühnen wachsen, dem Anspruch wäre es zu wünschen.

Ganz am Schluss holt Pocher im Circus Krone ein paar Teenager auf die Bühne. Eines der Mädchen sagt: "Du bist aber klein." Das gilt in jeder Hinsicht.

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