Oktoberfest:Rassismus-Streit um Wiesn-Motive

Oktoberfest: Auf der Wiesn sollten sich alle Menschen wohlfühlen, ganz egal welche Hautfarbe sie hätten, sagt Habenschaden.

Auf der Wiesn sollten sich alle Menschen wohlfühlen, ganz egal welche Hautfarbe sie hätten, sagt Habenschaden.

(Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Münchens Kulturbürgermeisterin Katrin Habenschaden missfallen einige Bilder, die zuletzt auf dem weltberühmten Bierfest zu sehen waren. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hat keine Bedenken.

Von Heiner Effern

Die Wiesn taugt in München immer für eine hitzige Diskussion. Seit die Grünen stärkste Fraktion im Stadtrat sind und der Wiesn-Chef von der CSU kommt, wird das Volksfest quasi zu einem politischen Dauerbrenner. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner lässt keine Chance für einen Streit aus, und er trägt diesen über die Bild-Zeitung aus. Gerade muss sich der Wiesn-Chef mal wieder furchtbar über die Grünen aufregen, weil die Rassismus sehen auf der Wiesn, von dem er nichts bemerkt. Angeblich wollen die Grünen auch gleich noch alle halb oder gar nicht bedeckten Frauen verbieten, meint er.

Es geht um die Malereien an den Fahrgeschäften und Buden. "Die haben 30 Jahre lang niemand interessiert", sagt Baumgärtner. Doch jetzt würden die Grünen mit ihrer Wokeness wieder mal ein Thema "hochjubeln". Wieder mal Verbote geplant, die Grünen halt. So Baumgärtners nicht ganz neue Sicht auf die Dinge.

Oktoberfest: Um Zeichnungen wie diese, die auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr zu sehen war, geht es bei der Diskussion.

Um Zeichnungen wie diese, die auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr zu sehen war, geht es bei der Diskussion.

(Foto: Robert Haas)

Die Grünen ärgern sich massiv über den CSU-Referenten. Wenn sie sich über den Populismus der CSU in München echauffieren, dürfte Baumgärtner eine tragende Rolle in ihren Gedanken einnehmen. In der momentanen internen Debatte mit dem CSU-Mann soll es nur um das Thema Rassismus gegangen sein, ist zu hören. Nicht um die Nackten. Die Fachstelle für Demokratie habe verschiedene Motive auf der Wiesn als rassistisch eingestuft. Eine Malerei, um die es geht, zeigt einen Schwarzen, der den Rock einer Frau anhebt und auf ihren nackten Hintern blickt. Daneben liegen oder sitzen andere Wiesn-Besucher und genießen das Fest schlafend oder trinkend.

Für Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) gibt es an der Botschaft einer solchen oder ähnlicher Malereien keinen Zweifel. "Die Wiesn ist ein Familienfest und gleichzeitig das internationale Aushängeschild Münchens mit Besuchern aus aller Welt. Ich will nicht, dass unsere Gäste hier mit rassistischen Motiven konfrontiert werden."

Auf der Wiesn sollten sich alle Menschen wohlfühlen, ganz egal welche Hautfarbe sie hätten. "Das sollte im Jahr 2023 selbstverständlich sein. Ich hoffe, dass der Kampf gegen Rassismus weiterhin Konsens ist unter den demokratischen Parteien Münchens - trotz der anstehenden Landtagswahl."

Das will der gescholtene Wiesnchef Baumgärtner nicht auf sich sitzen lassen. "Auf der Wiesn hat Rassismus keinen Platz", sagt er. Doch wenn nun mal ein Schwarzer den Rock einer Frau anhebe und ihren nackten Hintern bloß lege, während die Weißen daneben nur trinken oder schlafen, dann "ist das aus meiner Sicht kein Rassismus", sagt er. Allenfalls moralisch anstößig sei das.

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