Wiesn-Standkonzert:Marsch, Marsch

Oktoberfest Standkonzert vor der Bavaria auf der Wiesn

Wie es sich gehört, war der Himmel beim traditionellen Standkonzert auf der Wiesn am Sonntag wunderbar blau.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Der Himmel über der Bavaria ist vorschriftsmäßig blau, als das Standkonzert auf dem Oktoberfest beginnt. Mit dabei: Hunderte Musiker, Tausende Zuhörer und eine Welt-Uraufführung.

Von Stephan Handel

Natürlich, Hunderte Musiker auf den Stufen, natürlich, Tausende Besucher bis weit hinter zum Esperantoplatz, und natürlich steigt am Ende wie seit Anbeginn der Zeit ein bunter Luftballonschwarm am Haupt der Bavaria vorbei in den vorschriftsmäßig blauen Himmel - aber das Wiesn-Standkonzert am mittleren Sonntag war heuer, bei allem Festhalten am Traditionellen, doch ein bisschen anders als sonst.

Der Defiliermarsch zum Beispiel, sonst immer der Abschluss des Konzerts vor dem Bayernlied, erklang dieses Mal gleich zu Beginn. Das hatte einen Grund: Wolfgang Grünbauer, Kapellmeister im Festzelt Tradition, hat einen "Münchner Oktoberfest-Marsch" komponiert und das Stück dem im April dieses Jahres gestorbenen Hermann Memmel gewidmet, dem langjährigen Wiesn-Stadtrat. Die Zuhörer erlebten also eine Welt-Uraufführung, und auch für Oberbürgermeister Dieter Reiter am Dirigentenstab dürfte das etwas Neues gewesen sein: einen Marsch zu dirigieren, den er kaum gehört hat, auch wenn ihm die Musiker noch kurzfristig eine Aufnahme zur Verfügung gestellt haben.

Den Auftakt der Ehrendirigenten machte einer, der's kann: Otto Schwarzfischer, mittlerweile 80 Jahre alt, 1956 zum ersten Mal im Schottenhamel dabei in der Kapelle seines Großvaters, die im kommenden Jahr 70 Jahre auf der Wiesn begehen kann - mehr als genug Anlässe, den hochverdienten und hochgeehrten Wiesn-Maestro auf die Bühne zu holen; er erledigte seine Aufgabe, den Deutschmeister-Regimentsmarsch zu leiten, selbstverständlich mit Bravour.

Neben den Musikern der Zeltkapellen, die sich auf der Treppe zur Bavaria aufgestellt hatten, spielten und tanzten die Jugendtanzgruppe des Gebirgstrachten-Erhaltungsverein Surtal Lauter aus der Nähe von Traunstein, die Alphornbläser aus Oy, Jagdhörner aus Miesbach und der Volkssänger Winfried Frey. Mathias Achatz, der sonst mit seiner Kapelle die Ochsenbraterei beschallt, hatte sich selbst eine schwere Aufgabe auferlegt: Er spielte Auszüge aus dem "Karneval von Venedig", ein berühmtes und über die Maßen schweres Bravourstück - da wäre mancher Trompeter froh, wenn er es überhaupt mal hinkriegen würde, Achatz brillierte trotz sengender Sonne und einer Woche Bierzeltmusik in den Lippen.

Dass Sabine Schulz-Hammerl nach einigem juristischen Hickhack seit Kurzem nun doch Leiterin des Münchner Abfallwirtschaftsbetriebs ist, wäre allein wahrscheinlich noch kein Anlass gewesen, sie zum Dirigieren einzuladen - aber die Wiesn-Wirte überreichten ihr und mehr noch ihren Mitarbeitern von der Müllentsorgung ihren Sonderpreis in Gestalt einer Miniatur-Bavaria. Die orangenen Westen der vier zur Preisübergabe angetretenen Müllwerker korrespondierten aufs hübscheste mit der Dirndlschürze ihrer Chefin, die eine erstaunliche Zahl bekannt gab: Jeder Wiesnbesucher verursacht am Ende tatsächlich nur 180 Gramm nicht-recyclbaren Müll.

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