Wiesn:Was aus Josef Schmids Plänen für das Oktoberfest wird

Opening Day - Oktoberfest 2016

Eine Höchstgrenze, wie viel das Bier kosten darf, wird es wohl nicht geben.

(Foto: Johannes Simon/Getty)

Münchens Zweiter Bürgermeister will die Wiesn reformieren. Doch mit den meisten Vorhaben kann im Stadtrat nur die CSU etwas anfangen.

Von Franz Kotteder

Die Umsatzpacht

Der Plan: Die Kosten für Absperrungen, Ordner und eine neue Beschallungsanlagen betragen allein in diesem Jahr mehr als 10,7 Millionen Euro. Und weil die Wiesn kostendeckend veranstaltet werden muss, will sich Josef Schmid das Geld dafür über eine Umsatzpacht von den kleinen und großen Wiesnwirten holen.

Die zahlen bisher wie die Schausteller und Marktkaufleute feste Platzgebühren und müssen ihre Bilanzen nur dem Finanzamt offenlegen. Das soll sich jetzt ändern. Künftig müssen alle Wiesnwirte Umsatzpacht bezahlen, und die beträgt in diesem Jahr 5,1 Prozent vom Nettoumsatz.

Nachdem auf den mehr als 106 000 genehmigten Plätzen nach den Schätzungen des Referats für Arbeit und Wirtschaft während der Wiesn gut 4,8 Millionen zahlende Gäste sitzen, geht Schmid von rund 200Millionen Euro Bruttoumsatz in der Gastronomie aus. Genaue Zahlen wird die Stadt erstmals nach den Steuererklärungen der einzelnen Festwirte haben. Die Umsatzpacht wird dann im kommenden Jahr entsprechend angeglichen.

Die Realität: Die Umsatzpacht ist in der Gastronomie üblich und mit 5,1Prozent nicht mal besonders hoch. Die frühere Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl hat sie vor vielen Jahren schon gefordert, war aber damit nicht durchgedrungen. Fraglich ist aber, ob sie in der geplanten Höhe ausreicht, um die Sicherheitskosten zu decken. Denn die Besucherzahlen sind rückläufig, und auch der Konsum von Bier und Speisen hat 2016 deutlich abgenommen.

Die Prognose: Die Umsatzpacht wird wohl beschlossen, womöglich aber in leicht modifizierter Form.

Die Bierpreisbremse

Der Plan: "Um eine Preiserhöhung infolge der Einführung einer Umsatzpacht zu verhindern, soll eine Bierpreisobergrenze eingeführt werden", so heißt es in der Vorlage von Schmid für den Stadtrat. Der Bierpreis sei in der Vergangenheit sowieso weit überproportional gestiegen.

Der Höchstpreis soll deshalb für eine Mass Wiesnbier auf 10,70 Euro und für die Halbe Weißbier auf 7,80 Euro festgeschrieben werden, und zwar bis einschließlich 2019. Das soll auch für Alkoholfreies und Biermischgetränke gelten. Schmid hat auch ein Rechtsgutachten eingeholt, das die Rechtmäßigkeit einer solchen Höchstpreisgrenze bestätigt hat, wenn jährlich überprüft werde, ob sie noch angemessen sei.

Den "Münchner Montag" wollen selbst die Wirte nicht

Schmid rechnet auch nicht damit, dass die Wirte statt des Bieres dann eben andere Getränke oder die Speisen verteuern. Das Gaststättengesetz regle nämlich, dass ein nichtalkoholisches Getränk billiger als Bier sein müsse, und Speisen gebe auch an Ständen und Buden.

Die Realität: Bisher steigt der Wiesnbierpreis jedes Jahr um etwa 30 Cent, die Wirte begründen das mit steigenden Lohn- und Zeltaufbau- sowie Zuliefererkosten. Die Stadt vergleicht den Preis der einzelnen Zelte mit der Preisentwicklung für Getränke in der Innenstadt und genehmigt ihn dann.

Dabei wird es wohl bleiben; die anderen Parteien halten Schmids Alleingang für Populismus und glauben nicht, dass die Wirte Speisen und andere Getränke nicht verteuern werden. Generelle Preisobergrenzen sind aber im Stadtrat nicht durchsetzbar und rechtlich fragwürdig.

Die Prognose: Josef Schmid wird wohl doch nicht als Bierpreisbremser in die Geschichte des Oktoberfests eingehen.

Die Verlängerung

Der Plan: Die Verlängerung des Oktoberfests um einen Montag, der dann im wesentlichen den Münchnern vorbehalten sein soll, fordert Schmid schon seit vielen Jahren, ist damit im Stadtrat allerdings immer abgeblitzt. Jetzt versucht er es mit einer neuen Begründung. Er will damit den Wirten entgegenkommen und ihnen mit dem zusätzlichen Tag einen Ausgleich für die Deckelung des Bierpreises geben.

Die Münchner hätten ohnehin einen Vorteil davon: "Der zusätzliche Montag ist vor allem für die Einheimischen gedacht und soll die starke Belastung der Wiesn am letzten Wochenende entzerren." Um den Münchnern entgegenzukommen, sollte an diesem Montag nur die Hälfte der Plätze reserviert werden können, ein weiteres Viertel ausschließlich von Münchnern, die dann mit Personalausweis reservieren müssen.

Die gleiche Regelung soll künftig auch am 3. Oktober gelten, der bisher ganz reservierungsfrei ist. Erstmals soll schon in diesem Jahr ein neues System der "Spontanreservierung" ohne Mindestverzehr erprobt werden, das von der Fischer-Vroni mit einem IT-Dienstleister entwickelt wurde. Es erlaubt, maximal 24 Stunden vorher Plätze für mindestens zwei Personen zu reservieren. Dieses System soll nun an Samstagen, Sonntagen und am Feiertag auf zehn Prozent der nicht reservierten Plätze in allen großen Zelten erprobt werden.

Die Realität: Den "Münchner Montag" will außer der CSU-Fraktion niemand im Stadtrat, selbst die Wirte sind nicht scharf darauf. Bessere Chancen dürfte die Spontanreservierung haben.

Die Prognose: Das Oktoberfest wird in der Regel weiterhin nur 16 Tage dauern.

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