Politiker fordern, das Oktoberfest in das immaterielle Weltkulturerbe der Unesco aufzunehmen. Auch die Bierzelt-Amazonen Andrea Nahles und Manuela Schwesig unterstützen diesen Plan, wir wünschen trotzdem viel Glück und viel Segen. Wird schon schiefgehen, denn die Wiesn gehört so dringend auf den Olymp wie der Schaum in den Masskrug. Sogar die Huffington Post ist schon fiebrig, schließlich bewunderten "Zehntausende" Jahr für Jahr dieses Oktoberfest.
Zehntausende? Liebe Freunde, die habt Ihr wohl eher auf der Dult von Kraglfing gezählt, doch im Ernst: Es gibt allerliebste Gründe für die Aufnahme der Wiesn ins Weltkulturerbe. Keiner hat sie so schön formuliert wie der Münchner CSU-Abgeordnete Wolfgang Stefinger, dessen Wiesn-Erinnerungen vor allem aus lauter "feschen Madln und Buam in Tracht" bestehen, aus dem Duft von gebrannten Mandeln und Hendln, treu verbunden mit den Klängen von Blasmusik. Das, lieber Stefinger, ist nett, aber echt zu mager.
Weltkulturerbe ist kein Ponyhof. Die Wiesn hat's nur deshalb drauf, weil sie maßlos ist, apokalyptisch, schrill und laut und weil sie nur im Rausch ertragen wird. Sie ist die größte Biertränke, die fetteste Ochsenabfieselanstalt und das schrillste Faschingsfest der Welt. Und das größte Friedensfest sowieso: Früher wurden Kinder, die sich auf der Wiesn verlaufen hatten, sofort verwurschtelt, aber das war lange bevor es ein Weltkulturerbe gab.