Er ist 1150 Gramm schwer, 21 Zentimeter hoch und fasst, wie es sein soll, einen Liter Bier. Überdies ist der offizielle Wiesnkrug, der jedes Jahr vor Beginn des Oktoberfests mit großem Tamtam vorgestellt wird, ein beliebtes Sammlerstück. So beliebt, dass sich die geladenen Gäste in den vergangenen Jahren bei der Krugvorstellung gleich mehrere davon geschnappt haben – bis zu sechs Stück, wie Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) erzählt.
An diesem Donnerstag hat die Stadt ins Armbrustschützenzelt eingeladen. Und damit es die 140 Gäste beim Krugschnorren nicht allzu leicht haben, gab es dieses Mal pro Gast einen Coupon, der dann im Wiesnbüro eingelöst werden konnte.
Die Vorstellung des Wiesnkrugs ist einer von mehreren Terminen, die sozusagen zum Warmlaufen vor der großen Gaudi dienen. Hier sitzen dann Wiesnwirte und Stadträte und eine ganze Menge Adabeis beieinander. Viele hätten sich angemeldet, sagte Baumgärtner, manche seien einfach gekommen. „Des is aa recht.“ Zum diesjährigen Krug- beziehungsweise Plakatmotiv meinte er, viele fänden es „total schee“, es zeige ein weltoffenes München. Das war auch die Idee der Münchner Designerin Annika Mittelmeier, die der Wiesn ein „freundliches Gesicht“ geben wollte.
Das ist zweifellos gelungen. Das Münchner Kindl auf dem Bild zeigt sein bestes Smiley-Grinsen. In der einen Hand hält es einen Bierkrug, in der anderen ein Radieserl, drumherum sind diverse Wiesnmerkmale drapiert: Noch ein Masskrug, ein Riesenrad, ein Kettenkarussell, eine Rose, eine Trompete, eine Breze und – natürlich – ein Herzerl.
Das alles ist nicht zu kleinteilig, das ist auch die Vorgabe der Stadt. So passt das Motiv auch auf den neuen Mini-Krug im Schnapsglas-Format, auf Schlüsselanhänger, das Oktoberfest-Benzinfeuerzeug und allerlei weitere Wiesndevotionalien, die der derzeit etwas klammen Stadt vielleicht ein bisschen Geld einbringen.
Die Krugrede hielt diesmal Stefan Kröll, seines Zeichens Feuerwehrmann, Schreinermeister und Kabarettist. Der Spaßmacher aus Feldkirchen gab sich redlich Mühe, über eine ganze Reihe Wiesnthemen zu witzeln. Doch an diesem Nachmittag (lag es an der Hitze?) war das Publikum eher lachfaul, daran konnten auch ein paar Spitzen gegen die Grünen, namentlich gegen Bürgermeister Dominik Krause, nichts ändern. Zur Erinnerung: Krause hatte vergangenes Jahr die Wiesn als „weltweit größte offene Drogenszene“ bezeichnet, was die Wirte – wenig überraschend - ziemlich ärgerte.
Wiesnstadträtin Anja Berger (Grüne) meinte hinterher, der Seitenhieb auf Krause wäre ihrer Ansicht nach nicht nötig gewesen. Ansonsten habe Kröll vieles angesprochen, was die Wiesn ausmacht. Am Nachmittag ließ Berger noch mitteilen, sie freue sich auf ein fröhliches und buntes Fest – das diesjährige Motiv mit Münchner Kindl, Bier, Brezn und Riesenrad stimme darauf schon einmal perfekt ein.