Reservierungen: Oktoberfest 2011:Wiesntisch für 1850 Euro

Angebote, die es eigentlich nicht geben dürfte: Eine Berliner Agentur verkauft Wiesn-Reservierungen für abenteuerliche Summen - die Wirte sprechen von Betrug.

Stephan Handel

Ein Samstagabend im Hackerzelt kostet 1850 Euro. Den Mittagstisch im Hofbräu-Zelt gibt's für 1250 Euro. Und unter der Woche kann man sich mittags für schlappe 750 Euro von Toni Roiderer bewirten lassen. "Da sehen's mal, was ich wert bin", sagt Roiderer und lacht. Aber lustig findet er das eigentlich nicht.

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Vor jedem Oktoberfest tauchen überteuerte Angebote für Wiesntische auf.

(Foto: REUTERS)

Vor jedem Oktoberfest tauchen - meistens im Internet - Angebote auf, die es eigentlich nicht geben dürfte: Wiesn-Reservierungen zu abenteuerlichen Preisen. Dabei können Plätze nur bei den Zeltbetreibern selbst reserviert werden - und in deren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) steht, dass ein Weiterverkauf nicht erlaubt ist.

Das jedoch ist kein Problem für Florian Kosak, der in Berlin die Agentur "Tab Ticketbroker" betreibt; aus seinem Angebot stammen die Beispiele. Die AGB, so seine Meinung, gelten nur für den ersten Verkäufer, wenn der die Reservierungen erst einmal weitergegeben habe, seien sie frei handelbar. Deshalb, so Kosak, seien die Preise auch so hoch: "Das geht durch viele Hände, bis sie bei uns sind."

Mehr als 300 Euro blieben am Ende nicht übrig. Wie er an die Tickets komme, könne er nicht sagen - Geschäftsgeheimnis. Allerdings legt er Wert auf die Feststellung, das nichts Illegales geschehe, worunter man sich zum Beispiel Korruption unter Zelt-Mitarbeitern vorstellen könne: "Wir haben saubere Quellen", meint Kosak.

Im dritten Jahr bietet Kosak die Wiesn-Tische an, "ein lohnendes Geschäft", sagt er. Ob er sich an dieses Geschäft auch herantrauen würde, wenn seine Agentur in München säße, weiß er nicht: "In Berlin wird das nicht so heiß gekocht." Auch die Ankündigung der Wirte, sie würden Reservierungen nicht akzeptieren, wenn herauskäme, dass sie weiterverkauft wurden, lässt ihn kalt: "Unsere Kunden werden natürlich instruiert, was sie sagen sollen."

Wirte-Sprecher Roiderer ist nicht überzeugt und nennt das Geschäftsmodell "Schwindel und Betrug": Wenn man ganz normal über ihn reserviere, koste das den Gegenwert von zwei Maß Bier und einem halben Hendl pro Person, also um die 30 Euro. Sowieso könne im Moment noch niemand Reservierungen verkaufen, der Vorverkauf beginne erst im Juli. Roiderers Fazit: "Leit, lasst's es."

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