Oktoberfeste fern von München:Erfolgreicher Export

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Alex Zaus, Keyborder der Band "Münchner Xindl", war am Wochenende beim Oktoberfest - in Rangun

Von Verena Hölzl

Wenn in München die Bierzelte und Fahrgeschäfte abgebaut werden, geht es im Rest der Welt erst so richtig los mit den Oktoberfesten. Oft dabei ist die Oktoberfestband Münchner Xindl. SZ: Sie spielen auf Oktoberfesten in Deutschland, Europa und Asien. Was ist exotischer: Stralsund oder Myanmar?

Alex Zaus: Tatsächlich muss man sich schon in Norddeutschland manchmal erst an sein Publikum herantasten. Aber die Asiaten haben natürlich noch einmal eine ganz andere Mentalität als wir Deutschen. In Stralsund jedenfalls wird das Bier nicht so schnell warm wie in Myanmar. Bei 30 Grad Außentemperatur am Abend musst du als Band schon mal öfter einen Die-Krüge-hoch-Tusch spielen. Das Bier wird glücklicherweise auch nur in halben Litern ausgeschenkt.

In Rangun ist man sehr stolz auf sein Oktoberfest . Zu Recht?

Wir haben außer in Myanmar schon in Dänemark, in Albanien, der Schweiz, Italien, Österreich und an Orten in ganz Deutschland gespielt. Rangun ist aber mein persönlicher Favorit. Dort ist das Fest immer noch etwas Besonderes. Für die Burmesen ist es exotisch und für die Deutschen ein Stück Heimat. In München geht der Geist des Oktoberfests immer mehr verloren. Wichtig sind nur noch Kommerz und Rekorde, die Mass wird nicht ordentlich eingeschenkt und wenn du eine halbe Stunde nichts bestellst, werfen sie dich aus dem Zelt.

Wie kommen Sie mit dem burmesischen Publikum zurecht?

Die Menschen sind viel begeisterungsfähiger und noch nicht so übersättigt. Es scheint hier noch nicht so viele Möglichkeiten für ausgelassene Partys zu geben. Die Burmesen feiern noch mit der Band gemeinsam.

Kann man das Oktoberfest denn eigentlich exportieren?

Für mich persönlich ist es selbstverständlich etwas anderes am Abend vor 1500 und nicht vor 15 000 Leuten zu spielen. Ehrlich gesagt ist es auch viel angenehmer, wenn dein Bett und deine Bühne im selben Hotel sind und du nicht mit der Besucherhorde in der S-Bahn raus nach Fürstenfeldbruck musst. Ansonsten spielt hier eine Münchner Band, man trinkt bayerisches Bier und isst Kartoffelsalat und Hendl: Klar kann man das Oktoberfest exportieren.

Dieses Jahr wurde doppelt so viel Bier ausgeschenkt wie im vergangenen: 9500 Liter an zwei Abenden. Gepaart mit der Tatsache, dass hier niemand mit dem physikalischen Schwerpunkt einer Bierbank vertraut ist, gibt das doch Chaos, oder?

Es geht hier tendenziell friedlicher zu als ich das vom echten Oktoberfest gewohnt bin. Aber es gab wohl tatsächlich ein paar Unfälle im vergangenen Jahr. Der Teppich des Hotelsaals lässt die Bänke einsinken. Wir bitten das Publikum deshalb immer, vorsichtig zu sein. Aber was will man machen, wenn der Poldi der erste ist, der am Tisch steht?

Leopold Prinz von Bayern war auch da?

Ja, man schenkt hier sein König Ludwig Bier aus. Das ist ein riesiger logistischer Aufwand, das nach Rangun zu bringen, wie so vieles andere in diesem Land. Für die Zapfanlagen mussten extra Verbindungsteile geschweißt werden, weil man die hier genauso wie die weißblauen Tischdecken eben nicht einfach mal im Baumarkt kaufen kann.

Welches Repertoire kommt bei den Burmesen nicht so gut an?

Mit typisch bayerischer Volksmusik kommt man nicht sehr weit. Wir haben deshalb auch nur eine Trompeterin dabei. Die Oberkrainer braucht man nicht spielen. Dafür kommen die Toten Hosen super an. Typische Mitsing-Lieder wie "I will survive" gehen auch gut. Die Asiaten sind ja bekanntermaßen große Karaokefans.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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