Kolumne Zwischen Welten:Die Stimme der ukrainischen Migranten

Kolumne Zwischen Welten: Emiliia Dieniezhna

Emiliia Dieniezhna

(Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))

Unsere Kolumnistin hat mit der Migrationsbeirätin Olga Dub-Büssenschütt darüber gesprochen, wie sie sich für die Belange der ukrainischen Community in München einsetzen will.

Von Emiliia Dieniezhna

Als ich im März 2022 mit meiner Familie nach München gekommen bin, gab es keine Ehrenamtlichen auf dem Bahnhof, keine Koordinatoren bei Diakonie oder Caritas, die etwas erklären konnten, und kaum Wissen in den Behörden, was und wie man machen soll. Es gab totales Chaos.

In den nächsten Tagen und Wochen kamen die Menschen in großen Mengen aus dem Kriegsgebiet. Viele wussten nicht, wo sie eine Unterkunft finden, wo sie erste Hilfe bekommen oder wie man sich anmelden sollte. Die Geflüchteten warteten vor dem Ankunftszentrum und den Behörden, oft mit kleinen Kindern und alten oder behinderten Eltern stundenlang, und es war sehr kalt draußen.

Damals war es eine großartige Hilfe und ein großes Glück, dass wir die Unterstützung von Olga Dub-Büssenschütt hatten. Sie ist gebürtige Ukrainerin mit deutscher Staatsbürgerschaft und ein langjähriges Mitglied des Migrationsbeirats München. Sie war oft die Quelle wichtiger Informationen und die Brücke zwischen den ukrainischen Geflüchteten und den Entscheidungsträgern. Sie ist Augen, Ohren und Stimme der ukrainischen Community in München.

Kolumne Zwischen Welten: Olga Dub-Büssenschütt, Migrationsbeirätin in München mit ukrainischen Wurzeln.

Olga Dub-Büssenschütt, Migrationsbeirätin in München mit ukrainischen Wurzeln.

(Foto: privat)

Jetzt kandidiert Olga Dub-Büssenschütt noch einmal als Spitzenkandidatin der CSU-nahen Wahlliste Nummer 6 "Allianz Münchner Migranten" (AMM) bei der Wahl des Migrationsbeirates am 19. März. Ich habe sie gefragt, welche Prioritäten der Migrationsbeirat München und sie persönlich für die nächsten drei Jahre sieht.

Der Migrationsbeirat berät den Stadtrat und die Verwaltung. Er kümmert sich um die politischen Belange von Migranten, Soziales, Kultur, Familie, Wohnraum, Interkulturellen Dialog und darum, dass sich alle Migranten in München zur Gesellschaft zugehörig fühlen.

Die Rolle des Migrationsbeirats, was die Ukrainer in München betrifft, habe sich natürlich stark geändert während des letzten Jahres, sagt Dub-Büssenschütt. Jetzt sind alle Fragen rund um ukrainische Geflüchtete eine der Hauptaufgaben, was wohl auch in den nächsten Jahren so bleiben wird. Eine große Herausforderung in der Migrationspolitik der Europäischen Union wird die Entscheidung sein, was mit dem Aufenthaltstitel der ukrainischen Geflüchteten passieren soll, wenn der gültige Aufenthaltstitel 2024 ausläuft, sagt Dub-Büssenschütt. Dies werde auch in München Konsequenzen haben. Sie vermutet, dass der Druck der Populisten auf die Regierungen in Europa stärker werden könnte, die umfassenden Rechte der ukrainischen Geflüchteten künftig einzuschränken. Olga Dub-Büssenschütt hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Populismus aktiv entgegenzutreten und sich mit allen Kräften für die Rechte der Kriegsflüchtlinge einzusetzen, solange der Krieg in der Ukraine nicht zu Ende ist.

Unter den anderen Aufgaben für die nächsten Jahre nennt sie die Verbesserung der Wohnbedingungen in den Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete, für alle Geflüchteten. Es gebe einige Probleme mit den Wohnbedingungen in den Münchner Flüchtlingsunterkünften, dem Essen und sogar der Gewährleistung der Sicherheit für die Geflüchteten dort, sagt Dub-Büssenschütt.

Ich bin überzeugt, dass alle diese Themen sehr wichtig sind und hoffe, dass alle Migranten Münchens, die wählen dürfen, darunter die Ukrainer, ihr Wahlrecht auch nutzen. Das ist für mich genau das, was Demokratie bedeutet: Auch wenn man keinen deutschen Pass hat, kann man die Politik beeinflussen, die einen direkt angeht.

Emiliia Dieniezhna, 34, flüchtete mit ihrer damals vierjährigen Tochter Ewa aus Kiew nach Pullach bei München. Von dort aus arbeitet sie ehrenamtlich für die Nicht-Regierungs-Organisation NAKO, deren Ziel es ist, Korruption in der Ukraine zu bekämpfen. Außerdem unterrichtet sie ukrainische Flüchtlingskinder in Deutsch. Für die SZ schreibt sie einmal wöchentlich eine Kolumne über ihren Blick von München aus auf die Ereignisse in ihrer Heimat.

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