Münchner Großgastronom:Wiesnwirt Michael Käfer öffnet sein Fotoalbum

Der Gastronom spricht über seine Kindheit in Bogenhausen, über das erste Treffen mit seiner Frau und den wahren Grund, warum Bill und Hillary Clinton in sein Festzelt kamen.

Protokoll von Christian Mayer

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Kindheit

Michael Käfer Fotoalbum
Einmalige Nutzung

Quelle: privat

Auf diesem Foto bin ich vielleicht drei Jahre alt, das war im alten Geschäft in der Schumannstraße in München-Bogenhausen. Mein Vater Gerd ist sichtlich stolz auf mich, genauso wie die Verkäuferinnen - rechts steht die Resi, die Jahrzehnte bei uns gearbeitet hat. Wir hatten damals Obst und Gemüse noch draußen stehen. Weinfässer gab's auch, wie man hier sieht, die Kunden konnten sich da ihre Flaschen abfüllen lassen, richtig nachhaltig, würde man heute sagen.

Mein Großvater war ja ursprünglich Weinhändler, er hat sich persönlich um den Einkauf gekümmert. Die schwäbische Mentalität meiner Großeltern, die 1930 den Kolonialwarenladen gegründet haben, war sehr prägend für mich, obwohl ich in München geboren und aufgewachsen bin. Wenn ich an diese Zeit denke, sehe ich meine Großmutter vor mir, wie sie an Theke steht; sie war die graue Eminenz des Geschäfts, ungeheuer fleißig - erst mit 65 ist sie zum ersten Mal in den Urlaub gefahren.

Aus dem anfangs bescheidenen Laden ist dann allmählich das Unternehmen Käfer entstanden. Wenn ich ehrlich bin, muss ich mir eingestehen: Ich habe zwar einige Reisen gemacht, aber bin nie wirklich rausgekommen aus Bogenhausen. Ich krieg zu schnell Heimweh! An die Kindheit im Feinkostgeschäft erinnere ich mich sehr gerne zurück. Im Gegensatz zu anderen Kindern brauchte ich keinen Kaufmannsladen als Spielzeug - ich lebte ja schon in einem. Es drehte sich damals alles ums Geschäft, um die Kunden. Ich weiß noch, wie mein Vater nach dem anstrengenden Weihnachtsgeschäft an Heiligabend schon früh müde wurde; er schlief dann zu Hause meist um neun Uhr abends ein.

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Die Mutter

Michael Käfer Fotoalbum
Einmalige Nutzung

Quelle: privat

Meine Mutter ist ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben, wir hatten immer ein enges Verhältnis. Sie ist jetzt 90 Jahre alt und leider nicht mehr fit, deshalb wohnt sie jetzt bei uns in Bogenhausen. Ich habe ihr auch extrem viel zu verdanken.

Nach der Scheidung meiner Eltern bin ich ja bei ihr großgeworden, in dieser Zeit hat sie mir zuliebe auch auf viele Dinge verzichtet. Von meiner Mutter habe ich jedenfalls gelernt, Menschen zu mögen. In meinem Beruf ist das eine Voraussetzung, aber es fällt mir auch leicht. Ich mag einfach die Menschen, mindestens 90 Prozent sind völlig in Ordnung. Und die anderen zehn Prozent sind mir ehrlich gesagt wurscht. Das sind so Themen, die mir meine Mutter früh beigebracht hat.

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Fasching

Michael Käfer als Faschingsprinz in München

Quelle: privat

Da war ich Faschingsprinz bei der Narrhalla - und man sieht schon an meinem Gesichtsausdruck, dass es keine ganz leichte Zeit war. Aber ich hatte mich eben verpflichtet, auch weil mein Vater sehr aktiv in der Faschingsgesellschaft war. Meine Prinzessin Stephanie Heiden wirkt deutlich entspannter, sie hat später übrigens einen echten Fürsten geheiratet!

Ich weiß noch, wie wir Anfang 1983 wochenlang in der ganzen Stadt unterwegs waren, wir fuhren mit der Prinzengarde von Veranstaltung zu Veranstaltung. Für einen, der nicht so gerne ganz vorne im Rampenlicht steht, ist das eine Herausforderung. Ich erinnere mich an einen Auftritt mit der Narrhalla im Olympiastadion vor 50 000 Menschen beim Spiel des FC Bayern gegen Fortuna Düsseldorf, da war die Hölle los, wir kriegten das Mikrofon in die Hand gedrückt und mussten da irgendeinen Schmarrn erzählen, gemeinsam mit den Düsseldorfer Narren und Franz Josef Strauß, dem damaligen Ministerpräsidenten.

Das schlimmste Erlebnis war der Termin bei der Nymphenburger Sektkellerei, wo ich als Faschingsprinz einen Humpen austrinken musste. Ich trinke ja selten Alkohol, deshalb hat mir das den Rest gegeben, ich war danach tagelang krank. Zum Glück macht man so was nur einmal im Leben.

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Clarissa

Michael Käfer und seine Frau Clarissa

Quelle: privat

Meine Frau, mein Glücksfall! Wir haben uns vor 13 Jahren kennengelernt. Vorgestellt hatte uns der Münchner Musikmanager Monti Lüftner, ein großer Netzwerker. Er rief bei mir an: Es gebe da "zwei ganz tolle Mädels", beide Anwältinnen, die sich gerade beruflich neu orientieren wollten.

Zufällig suchte ich eine Leiterin für das Rechnungswesen. Daraufhin kam Clarissa, sie war mir extrem sympathisch, aber überqualifiziert für den Job; sie hätte gleich die kaufmännische Leitung übernehmen können. Wenig später sah ich sie wieder, am ersten Tag des Oktoberfests, sie saß in der berühmten "Monti-Box" in unserer Käferschänke. Und dann ging alles ruckzuck, eineinhalb Jahre später haben wir in Fuschl geheiratet. Durch Clarissa bin ich in meinem Leben angekommen. Sie hat eine ungeheuere Energie und ist eine wunderbare Mutter.

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Zwillinge

Michael Käfer Fotoalbum
Einmalige Nutzung

Quelle: privat

Raphael und Nikolas, das Foto ist ein paar Jahre alt. Inzwischen sind sie schon acht. Dass man als Vater auch mal Schmarrn machen kann, finde ich herrlich. Einmal wollte Clarissa am Wochenende unbedingt Spiegelei, da bin ich einfach ins Bad gegangen und hab den Spiegel abmontiert, und dann haben wir ihr die Eier darauf serviert - bis heute ist das der Running Gag der Familie.

Beide Jungs sind inzwischen sensationelle Skifahrer, sie lieben schwarze Pisten. Nachdem ich zuvor dreißig Jahre nicht mehr Skifahren war, muss ich mich ganz schön ranhalten, um hinterherzukommen. Als nicht mehr ganz junger Vater versuche ich einigermaßen fit zu bleiben, das ist auch ein Grund, warum ich jetzt Marathon laufe. Zugleich lerne ich durch Raphael und Nikolas noch mal ganz neue, jüngere Leute kennen, die vierzigjährigen Väter der Klassenkameraden.

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Lieblingsmannschaft

Oktoberfest 2011 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Diese besondere Beziehung der Bayern zu unserem Haus besteht schon seit Beckenbauers Zeiten - also seit es die Käferschänke gibt. Hier sieht man Manuel Neuer 2011 mit seiner damaligen Freundin. Ich kann mich nur an ein einziges Jahr erinnern, als der traditionelle Wiesnbesuch der Mannschaft ausfiel - auf Anordnung des Vorstands, weil die Bayern unter Louis van Gaal kurz zuvor gegen Dortmund verloren hatten. Ansonsten fühlen sich die Spieler und Trainer sehr wohl bei uns. Erst gibt es die obligatorischen Pressefotos auf dem Vorplatz, da muss jeder durch, und dann können sie in aller Ruhe ihre Maß trinken.

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Freundschaft

Michael Käfer Fotoalbum
Einmalige Nutzung

Quelle: privat

Links von mir sitzt Peter Schmuck, der früher Gastronom im Münchner "Dürnbräu" war, und rechts Christian "Lemmy" Hoffmann. Lemmys Vater, Willi O. Hoffmann, war mal Präsident des FC Bayern, auch ein Stammgast bei Käfer, daher die Connection. Wenn wir es schaffen, gehen wir einmal im Jahr wandern. Peter ist auch Patenonkel von Raphael. Ich versuche, Freundschaften zu pflegen, auch wenn das in meinem Beruf nicht leicht ist. Umso schöner, wenn wir endlich mal wieder zusammen sitzen.

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Bill Clinton

Oktoberfest 2018 - Bill Clinton

Quelle: dpa

Das war vergangenes Jahr bei uns in der Käfer-Schänke auf der Wiesn, ein ganz schöner Auftrieb. Allein die Security! Wenn ein ehemaliger amerikanischer Präsident so einen Besuch macht, wird das ganze Zelt vom Secret Service durchleuchtet, die haben acht Leute vorbeigeschickt, um alle Fluchtwege zu untersuchen, jeden Eingang zu checken.

Aber dann, am Abend selber, war alles relativ normal, Bill und Hillary haben ihr Bier getrunken und ihr Hendl gegessen, er in bayerischer Tracht mit Lederhose und Weste, sie im Kostüm. Bill Clinton gibt einem ja das besondere Gefühl, dass er sich wirklich für dich interessiert - selbst wenn das Gespräch nur fünf Minuten dauert.

Er hat mir erzählt, dass er als 24-Jähriger schon einmal auf der Wiesn war. 2018 war er auf Einladung von Maya von Schönburg-Glauchau bei uns, die Schwester von Gloria von Thurn und Taxis. Sie wusste, dass sie Krebs hatte und wollte bei der Feier ihres 60. Geburtstags noch einmal ihre Freunde um sich haben, die Wiesn-Einladung war ein Abschied für sie. Dass die Clintons extra aus den USA anreisten, hat sie sehr gefreut.

© SZ.de/mmo
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