Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Schärfere Regeln für Wiesn-Ordner

Jedes Jahr gibt es Beschwerden über die Security-Mitarbeiter in den Wiesn-Zelten. Nun will die Stadt besser kontrollieren, wer im Einsatz ist. Mit Ausweisen an der Kleidung samt Foto und Name.

Von Dominik Hutter

Die Ordner werden zur Ordnung gerufen: Nach schlechten Erfahrungen mit privaten Sicherheitsdiensten auf dem Oktoberfest will Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle nun deren Zuverlässigkeit wirkungsvoller überprüfen. Künftig muss jeder der etwa 1000 Mitarbeiter auf der Wiesn gut sichtbar einen Ausweis mit amtlichem Siegel der Stadt tragen. Bei Verstößen drohen Bußgelder.

Die Unternehmen sollen zudem über die Oktoberfestverordnung verbindlich dazu verdonnert werden, nur Mitarbeiter auf die Wiesn zu schicken, "die in rechtlicher und fachlicher Hinsicht geschult, körperlich geeignet sowie der deutschen Sprache mächtig sind". Die Schulungen müssten speziell auf den Wiesn-Einsatz zugeschnitten sein und ihren Schwerpunkt im Bereich Deeskalation und Gewaltprävention haben.

Der Ordnungsdienst auf der Wiesn zählt zu den heikleren Tätigkeiten, die der Arbeitsmarkt zu vergeben hat. Oft ist bei den Einsätzen sehr viel Alkohol im Spiel, entsprechend aggressiv und uneinsichtig reagieren die Ermahnten und Ertappten. 2008 bestätigte das Amtsgericht München, dass die Sicherheitskräfte notfalls auch einmal handgreiflich werden dürfen, wenn sich ein Gast besonders renitent verhält.

Andererseits geraten auch die Ordner selbst immer wieder wegen Übergriffen und Überreaktionen in die Schlagzeilen. 2010 zum Beispiel wurde ein Security-Mann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er einer 26-jährigen Frau einen Maßkrug ins Gesicht geschlagen hatte. Jedes Jahr wieder hagelt es Beschwerden wegen Prügeleien und Beleidigungen, es steht der Vorwurf im Raum, Wiesn-Ordner verlangten Bestechungsgeld für den Einlass in eigentlich schon wegen Überfüllung geschlossene Zelte.

"Nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko"

Aus diesem Grund hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) seit Langem ein Auge auf die Qualifikation des Personals. Die Wirte dürfen nur vom KVR überprüfte und für zuverlässig befundene Mitarbeiter einstellen, die vorher bei der Stadt angemeldet worden sind. Die Kontrollen allerdings gestalteten sich bislang schwierig: Oft waren später ganz andere Sicherheitsleute im Einsatz, als auf den Tagesplänen verzeichnet. Und weil die Ordner in schöner Regelmäßigkeit keinen Ausweis bei sich hatten, hätte die Identitätsprüfung bei laufendem Betrieb so viel Zeit in Anspruch genommen, dass sie schlicht ausfallen musste.

Inzwischen sind KVR und Polizei einmütig zu dem Schluss gekommen, dass auf der Wiesn immer wieder nicht überprüftes oder sogar zuvor abgelehntes Personal durch die Zelte patrouilliert. Die Zuverlässigkeits- und Sicherheitsprüfungen würden regelmäßig umgangen. Ein "nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko" sei das, warnt das KVR. Weshalb Verstöße gegen die Vorgaben mit Bußgeldern sanktioniert werden müssten.

Stimmt der Stadtrat den Vorschlägen von KVR-Chef Blume-Beyerle zu, werden die Regularien künftig in der Oktoberfestverordnung fixiert. Zudem wird jeder Security-Mitarbeiter verpflichtet, seinen Ausweis gut sichtbar "auf dem äußersten Kleidungsstück" zu tragen. Samt Foto, Ordnernummer, Name der Sicherheitsfirma und eben dem neuen Siegel. Zusätzlich muss auch der Name des Mitarbeiters aufgeführt sein - ein Passus, den die Bewachungsunternehmen gerne verhindert hätten. Schließlich werde so die komplette Identität preisgegeben, und das auf dem größten Volksfest der Welt. Das KVR hält dennoch daran fest. Allerdings reicht es aus, wenn der Name auf der Rückseite der Ausweiskärtchen steht und somit nur bei den Kontrollen durch die Stadt gelesen wird.

Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich fordert schon seit Jahren, dass die Ordner endlich zweifelsfrei identifizierbar sein müssen - eine Anregung, die jetzt freilich nur teilweise erfüllt wird. Die Politikerin, die sich seit Längerem mit dem Thema Wiesn-Ordner beschäftigt, fände aber noch eine weitere Neuerung wünschenswert: eine ausreichende Bezahlung. Denn Ordner auf dem Oktoberfest - das sei schon ein "verdammt stressiger Job".

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SZ vom 24.06.2014/ahem
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