Ein Dorfplatz mitten auf der Oidn Wiesn? Wenn alles mal fertig ist, soll die grüne Tanzfläche der Boandlkramerei genau das darstellen. Das neue Zelt des Wirtspaars Petra und Peter Schöniger ist noch im Werden. Aktuell dominiert hier noch der Astloch-Look unbehandelten Holzes die Szenerie. Doch wenn das Gestaltungskonzept von Maria Spielberger und Catharina Lorenz vom Büro „Wildsfeuer Architekt und Innenarchitekten“ dann final verwirklicht ist, soll es so gemütlich werden wie in einem alten Wirthaus und eben auf dem Platz davor. Dafür sorgen die Boxen an den Seiten, die in diesem Falle „Stadel“ mit Vorhängen an den Fenstern sein sollen, sowie das Farbkonzept mit moosgrünen Akzenten und die Bühne mit ihrer Bauerntheater-Optik mitsamt großem Kruzifix an der Seitenwand.
Die Deckenverkleidung ist schon fertig. Sie besteht aus sonnengelben und himmelblauen Bahnen, ein riesiger „Musikantenkranz“ wird ein zentraler Blickfang des Zeltes. Klassische Volksmusikinstrumente wie Zither, Trompete, Tuba und Harfe zieren ihn und stehen für das Motto der Boandlkramerei: Es ist das Musikantenzelt der Oidn Wiesn. Dort soll es während des Festes vornehmlich traditionelle bayerische Klänge zu hören geben, aber auch moderne Volksmusik, Rockiges, Südamerikanisches und sogar einen Barbershop-Chor. Für die Musikmischung ist der Schauspieler und Musikkabarettist Winfried Frey verantwortlich.
Aber noch geben Hämmer und Bohrmaschinen den Rhythmus im Zelt vor. Das wird später, inklusive Freisitz, 2845 Besuchern Platz bieten. Peter Schöniger ist überzeugt, dass alles bis zum Anstich fertig wird, auch wenn die Arbeiten mit Verspätung angefangen haben. Denn nachdem die Boandlkramerei bei der Bewerbung besser abgeschnitten hatte als das Herzkasperlzelt, hatte dessen Wirt Beppi Bachmaier gegen seine Nichtzulassung geklagt. Doch sowohl beim Verwaltungsgericht als auch beim Verwaltungsgerichtshof scheiterte er damit. Der Rechtsstreit hat den Baubeginn verzögert.
Von 7 bis 17 Uhr ist Schöniger auf der Baustelle, statt Trachtenhemd und Lederhose trägt er Arbeitskleidung und hilft beim Aufbau mit. Schöniger ist in München bekannt als Wirt der Festhalle Bayernland, die unter anderem im April auf dem Münchner Frühlingsfest und von diesem Donnerstag an auch beim Abensberger Gillamoos unter dem Namen „Festzelt Kuchlbauer“ steht. Optisch unterscheidet sich das Boandlkramer-Zelt von der Festhalle stark, auf der Oidn Wiesn ist Retro-Optik statt Party-Zelt-Atmosphäre geboten.



Anders als im Herzkasperlzelt ist die Bühne in der Boandlkramerei nicht in der Mitte, sondern am Zeltende aufgebaut. Darüber lässt eine Glasfront viel Licht in den Raum, zudem können die Gäste die anderen Oktoberfestbesucher beobachten, die oben an der Theresienhöhe vorbeigehen.
Nicht jedem gefällt das neue Musikantenzelt, zum Beispiel dem ehemaligen Vize-Direktor des Stadtmuseums und einem der geistigen Väter der Oidn Wiesn, Florian Dering. Die Fassade sei gestalterisch „eine Frechheit“, zitierte ihn die Abendzeitung, zum Namen meinte er: „Warum nicht gleich Aussegnungshalle?“

Lageplan für das Oktoberfest:Wo welches Wiesn-Zelt steht
18 große Bierzelte gibt es auf dem Oktoberfest: Wo man Hofbräu-Festzelt, Fischer-Vroni oder die Ochsenbraterei findet – der Wiesn-Lageplan.
Wie auch immer: Geschmack und Humor sind auf der Wiesn, auch auf der Oidn, Ansichtssache. Peter Schöniger erklärt, der Name Boandlkramerei komme tatsächlich von den Boandln, also den Knochen der in so einem Bierzelt verzehrten Tiere. Man könnte auch sagen: Viele Münder sind der Hendl Tod. Und weil der Boandlkramer in der volkstümlichen Variante des Bairischen für den Tod steht, spielt die Figur gestalterisch auch eine Rolle.
Die Rolle des Anzapfens am 21. September um 12 Uhr soll übrigens der Schauspieler Maximilian Brückner übernehmen, der seit Jahren im Volkstheater in „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ den Boandlkramer gibt.
Wenn er im Boandlkramer-Kostüm den Schlegel schwingen würde, wäre das keine große Überraschung.