Überfüllung beim OktoberfestCSU fordert politische Aufarbeitung des Chaos auf der Wiesn

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Am mittleren Wiesnsamstag drängten sich die Massen auf dem Festgelände.
Am mittleren Wiesnsamstag drängten sich die Massen auf dem Festgelände. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Die CSU fordert eine politische Aufarbeitung der wohl gerade noch vermiedenen Massenpanik am mittleren Wiesnsamstag auf dem Oktoberfest.
  • Wiesnchef Christian Scharpf räumte ein, dass die Sicherheitskräfte "etwa eine halbe Stunde hinter der Lage" waren und das Sicherheitskonzept nicht richtig angewandt worden sei.
  • CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl kritisiert widersprüchliche Aussagen und fordert transparente Aufklärung, warum bei einem erwartbaren Ereignis kein ausreichender Plan vorhanden war.
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Für die Fraktion sind nach der wohl gerade noch vermiedenen Massenpanik am mittleren Wiesnsamstag noch viele Fragen offen.

Von Heiner Effern

Warum hat viel zu lange niemand bemerkt, dass es gefährlich wird auf dem Oktoberfest? Lag es am Sicherheitskonzept? Gibt es in der Stadtverwaltung hinter den Kulissen Vorwürfe, wer an der plötzlichen Zusammenballung von Menschen zwischen den großen Festzelten schuld war? Diese Fragen sind für die CSU nach der wohl gerade noch vermiedenen Massenpanik am mittleren Wiesnsamstag nach wie vor nicht ausreichend aufgearbeitet. „Es gab bisher keine wirkliche Aufklärung, nur Erklärungsversuche“, sagt Manuel Pretzl, Vorsitzender der Fraktion aus CSU und Freien Wählern.

Seine Fraktion im Rathaus legt nun mit einem zweiten Fragenkatalog nach, um die Abläufe zu klären und sicherzustellen, dass sich eine solche Situation nicht wiederholt. Am 27. September konnten sich die Menschen am späten Nachmittag, wohl schon vor 17 Uhr, in der Wirtsbudenstraße kaum mehr bewegen, weil sie in den Massen eingekeilt waren. Augenzeugen berichten von Schreien und Tränen, großer Angst unter den Besuchern und einer drohenden Massenpanik. Erst gegen 18 Uhr löste sich die Menge auf.

Die CSU will auch erfahren, welche Rolle Wiesnchef Christian Scharpf im Koordinierungskreis spielte.
Die CSU will auch erfahren, welche Rolle Wiesnchef Christian Scharpf im Koordinierungskreis spielte. (Foto: Robert Haas)

Am Dienstag darauf stellte Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SPD) in seiner Eigenschaft als Wiesnchef der Stadt einen Fünf-Punkte-Plan vor, um ähnliche Massenansammlungen künftig zu verhindern. Nach dem Ende des Oktoberfests berichtete die Abendzeitung von interner Kritik im Kreisverwaltungsreferat, der Genehmigungsbehörde, an den Kollegen im Wirtschaftsreferat, dem Veranstalter. Angeblich sei das Sicherheitskonzept nicht richtig angewandt worden, berichtete die AZ. Am Tag darauf dementierte das Kreisverwaltungsreferat die interne Kritik.

Mitte vergangener Woche räumte Scharpf in der Süddeutschen Zeitung ein, dass die erste Stufe des Sicherheitskonzepts übersprungen worden sei, weil die gefährliche Massenansammlung dafür bereits zu weit fortgeschritten gewesen sei. Die zweite Stufe sei nur teilweise angewandt worden, die dritte voll und der Situation angepasst. Das wohl allerdings sehr spät. Grundsätzlich seien die Sicherheitskräfte an diesem Samstagnachmittag „etwa eine halbe Stunde hinter der Lage“ gewesen, erklärte der Wiesnchef.

„Diese widersprüchlichen Aussagen tragen nicht dazu bei, Vertrauen in die Sicherheit zu schaffen“, kritisiert CSU-Fraktionschef Pretzl. Es sei in Ordnung, dass zunächst die Stadtpolitik im etablierten interfraktionellen Arbeitskreis zum Oktoberfest intern die Probleme diskutiere. Danach müsse aber eine „transparente Information“ der Öffentlichkeit erfolgen. Und eine politische Aufarbeitung. Diese war bereits im Stadtrat angesetzt, fiel aber aus, weil am Tag der Sitzung eine Bombendrohung gegen die Wiesn einging. Das Oktoberfest wurde bis zum Nachmittag gesperrt, eine Debatte über die Gefahren vom Samstag davor erschien den Stadträten nicht angebracht.

Die CSU will mit ihren Nachfragen auch erfahren, welche Rolle Wiesnchef Scharpf im Koordinierungskreis spielte, der für die Sicherheit der Wiesn zuständig ist. Darüber hinaus müsse grundsätzlich geklärt werden, ob das Sicherheitskonzept geändert oder nur die Umsetzung verbessert werden muss. Dazu sei offen, warum die Stadt für eine genaue Kenntnis der Besucherzahl keine Echtzeit-Daten der Handynutzer vorliegen habe.

Pretzl kann auch mehr als zwei Wochen nach dem Überfüllungs-Vorfall nicht verstehen, wie es dazu kommen konnte. „Dass es am mittleren Wiesnsamstag bei schönem Wetter und Reservierungswechsel sehr voll wird, ist eines der erwartbarsten Ereignisse, die es auf dem Oktoberfest gibt“, sagt er. „Da muss man doch einen 1000-prozentigen Plan in der Schublade haben, wie man damit umgeht.“

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