Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Reservierungen nur für Münchner

  • Wiesn-Bürgermeister Josef Schmid (CSU) will den Münchnern einen Vorteil bei den Reservierungen für das Oktoberfest einräumen.
  • Für den von Wirten oft geforderten Mindestverzehr soll es eine Obergrenze geben.
  • Stimmt der Stadtrat zu, gilt die neue Regelung bereits für das diesjährige Oktoberfest.

Von Franz Kotteder

10 500 Reservierungsplätze mehr für Münchner an den Wochenenden und keinen ausufernden Mindestverzehr mehr: Das wünscht sich Wiesn-Bürgermeister Josef Schmid (CSU). Entsprechende Vorschläge will er sich jetzt vom Stadtrat absegnen lassen.

Es geht dabei vor allem um 15 Prozent der Zeltplätze in der Mittagszeit, für sie soll auch keine Mindestabnahme verlangt werden. Bei den übrigen Reservierungen soll es künftig eine Obergrenze für den geforderten Mindestverzehr geben. Bisher verlangen einzelne Wirte von den Gästen die Abnahme ganzer Menüs. Das soll künftig nicht mehr möglich sein.

Schmid möchte die neuen Regeln im Stadtrat der interfraktionellen Arbeitsgruppe zum Oktoberfest in ihrer nächsten Sitzung in vier Wochen vorschlagen. Stimmen Arbeitsgruppe und der zuständige Stadtratsausschuss zu, so gilt die neue Regelung bereits für das diesjährige Oktoberfest.

Schmid will Wirten und Einheimischen entgegenkommen

Josef Schmid will mit seinem Vorschlag einerseits den Wirten entgegenkommen, die nicht zufrieden sind mit den strengen Reservierungsregeln, die der jetzige Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in seiner Zeit als Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef einführte. Andererseits will er auch jenen gerecht werden, die beklagen, dass Einheimische auf der Wiesn keinen Platz mehr bekommen. Deshalb sollen künftig an den Wochenenden und an Feiertagen bis 15 Uhr nicht mehr die Hälfte aller Plätze in den großen Bierzelten freigehalten werden, sondern ganztags nur noch 35 Prozent. Bisher galt die 35-Prozent-Regel erst von 15 Uhr an.

Die zusätzlichen Reservierungen sollen die Wirte vorrangig an Münchner - gegen Vorlage des Personalausweises - vergeben und dafür auch keine Mindestabnahme verlangen. Schmid: "Das wurde im vergangenen Jahr beim Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn schon so praktiziert und hat gut funktioniert."

Hoffnung auf "mehr Bewegung in den Zelten"

Insgesamt wird es so an den Samstagen und Sonntagen - der Tag der Deutschen Einheit fällt heuer auf einen Samstag - bis 15 Uhr rund 10 500 zusätzliche Reservierungsplätze mehr geben als im vergangenen Jahr, bei gut 70 000 Plätzen in den Zelten insgesamt. Wirtesprecher Toni Roiderer vom Hackerzelt findet es grundsätzlich positiv, "wenn mehr Bewegung in die Zelte kommt. Da haben wir etwas davon und die Schausteller und Marktkaufleute auch."

Skeptisch ist er, was die Beschränkung auf Münchner angeht: "Wie will man das kontrollieren? Da kann ja einer mit dem richtigen Personalausweis kommen und dann für lauter Ortsfremde einkaufen." Roiderer findet diese Beschränkung jedenfalls "etwas populistisch. Schließlich sind doch eh schon 82 Prozent aller Wiesnbesucher Münchner". Dass es keine Mindestabnahme geben soll, stört ihn: "Da kommen dann die, die sich zu zweit stundenlang eine Mass teilen."

Wider den Menüzwang

Ein weiteres Aufreger-Thema ist die verpflichtende Mindestabnahme an Speisen und Getränken, die von den Wiesnwirten bei Reservierungen verlangt wird. Neben den üblichen zwei Mass und einem halben Hendl pro Person ist bei vielen das opulente Brotzeitbrettl für den ganzen Tisch Pflicht, einzelne verlangen die Abnahme ganzer Menüs. "Da wollen wir jetzt klare Grenzen setzen", sagt Schmid, "einen Menüzwang soll es nicht mehr geben."

Die neue Regelung, wie Schmid sie sich vorstellt, sieht so aus: In den Mittelschiffen der großen Zelte sind zwei Mass und ein halbes Hendl pro Person die Obergrenze, auf allen übrigen Plätzen zusätzlich noch ein Zehn-Euro-Gutschein pro Person. Für die kleinen Wiesnzelte, die oft gar keine Hendl führen, gelten 55 Euro pro Person als Obergrenze, bei den Partyzelten - Käfers Wiesn-Schänke und Kufflers Weinzelt, die bis ein Uhr offenbleiben dürfen - sollen es 80 Euro pro Person sein. Bedingung auch hier: Der Stadtrat muss Schmids Vorschläge erst noch absegnen.

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