Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest-Plakat:Entspannter Sieger

  • Moritz Breitenhuber, 22, hat das diesjährige Wiesn-Plakat entworfen: ein Maßkrug, zu dem sich eine bunte Buchstaben-Collage formiert.
  • Der Neurieder ist Student an der Design-Akademie U5 in München. Die Akademie stellt schon zum dritten Mal den Gewinner des Plakat-Wettbewerbs.
  • Breitenhuber bekommt für sein Plakat 8000 Euro - der Spaß an der Arbeit ist ihm im Moment jedoch noch wichtiger als das Geld.

Von Jutta Czeguhn, Neuried

Opa Max hätte sich bestimmt narrisch gefreut, Moritz Breitenhuber ist sich da ziemlich sicher. Wie alle in der Familie sei er ein großer Wiesngänger gewesen. Doch der Großvater ist im Mai vergangenen Jahres gestorben und kann nicht mehr miterleben, wie das Oktoberfest 2015 zu einem ganz besonderen werden wird für die Breitenhubers. Denn: Enkel Moritz, 22, hat das diesjährige Wiesn-Plakat entworfen: ein Maßkrug, zu dem sich eine bunte Buchstaben-Collage formiert. Die Merchandising-Maschinerie der Wiesn rattert gerade los. Der Sieger-Entwurf soll Poster in einer Auflage von 100 000 zieren, natürlich auch Krüge, T-Shirts und was immer sich an lizenziertem Schnickschnack zu Geld machen lässt.

Moritz Breitenhuber bekommt insgesamt 8000 Euro: Da ist einmal das Preisgeld in Höhe 2750 Euro für den Sieger-Entwurf plus 250 Euro, weil es diesmal keinen Drittplatzierten gab und er sich mit dem zweiten Preisträger 500 Euro teilt, plus 5000 Euro für die Überlassung der Verwertungsrechte. Angesichts des Millionengeschäftes, das mit seinem Logo betrieben wird, ist das doch eine ziemlich mickrige Summe - aber der Grafik-Design-Student zuckt mit den Schultern.

Mit dem Geld will Breitenhuber in den Urlaub fahren

Er sitzt im hellen Dachgeschoss seines Neurieder Elternhauses, das Opa Max, ein Architekt, zur Büroetage ausgebaut hat. Nebenan arbeitet sein Vater Bernhard, ebenfalls Architekt. Im Parterre hat Mutter Ulrike, eine Modedesignerin, ihr Atelier. "Ums Geld ging's mir nicht", sagt Moritz Breitenhuber, groß, schlank, blond. Doch hat man keinen dieser selbstausbeuterischen Kreativen vor sich, sondern jemanden, der weiß, was er kann und wert ist.

Neben dem Studium arbeitet Breitenhuber als Freiberufler für diverse Kunden. "Jedes Semester verlange ich einen höheren Stundenlohn", erzählt er. Und scheint überhaupt genau im Kopf zu haben, wo es beruflich für ihn lang gehen soll. Nur bewegt er sich dabei eben ziemlich entspannt. Das Wiesn-Plakat, klar sei das schön für die Mappe. Aber auch ein großer Spaß. Mit dem Geld werde er wohl erst mal in Urlaub fahren. Er ist passionierter Snowboarder und Sporttaucher.

Erste Design-Versuche am alten PC des Vaters

Seit der achten Klasse war für Moritz Breitenhuber klar, dass er einmal als Grafik-Designer arbeiten wird. Eineinhalb Wochen Schüler-Praktikum bei einer Kraillinger Werbeagentur haben ihm an Erkenntnisgewinn gereicht, um das mit dem Traumberuf fix zu machen. Damals werkelte er gerne mit Photoshop am alten Computer seines Vaters. Einer der ersten Versuche ist ein DVD-Cover, da hat er den Kopf seiner kleiner Schwester Wanda in ein Motiv aus dem James-Bond-Film "Octopussy" eingebaut. Für Freunde entwirft er Party-Flyer, für die Mama Weihnachtseinladungen, ein Nachbar bekommt Prospekte für seine Reiseagentur. Opa und Papa geben bei ihm die Chronik für ihr gemeinsames Architekturbüro in Auftrag.

Die Abiturprüfungen bringt Moritz in Seelenruhe mit dem beruhigenden Wissen hinter sich, dass er an der Design-Akademie U5 in der Einsteinstraße aufgenommen ist. Die "solide 2,7" im Abi war da gar nicht mehr so wichtig, mittlerweile ist er im fünften Semester.

Der Bürgermeister wird den Plakat-Sieger empfangen

Seit Jahren nimmt die private Design-Akademie stets mit zwei Studenten-Entwürfen am Wettbewerb um das offizielle Wiesnplakat teil; mit Moritz Breitenhuber stellt die Akademie nun schon zum dritten Mal den Gewinner. Ein Doppelsieg, denn auch Ahmed Fouda, der Zweitplatzierte, studiert am U 5. Er und Breitenhuber hatten sich zunächst bei einem schulinternen Contest durchsetzen müssen.

Die Ansätze der beiden Studenten sind ziemlich unterschiedlich: Während Fouda eine stramm-wadige Bedienung einen Turm aus munter schäumenden Masskrügen balancieren lässt, setzt der Neurieder effekt- und kitschfrei beinahe ganz auf typografische Elemente. Auf nachttiefem Blau gruppieren sich bunte Buchstaben zum Wort "Oktoberfest" und lassen einen Maßkrug erkennen. Die Jury habe in seinem Logo "liebenswerten Witz, Lebensfreude und noch ein, zwei Dinge erkannt", die Breitenhuber aber schon wieder vergessen hat.

Den Sieg hat Breitenhuber bereits groß mit Familie und Freunden gefeiert, ein Empfang beim Neurieder Bürgermeister steht noch aus. Bei der Präsentation seines Siegerentwurfes hatte ihn die Stadt nicht eingeladen. Und auf die Frage, ob er wenigstens beim Oktoberfest-Umzug in einer Kutsche sitzen oder beim "Ozapft is" dabei sein darf, grinst er schelmisch. Ein Tisch in seinem Lieblingszelt wäre ihm ohnehin lieber. "Dem ersten Wiesentag fiebere ich entgegen, das ist aber unabhängig vom Plakat", sagt er. Schließlich war er schon mit zwei Monaten zum ersten Mal dort - im Kinderwagen, mit den Eltern und Opa Max.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2015/tau
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