Möglicherweise sind Wiesnwirt und städtischer Oktoberfestverantwortlicher doch keine Berufe für erwachsene Menschen. Zu diesem Schluss könnte man kommen, wenn man sich die seit vier Wochen dauernden Auseinandersetzungen ansieht. Beide Kontrahenten wissen, dass die größten Kindsköpfe ausschließlich auf der anderen Seite zu finden sind. Als unabhängiger Beobachter ist man sich da aber keineswegs so sicher.
An diesem Mittwoch soll es nun zu einem klärenden Gespräch zwischen den Streithähnen kommen. Wann und wo, ist übrigens geheime Kommandosache, das städtische Referat für Arbeit und Wirtschaft darf auf Geheiß seines Chefs Josef Schmid (CSU) allen Ernstes weder Ort noch Uhrzeit des Treffens nennen.
So etwas mag für den Sicherheitsausschuss des Bundestages sinnvoll sein, wenn die Kanzlerin gerade den Verteidigungsfall ausgerufen hat - im Rathaus geht es aber lediglich um eine Umsatzpacht und einen Bierpreisdeckel für die Wiesn. Wobei bis Dienstagnachmittag noch nicht einmal klar war, ob das Gespräch überhaupt stattfindet.
Denn der Sprecher der Wirte, Toni Roiderer, soll Wiesnchef Schmid einen "Komiker" genannt haben. Roiderer bestreitet entschieden, das gesagt zu haben. Aber Schmid nahm das angebliche Zitat zum Anlass, die Runde mit den Wirten infrage zu stellen und eine öffentliche und schriftliche Rücknahme zu fordern.
Es ist dann herausgekommen, dass Schmid doch kein Komiker ist. Auf alle Fälle scheint er momentan aber arg dünnhäutig zu sein und im blinden Gehorsam die einzig tragbare Gesprächsgrundlage zu sehen. Beinahe fragt man sich bang, wann er zu twittern beginnt wie Donald Trump?
Auf der anderen Seite mag man den Wirten auch nicht glauben, dass die Wiesn zu einem x-beliebigen Volksfest wie in Hinterpfuideifi verkommt, wenn sie den Bierpreis nicht erhöhen dürfen. Jedenfalls scheint das Wort "Lokalposse" wie geschaffen zu sein für diese Auseinandersetzung. Und München zeigt sich so als derzeit aussichtsreichste Anwärterin auf den Titel "Provinziellste Weltstadt von allen". Peinlich, peinlich!